Ben Paterson/Daniele Cordisco/Elio Coppola – Only For The Moment

Ben Paterson/Daniele Cordisco/Elio Coppola – Only For The Moment

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Tosky Records

Um es gleich vorwegzuschicken: Wer Jimmy Smith und den wabernden, schwingenden, teilweise „angesäuerten“, „spitzzüngigen“ Klang der Hammondorgel schätzt, der wird sich für das vorliegende Album gewiss erwärmen können. Ben Paterson ist nicht nur als Organist auf dem Album zu hören, sondern auch als Pianist und Sänger, dabei hin und wieder im Timbre an Frank Sinatra erinnernd.

Zu den „sonoren Klangwaben“, die wir Ben Paterson zu verdanken haben, fügt Daniele Cordisco feinste Saitenklänge in der Nachfolge von Wes Montgomery, George Benson und Peter Bernstein hinzu. "Wild Pig" stammt ebenso aus der Feder des Gitarristen wie das groovende "Road Song". Schließlich ist da ja auch noch der Drummer Elio Coppola im Trio, der ein besonderes Gespür für das Swingende an den Tag legt.

Daniele Cordisco stand u. a. schon mit Giorgio & Dario Rosciglione, Jimmy LaRocca, Deidda Brothers, Gregory Hutchinson, Roy Hargrove und Esperanza Spalding auf der Bühne. Gegenwärtig unterrichtet er am  “Conservatorio di Musica G. Da Venosa” in Potenza und am Centro Ottava in Rom. Ben Paterson gehört zur Garde stilistisch beeindruckender us-amerikanischer Jazzpianisten. Er stammt ursprünglich aus  Philadelphia, studierte klassische Musik und Jazz. Augenblicklich ist er in New York beheimatet. Zu seiner Vita gehört unter anderem die Herausgabe von sechs Alben unter eigenem Namen. Elio Coppola stammt aus Neapel und studierte unter anderem bei Kenny Washington. Er spielte mit Benny Golson, Joey De Francesco, Peter Bernstein, Dado Moroni, Emmet Cohen und Ronnie Cuber zusammen. Er hat kürzlich sein Debütalbum namens „Infinity“ herausgebracht

Aufgemacht wird das Album mit „Spoon“ aus der Feder von Daniele Cordisco. Happy Jazz wird vermittelt. Das unbeschwert Frühlingshafte, wenn nicht gar das Sommerliche wird in „tänzerische Klangformen“ gegossen. Gewischte Blechwirbel mischen sich mit dem wabernden Hammondorgel-Klang. Mit leichtem Blues-Einschlag kommt dabei Ben Paterson daher, nicht gar so leicht und losgelöst wie Cordiscos Saiten-Flirren.

Danach folgt eine Komposition namens „Only For The Moment“ aus der Feder von Ben Paterson. Beim aufmerksamen Zuhören – die Hammondorgel ist quirlig im Diskant unterwegs – hat man eher den Eindruck, die Zeit fliege dahin, und es gehe nicht nur um den Moment. Wie bei „Spoon“ vernehmen wir einen bis ins I-Tüpfelchen abgestimmten Dialog zwischen Hammondorgel und Gitarre, jenseits kurzer Momente.

In das Jahr 1933 werden wir mit „Yesterdays“ (J.Kern/O.Harbach) entführt. Die Lyrik stammt von Jerome Kern: „Yesterdays / Yesterdays / Days I knew as happy sweet / Sequestered days / Olden days / Golden days ...“. Dem Trio um Ben Paterson ist es zudem zu verdanken, dass der lange in Vergessenheit geratene Song von Bessie Smith "Nobody Knows You When You're Down & Out" zu neuem Leben erweckt wird. „Lately“ (S. Wonder) steht ebenso auf dem Programm wie „What Will I Tell My Heart“ (I.Gordon/J.Lawrence) und als Schlusspunkt „Just Friends“ (J.Klenner/ S.Lewis). Dabei entfernen wir uns musikalisch mehr und mehr von Jimmy Smith, sprich der Verbindung von Jazz und Soul, für die der us-amerikansche Hammond-B3-Organist steht.

„Latley“ strahlt Balladenhaftigkeit aus, entgegen der Erwartung von Soul und Blues man denke an Steve Wonder als Schöpfer des Songs. Weichklang breitet sich aus, wenn Daniele Cordisco in die Saiten greift. Ben Paterson nimmt mit Bedacht in seinen Phrasierungen auf, was Cordisco zuvor ausladend entwickelt hat. Dabei dürfen bei Paterson auch die „hohen Oboen-Stimmen“ nicht fehlen. Vor uns lässt Paterson bildlich gesprochen ein Klangmeer mit kleinen Wellenzügen entstehen.

„Wild Pig“ scheint in den Gitarrenriffs an George Benson angelehnt zu sein. Wilde Sequenzen in kleinen Schleifen hören wir. Als Bassbegleitung vernehmen wir dazu die Hammondorgel. Bei dem, was Daniele Cordisco seinen Saiten klanglich entlockt, muss man hier und da an Wildschweinhorden denken, die unterdessen ohne Menschenscheu in den Städten unterwegs sind. Temporeich geht es auch zu, wenn Ben Paterson in die Tasten greift. Dabei wird der Diskant nicht ausgespart. Elio Coppola setzt dazu eingestreute Blechverwirbelungen als Zäsuren und Akzente.

Nicht gar so süßlich wie in der Interpretation von Ella Fitzgerald aus dem Jahr 1957, aber mit einem Einschlag von Frank Sinatra, bringt uns das Trio „What Will I Tell My Heart“ dar, geprägt vom Gesang Ben Patersons. Da scheint Barjazz mit im Spiel und auch ein wenig Broadway. Daran ändert sich wenig, wenn Daniele Cordisco das Thema anstimmt und erweitert. 1931 wurde „Just Friends“ (J.Klenner/ S.Lewis) geschrieben, ein Stück, das das Trio ans Ende des aktuellen Album gesetzt hat.

Ben Paterson greift dabei in die schwarzen und weißen Tasten des Flügel und begleitet so seinen Gesang mit Zeilen wie: „Two friends/ Drifting apart/ Two friends / But one broken heart  … / The story ends / And we're / Just friends ...“. Das ist ein eher überraschendes Ende für das Album eines Trios, nicht nur wegen des Soloauftritts von Ben Paterson, sondern auch angesichts des Songs, den auch Billy Holiday und Chet Baker (!!) einst gesungen haben.

Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons.



Informationen

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Musiker

Ben Paterson
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