Brass Danse Orchestra – La danse du Temps

Brass Danse Orchestra – La danse du Temps

B

Yolk Records

Ganz instrumental „sortenrein“ kommt das Brass Orchestra aus Frankreich nicht daher. Neben FRANÇOIS THUILLIER an der Tuba, JEAN-LOUIS POMMIER an der Posaune und GEOFFROY TAMISIER an der Trompete hat sich ins Blechblas-Orchester der Akkordeonist DIDIER ITHURSARRY „eingeschlichen“. Somit treffen drei  Messinginstrumentalisten auf einen Zuginstrumentalisten. Eigenwillig ist das schon, hätte man doch angesichts des Bandnamens Flügelhorn, Cornet oder Euphonium erwartet. Doch die Abweichung um den Zuginstrumentalisten machen auch den Reiz der Band und deren Musik aus. Über die Band lesen wir im Pressetext zum aktuellen Album: „The Brass Danse Orchestra doesn't have a passport, it has its own room in Brisbane with the BeeGees, regularly visits Uncle Kenny Wheeler in London, relaxes in Kingstone, recharges its batteries in Brazil or the Basques, and kisses Miles Davis and Juliette Gréco on the lips. “It's music and dance that put me at peace with the world”, declared Nelson Mandela, and there's no doubt that he could have integrated this tuba, this trombone, this accordion and this trumpet into the United Nations Orchestra.“

Also, lassen wir uns auf eine spezifische orchestrale Tanzmusik ein: Dabei sind nicht nur Eigenkompositionen auf dem Album zu finden, sondern zu Beginn und am Ende jeweils ein Stück der aus Australien stammenden Bee Gees, bunte Schmetterlinge am Pop-Himmel vergangener Jahrzehnte. „HOW DEEP IS YOUR LOVE“ ist die Ouvertüre. Schon nach den ersten Takten ist der Wiedererkennungswert groß, folgt man den melodischen Linien des Stücks, geprägt durch Posaune und Akkordeon. Durchaus ein wenig schmalzig kommt das Stück daher, erhält allerdings durch DIDIER ITHURSARRY eine Frischzellenkur, bekommt eine „Musette-Weste“ verpasst. Im Kern aber hören wir die arrangierte Ballade von 1977 aus dem Film „Saturday Night Fever“. Damals war dieser eine Art unterhaltsame Milieustudie und ein Blockbuster, an dem  John Travolta als Diskoeintänzer beteiligt war. Voller rhythmischer Elan wartet „KILIKA“ auf und überzeugt mit dem Wechselspiel zwischen Zuginstrument und dem vereinten Gebläse, dabei durchaus auch an Folklore Anleihen nehmend. Obgleich der Akkordeonist der Schöpfer des Stücks ist, hält er sich in der Ausgestaltung stark zurück. Da erleben wir ein herausragendes Solo des Posaunisten, der alle Register  zieht und sein dunkles Timbre auslebt. „Kontrapunktisch“ dazu sind die Schraffuren des Akkordeonisten gesetzt. Feurig und aufgedreht setzt er Melodielinie an Melodielinie, bisweilen meint man gar, er setze stampfende Tanzrhythmen aufs Parkett.

Volle Getragenheit schafft sich in „I REMEMBER 70th“ einen klanglichen Raum. Hören wir da nicht nur eine Bassposaune, sondern auch den Wohlklang einer Konzerttrompete?  Beinahe an eine Filmmelodie voller Dramatik und für einen Film des Cinema Noir reserviert, ist das, was wir hören, lässt man das gemeinsame Bläserspiel wirken, das sich um das melodische Zepter mit dem Akkordeonisten streitet. Sehr gelungen sind die Verknüpfungen und Umgarnungen zwischen dem Akkordeonisten und dem Posaunisten. Sie scheinen in einer Art Doppelhelix mit einander in Verbindung gesetzt zu sein. Im weiteren Verlauf des Stücks dringen Melancholisches, Wehmütiges und Tragisches ähnlich wie in einem Fado ans Ohr des Hörers. Beinahe in Anlehnung an einen Kanon formen die vier Musiker ihren langsamen „La Danse du Temps“.  Tango-Anspielungen und Walzer oder was? - das sei als Frage erlaubt. Und die Freiheit des Jazz wurde auch ausgelebt, man lausche mal dem Trompeter aufmerksam, wenn er sich in den musikalischen Fokus  rückt.

Eine Art Gassenhauer war „TICO TICO“ (comp. Zequinha De Abreu), ein brasilianischer Choro, also eine klassische lateinamerikanische Musikform aus Brasilien, aber längst nicht so populär wie Bossa, Samba oder Salsa. Hören wir da nicht erst einmal eine Form von Obertonsingen bzw. Joik, die Musik der Samen? Rhythmische Akzentuierungen setzt der Akkordeonist nachfolgend  im Wechsel mit dem Tubisten. Musik von einem Dorffest erklingt und zudem die einprägsame Melodie des Choros. Immer wieder wird die Melodielinie aufgerissen, wenn Trompeter oder Posaunist zur freien Expression gelangen. Das hat dann Feuer; da scheinen dann Lavaströme zu rinnen, und man sieht Tanzende in ihren „Konvulsionen“, oder?

Gleichsam als Rahmenhandlung für verschiedene Tanzstile dient die Popmusik der 1970er Jahre. So schließt dann, wie beinahe erwartet, das sehr unterhaltsame Album mit „STAYIN’ ALIVE“, heute nur noch eine Fußnote aus der Geschichte der Pop- und Diskomusik vergangener Zeiten.

© ferdinand dupuis-panther 2025




YOLK RECORDS

Tracks
HOW DEEP IS YOUR LOVE (Bee Gees/ Arr. Geoffroy Tamisier) 4:31
KILIKA (Didier Ithursarry) 5:55
I REMEMBER 70th (Geoffroy Tamisier) 7:20
PROLOGUE (Geoffroy Tamisier) 3:57
K (François Thuillier) 4:09
LA DANSE DU TEMPS (Jean-Louis Pommier) 4:56
TICO TICO (Zequinha De abreu/ arr. J-L Pommier) 5:35
LE CHANT(Didier Ithursarry) 5:05
STAYIN’ ALIVE (Bee Gees/ Arr. Geoffroy Tamisier) 3:27


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Luca A. d'Agostino
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
France Paquay
Francesca Patella
Quentin Perot
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Quentin Perot
Jacques Prouvost
Renato Sclaunich
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Peter Van De Vijvere
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst