Bart Maris - Voorkamer – Achterkamer

Bart Maris - Voorkamer – Achterkamer

B

Off Records

Der in Gent beheimatete Trompeter Bart Maris ist kein Unbekannter der belgischen Jazzszene. Er ist Teil von FES, aber auch von Spinifex, tritt auch in Performances auf, spielt gelegentlich außerdem mit dem Münsteraner Jazz-Urgestein, dem Saxofonisten Jan Klare, zusammen. Maris gehörte zur Originalformation von Fukkeduk, einer Band mit Niek Roseeuw, Kristof Roseeuw, Tom Dewulf, Jan Kuijken, Rik Verstrepen und Frank Gijsels.

Auch mit dem Gerard Van Dongen Kwintet, bestehend aus Joe Williamson, Tom Wouters und Henk Bakker sowie Maris selbst, war er auf den Jazzbühnen hier und da zu hören. Eine weitere Band, an der Maris beteiligt war, ist KAMIKAZE mit Tom Wouters, Filip Wauters und Kristof Roseeuw. Mit nachstehend genannten Musikern war er außerdem an diversen Plattenaufnahmen beteiligt: dEUS, Zita Swoon, Marc Moulin, Fred Frith, Evan Parker und John Zorn.

Das bereits 2016 eingespielte Album „Voorkamer-Achterkamer“ liegt nun in digitaler Version als Wiederauflage vor. „Voorkamer“ zeichnet sich zu Beginn durch einen turbulenten Windwirbel aus, zu dem sich ein hohes Pfeifen gesellt. Auf einem dumpf-sonoren Klangteppich, einem bedrohlichen Inferno gleichend, lässt Maris seine feinen Trompetenschraffuren hörbar werden. Bisweilen scheint die Trompete zu wehklagen, zu weinen und zu wimmern. Zischender Atem ist auszumachen. Ab und an meint man, Maris würde in sein Horn sprechen. Scharfe Klangkanten sind zudem auszumachen. Derweil ist im Hintergrund ein stetes anschwellendes Grollen zu vernehmen, so als nähere sich ein Orkan. Über diesem Hintergrund erhebt Maris seine Stimme, auch mal flirrend-verwischt. Gelegentlich muss man an Frequenzmodule denken, die mittels Synthesizer erzeugt werden und sich kreuzend miteinander verbinden.

Im Laufe des Vortrags verwandelt sich Maris mehr und mehr in einen „Mephisto des Hornspiels“. Hört man dazu nicht auch den vollen Klang anderer Hörner, von Posaunen und Tuba? Auch an eine Orchestrierung von Nebelhörnern mag man denken, wenn man den konstanten Begleitklang im Ohr hat, über den Maris seine freien Improvisationen setzt. Das klingt bisweilen nach endloser Weite, aber auch nach Untiefe, die ins Off reichen. Beim Zuhören hat man Bilder dramatischer Seestücke, von gekenterten Schiffen in tosender See, ebenso vor Augen wie surreale Welten mit bizarren menschenfeindlichen Landschaften, wie sie von Yves Tanguy gemalt wurden. Auch die Collagen des DADA finden in der Musik von Maris ihre Entsprechung.

Das „klangliche Inferno“ von „Voorkamer“ findet in „Achterkamer“ eine Fortsetzung, auch wenn Maris hin und wieder weiche, melodische Linien spielt. An das Motorengeräusch eines Flugzeuggeschwaders, das sich am Himmel dahinbewegt, fühlt man sich erinnert, wenn man intensiv auf die hintergründigen Klänge achtet. Nervös scheint hingegen Maris Hornspiel, Gischtkronen auf tiefblauen Meereswellen als Teil einer Klangpalette präsentierend. Wie in „Voorkamer“ treten zahlreiche klangliche Brüche in Erscheinung, rumort der Trompeter, zeigt sich Maris erzürnt, aufgebracht und angesäuert. Präsentiert uns Maris gar ein Hörspiel, ein klangliches Donnern und Wetterleuchten, wenn nicht eine Höllenfahrt dann wohl eine Fahrt in der Straße von Messina? Laut griechischer Mythologie ist das die Heimat der sechsköpfigen Skylla (Szylla) und von Charybdis, Furcht einflößende Meeresungeheuer. Skylla fraß nach der Überlieferung jeden, der in ihre Nähe kam; Charybdis sog dreimal am Tag das Meereswasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen.

Dass aber auch ruhige Klanggewässer durchfahren werden, sei an dieser Stelle angemerkt. Doch dies ist nur ein Aspekt der Klangmelange, die doch eher einer gefahrvollen Navigation um Klippen und um Untiefen gleicht.

Text © ferdinand dupuis-panther 2020


Informationen

https://stilll-off.bandcamp.com/album/voorkamer-achterkamer
https://de.wikipedia.org/wiki/Bart_Maris


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