Zach Rich - Solidarity

Zach Rich - Solidarity

Z

Origin Records

Kurz und knapp zitiert aus dem Pressetext zum Album: „Trombonist, composer & arranger Zach Rich’s “Solidarity” is an expansive, vivid program of original music, orchestrated for his Denver-based jazz quintet and chamber orchestra. Rich channels mentors, stage-mates & influences—from Billy Childs to John Clayton and Rufus Reid—infusing the music with a mergence of modern jazz dynamism and contemporary classical counterpoint, while his playing resonates with a warm, soulful lyricism and crisp rhythmic pop.“

Wer diese „Einführung“ liest, der muss bereit sein, sich auf eine Jazzformation und zugleich auf ein Kammerorchester einzulassen, also auf Bläser- und Streichersätze. Das ist gewiss nicht jedermanns Geschmack, zumal in der Tendenz ein Streichorchester sehr nach notierter, klassischer Musik klingt und konträr zu den offenen Formen des Jazz steht.  Also, lassen wir uns auf die Klangmelange aus Streichern und Bläsern ein, wenn als erster Track „Seraph“ auf dem musikalischen Menü steht. Dabei scheinen die Bläser ein wenig im „Klangmeer der Streicher“ aufzugehen, auch wenn wir eine Wechselfolge zwischen Streichern und Bläsern wahrnehmen. Außerdem gibt es in dem genannten Stück ein ausgefeiltes Tenorsaxofon-Solo, dank an Austin Cebulske.  Beckenrauschen begleitet den Saxofonisten und auch nachfolgend den Posaunisten Zach Rich. „Schleifen und Schlingen des Klangs“ entfalten sich. Und dann, ja dann lauschen wir dem weichen Saitenklang von Denin Slage-Koch. Doch zur richtigen Entfaltung kommen die genannten Instrumentalisten nicht. Zu sehr überdecken die Streicher die unterschiedlichen Klangfärbungen von Gebläse und Saiteninstrument.

Hören wir am Beginn von „Broken Mirrors“ ein gestrichenes Cello? Vermutlich. Oder ist es doch die Viola, deren klangliche Färbungen an unser Ohr dringen? Und dann sind Geigen, Viola und die anderen Streicher tonangebend, begleitet von Beckenschwirren. Lauscht man den Streichern, so hat man den Eindruck, man lausche bestenfalls Filmmusik, in die auch Zach Rich mit kehligen Lautmalereien auf seiner Posaune einfällt. Das Orchestrale der Streicher führt augenscheinlich das Zepter. Das ist angesichts der Vielzahl an Solisten jenseits der Streicher ein wenig schade. Ja, Wade Judy entfaltet seinen teilweise tieftönigen Klang der Posaune, röchelnd-röhrend, kehlig. Doch um die Linien, die der Posaunist kreiert wirklich schätzen zu können, müssten die übrigen Mitmusiker von Zach Rich auch mal schweigsam sein und stimmlich zurücktreten. Shane Endsley bekommt dankenswerter Weise Raum für sein Trompetensolo, ohne von anderen Instrumentalisten erdrückt zu werden, wenn auch das Beckengewirbel des Drummers Gabriel Mangione sehr überbordend erscheint. Ach ja, den Klarinettisten und Oboeisten konnte der Rezensent leider in dem Stück nicht heraushören, auch wenn das im Line-up angezeigt wird. Als nächstes werden wir mit „Solidarity“ konfrontiert. Der Duktus, den wir in den Stücken zuvor erlebt haben, setzt sich fort. Aus dem „Meteoritenregen der Streicher“ befreit, spielt der Pianist Gavin Dunn energiegeladen auf. Stufige Kaskaden-Gebilde ergießen sich, abgelöst von dem Solo des Bassisten Seth Lewis, der dabei aber sehr leise und verhalten auftritt. Er ist in seinen Basslinien nur schwerlich auszumachen, erdrückt von dem allgegenwärtigen Beckengetrommel.

Nach „Reprise“ mit schwermütigen Streicheräußerungen und „June“ – man achte mal auf die dramatischen Streicherstimmen, die irgendwie auch Wagnerschen Geist ausstrahlen – lauschen wir einer Hymne: „Anthem“. Auch hier ist die Melange zwischen Streichern und Bläsern charakteristisch. Dabei ist mehr Einerlei und Allerlei des Klangs zu vernehmen, wenn auch hier und da die Musiker des Jazzensembles sich stimmlich in Solos ausbreiten. Doch all das geht in einer gewissen Undifferenziertheit der verdichteten Klangpartikel unter.  Als Schlusspunkt wurde auf dem Album „The Heavyweight“ gesetzt. Wer Vorträge großer Orchester, vor allem Streichorchester schätzt, der wird sicherlich seine Freude an dem Album haben. Doch wer den Jazz mit seinem ungezügelten Zipp und Zapp mag, der wird ob des zu hörenden „Klang-Stew“ eher enttäuscht sein.

© f. dupuis-panther, 2024




www.originarts.com

Musicians
Zach Rich trombone
Denin Slage-Koch guitar
Gavin Dunn piano
Seth Lewis bass (1,3,4,7,8)
Gonzalo Teppa bass (2,5,6)
Gabriel Mangione drums
Anton Smirnov, Rachel England violin
Mathew Diekman viola
Erin Patterson cello
David Bernot tenor sax (6), flute (2)
Austin Cebulske tenor sax (1,8), clarinet (2)
Shane Endsley trumpet (2)
Wade Judy (2) trombone
Timothy Gocklin oboe (2)
Julian Carey voice (7)

Tracklisting
1 Seraph 5:48
2 Broken Mirrors 8:04
3 Solidarity 6:24
4 Reprise 3:23
5 June 8:16
6 Anthem 5:50
7 What is the World Rated? 2:27
8 The Heavyweight 7:48


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