Vincent Peirani Living Being IV - Time Reflections

Vincent Peirani Living Being IV - Time Reflections

V

ACT

The Liner Notes by Alex Dutilh als Aufmacher dieser Besprechung: „Listening to “Living Being IV: Time Reflections”, we are immediately struck by the range of dynamics, the intimacy and extroversion at play in every detail, the rich textures, and the arrangements that allow for riveting moments of surprise. It’s worth remembering that, from the outset with Living Being, Vincent Peirani brought to the fore the concept of chamber music: a small number of performers, with each one playing a unique part,but with the emphasis on the collective rather than the individual. From the start, with Le Cabinet des Énigmes, the melodic intelligibility is impressive. A sort of children’s song sublimated by the art of superimposing transparencies. Everything is played out in a myriad of details that create a perpetual motion. Further on, in Better Days, the motif heard – it came to Vincent Peirani while improvising during one of the COVID-19 lockdowns– conveys the fragility of a slow waltz emerging from the darkness to provide a glimpse of a radiant future.“

Fender Rhodes vereint mit dem hellen Klang des Sopransaxofons – das steht am Beginn des aktuellen Albums. Wir hören den Track „Le Cabinet des Énigmes“. Dabei haben wir den Eindruck, dass die Musik zwischen Konzertantem und Fusion changiert, dass vor allem Musik im Nachgang von Weather Report u.ä. präsentiert wird. Im Fokus steht dabei der Saxofonist Emile Parisien, ohne Frage, aber auch der Pianist Tony Paeleman hat seine Anteile. Schließlich „erobert“ dann Vincent Peirani mit seinem Zuginstrument die Szene. Beim Zuhören hat man die Vorstellung, der Akkordeonist verwandele sich in einen Geschichtenerzähler und nehme uns in „märchenhafte Welten“ mit, oder? Klanglich ein Leckerbissen ist schließlich die Melange zwischen Saxofon und Akkordeon. Mit einer Komposition mit dem Kürzel „L.L.“ (für den aus Benin stammenden Gitarristen Lionel Loueke!)  geht es weiter. Akkordeonklänge schweben dahin. Schlagwerkrauschen ist verhalten im Hintergrund zu vernehmen. Es scheint, als würde der Pianist an den Keyboards das aufnehmen und kommentieren, was der Akkordeonist vorträgt. Ähnlich scheint es der Saxofonist zu handhaben, der die feine Melodie weiterspinnt. Im Verlauf gibt es stark rhythmische Passagen, in die auch der Akkordeonist verstrickt ist. Einen Wohlklang bilden die quirligen Saxofonpassagen. Übrigens, je länger das Stück dauert, desto mehr musikalisches Feuer wird entfacht!

„Physical Attraction“ kommt mit einer gewissen Afro- und Ska-Einfärbung daher. Jazz Rock vom Feinsten wird vorgestellt. Die Musik aus Westafrika scheint durchaus zum Greifen nahe. Tanzbar ist die Nummer. Das ist ja heute in vielen Formen des Jazz beinahe undenkbar, aber die Musiker um Peirani lassen das mittels ihrer sehr rhythmisch ausgerichteten Musik zu. Wenden wir uns nun „Inner Pulse“ zu. Dabei erleben wir Peirani teilweise in einem Spiel am Zuginstrument, das sich in der Klangbreite wie eine Kirchenorgel entfaltet. Sehr temporeich entwickelt sich das Stück, in dem der Saxofonist die Färbungen in zarten Nuancen bestimmt. Derweil nimmt das Schlagwerkrauschen und das Auf und das Ab in den Melodielinien des Akkordeonisten zu. Klanglich könnte man von „Wellenreiten“ sprechen, um ein Bild an dieser Stelle einzuführen. Zugleich erleben wir eine weitreichende Dramatisierung im weiteren Verlauf fes Arrangements. Das Pulsieren ebbt schließlich ab, wenn der Pianist und der Akkordeonist sich solistisch zeigen. Dabei ist die Dominanz des Akkordeonisten nicht zu überhören. Tänzerisch anmutende Passagen dringen ausserdem an die Ohren des Zuhörers.

Gänzlich in die Welt von Pop und Rock tauchen die Musiker mit „Bremain Suite (Under Pressure – Glory Box – I Want You)“ ein. Da verneigen sich  Peirani und Konsorten vor David Bowie, Freddie Mercury, Lennon und anderen. Klangtropfen, die der Pianist erzeugt, treffen bei „Under Pressure“ auf die Klangkoppelungen des Akkordeonisten. Man könnte meinen, er habe sich die Singstimme reserviert.  Wie eine Klanggouache erscheint das Spiel des Saxofonisten, das im folgenden Verlauf zu hören ist. Sich über den Köpfen der Zuhörer hin und her bewegende flammende Feuerzeuge mag man sich vorstellen, wenn man der Musik folgt, die durchaus eingängig und mitsummbar ist. Das gilt in begrenztem Umfang auch für die übrigen Teile der Suite. Ja, Popmusik ist eben massentauglich und das Quintett um Peirani hat die Adaptation sehr „werknah“ konzipiert, so hat es den Eindruck. Das bedeutet nun nicht, dass die Musiker zu Epigonen verkümmern und keine eigenen Impulse an den Tag legen. Im Gegenteil, man lausche mal den „fliegenden Saxofonklängen“, die wir Parisien verdanken. Mit „Phantom Resonanz“ endet der einmalige Hörgenuss, den die Musiker um Peirani und Parisien uns bereiten.

© fdp 2025


ACT MUSIC

Musicians
Vincent Peirani accordion, accordina
Emile Parisien soprano saxophone
Julien Herne bass
Tony Paeleman piano, keyboards, Fender Rhodes
Yoann Serra drums

Tracks
01 Le Cabinet des Énigmes 05:49
02 L.L 07:10
03 Physical Attraction 06:20
04 Clessidra 08:02
05 Better Days 05:05
06 Inner Pulse 09:26
07 Nach E Vlado 03:53
08 Bremain Suite 08:45
(Under Pressure – Glory Box – I Want You)
09 Phantom Resonanz 05:25
All tracks composed by Vincent Peirani except #8 – medley from Under
Pressure, Glory Box & I Want You
Under Pressure composed by Freddie Mercury, David Bowie
Glory Box composed by Isaac Lee Hayes, Geoff Barrow, Adrian Utley,
Beth Gibbons
I Want You composed by John Lennon, Paul McCartney
L.L is dedicated to Lionel Loueke
Phantom Resonanz is dedicated to Céline Foucaut


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