VEIN feat Dave Liebman: Jazz Talks

VEIN feat Dave Liebman: Jazz Talks

V

UNIT Records UTR 4556

VEIN, das sind am Piano Michael Arbenz, am Bass Thomas Laehns und am Schlagzeug Florian Arbenz. Für ihre „Jazzgespräche“ habe sie sich mit dem Tenor- und Sopransaxofonisten Dave Liebman verstärkt. Seit der Gründung im Jahr 2006, hat sich VEIN immer wieder auch zu horizonterweiternden und wegweisenden Projekten mit Gastmusikern zusammengetan. Liebman ist nicht zum ersten Mal dabei. Bereits 2009 gab es ein gemeinsames Livekonzert, und 2012 wurde die Live-CD 'VEIN feat. Dave Liebman - LEMURIA' eingespielt (UNIT Records UTR4384).

Liebman gibt dem Trio eine ganz besondere Geschmacksnote, auch wegen seiner eigenständigen und modernen Spielweise, dank derer ein Standard wie 'All The Things You Are' kaum noch als der einschmeichelnde Standard zu erkennen ist. Zu den bearbeiteten Standards gehört auch der Klassiker 'Autumn Leaves'. 'All the Things You Are' aus der Feder von Oscar Greeley Clendenning Hammerstein II und Jerome David Kern ist unter anderem von Charlie Parker eingespielt worden. Er war aber nicht der einzige Jazzer, der diesen Titel interpretierte, auch Ella Fitzgerald kam um diesen Standard nicht herum. Parkers Spiel ist lyrisch-getragen, während Liebman den Titel modern aufgepeppt hat und mit verschiedenen Melodiefragmenten spielt. Doch nach wenigen Takten erkennen wir die bekannte Melodie, in die auch Piano und Bass einstimmen. Doch dann „entgleitet“ die Melodie für eine Weile, wenn Liebman seine Phrasierungen beginnt. Doch irgendwann wird das mit Tempo umgesetzte Thema wieder erkennbar. Kaum bekannt dürfte sein, dass auch Eric Clapton einen Standard wie 'Autumn Leaves' gesungen hat, getragen und mit sanfter Stimme, ohne jede bluesige Gitarren-Grooves, sondern sehr nahe am „Original“. Dass auch Nat King Cole und Natalie Cole zu den Interpreten dieses Klassikers gehören, sei an dieser Stelle noch angefügt. Und Liebman und VEIN – was tun sie bei ihrer Einspielung? Sie haben den Standard beinahe bis zur Unkenntlichkeit verändert. Nur die ersten und die letzten Passagen lassen das „klassische Thema“ im Ansatz erkennen. Vielleicht ist aber auch dieser radikale Bruch ein Gewinn. Das mag der Zuhörer für sich entscheiden.

'Negative Space' ist eine Komposition von Dave Liebman, die mit stark getragenem Piano-Intro beginnt. Das weitere lyrische Tastenspiel entwickelt sich dann aus dieser Einführung. Nur Michael Arbenz am Piano ist zu hören, und man glaubt gar, es ginge hier um ein Piano-Solo. Wie ein langsam rauschender Bach klingt die dezente Tonfülle, die uns der Pianist von VEIN präsentiert. Etwa zur Hälfte der Komposition setzen dann auch die Mitstreiter von Arbenz ein und „kommentieren“ das vorgegebene Thema. Arbenz beschränkt sich in diesem Teil darauf, mit dem Bassisten und Drummer für einen Hintergrundsound und die gewünschten Akzentuierungen zu sorgen. Liebman hingegen lädt uns mit seinen 'oszillierenden' Saxofonpassagen auf eine Entdeckungsreise längs eines Waldbächleins ein – so stellen wir uns vielleicht eine entsprechende Szene zur gehörten Musik vor.

Auch die nachfolgenden fünf Stücke sind Kompositionen der Bandmitglieder. 'Small Talk 1' beginnt mit einem „Duett“ zwischen Bass und Saxofon. Dabei klingt der Bass bisweilen metallen. Über dem dumpfen Bassgezupfe steigert sich Liebman in sein Schluchzen, Gewimmer und Krächzen sowie Quieken, das er dem Saxofon entlocken kann. Dann bricht das „belanglose Gespräch“ abrupt ab. Sehr flott und von starken Rhythmen bestimmt – das sind die 'Stories of a Century'. Auch hier kommt dem Piano und dem Saxofon eine herausragende Rolle zu. Arbenz und Liebman wechseln sich dabei in der Bearbeitung des Themas jeweils ab. Hin und wieder überschneidet sich auch deren Spiel. Im letzten Drittel der Komposition meint man eine Dramatisierung des Themas auszumachen und zugleich hört man erstmals ein Solo des Schlagzeugers Florian Arbenz. Ist das eine gewollte Zäsur der 'Jahrhundertgeschichten'? Fast so kurz wie der erste 'Small Talk' verläuft auch der zweite Dialog, der der Feder von Michael Arbenz und Dave Liebman entstammt und einem ganz unaufgeregten, beinahe nebensächlichen Gespräch gleicht, folgt man den musikalischen Notierungen. Doch zuvor finden wir uns in der Kinderspielecke ein ('Jammin' in the Children's Corner'). Dabei entfaltet Liebman all sein Können, wenn er zu seinen Phrasierungen ansetzt, die nur von den Verwirbelungen des Schlagzeugers begleitet werden. Bisweilen kann man sich vorstellen, dass zwei Kinder ihr musikalisches Können auf der Tröte und der Trommel ausprobieren – sehr zur Freude ihrer Lärm geplagten Eltern! Irgendwie scheint es VEIN ums Thema „Small Talk“ zu gehen, denn eine dritte Fassung ist auf der aktuellen CD zudem zu finden.

Mit 'April in Paris' und 'You and the Night and the Music' klingt die vorliegende Einspielung aus. Dabei öffnen Liebman und VEIN das Great American Songbook, ist der Titel ' April in Paris' doch eine Idee von Vernon Duke. Dieser schrieb 1932 zu einem Text E. Y. Harburgs für das Musical 'Walk a Little Faster' die Musik. Auch das letzte Stück der CD ist ein Klassiker aus dem Great American Songbook. Es handelt sich dabei um einen überaus flotten Titel aus der Feder von Arthur Schwartz.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen
Label
http://www.unitrecords.com

Band
www.vein.ch

All The Things You Are

Charly Parker
https://www.youtube.com/watch?v=UTORd2Y_X6U

Autumn Leaves
https://www.youtube.com/watch?v=pfEcGZ4D5Y4


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