Potsa Lotsa XL - Amoeba’s Dance

Potsa Lotsa XL - Amoeba’s Dance

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Trouble In The East Records

Einige Zeilen aus der Pressemitteilung zum aktuellen Album: „Welcher intelligible Mehrzeller könnte sich schon rühmen, jemals eine Amöbe mit eigenen Augen gesehen zu haben? Amöben sind einzellige Formwandler, die, um es mit dem irischen Autor Flann O’Brien zu sagen, etwas kleiner als unsichtbar sind. Wir wissen, dass es sie gibt. Doch wenn man sie schon nicht zu sehen vermag, so kann man ihnen jetzt zumindest beim Tanzen zuhören. Die Berliner Saxofonistin, Komponistin und Bandleaderin Silke Eberhard macht es mit ihrer Langzeitformation Potsa Lotsa XL auf ihrem neuen Album „Amoeba’s Dance“ möglich.“

Auf die „Spur der Amöbe“ machen sich musikalisch:  Silke Eberhard an Altsaxofon und Sopranflöte, der Klarinettist Jürgen Kupke, der Tenorsaxofonist und Klarinettist Patrick Braun, der Trompeter Nikolaus Neuser, der Posaunist Gerhard Gschlößl, der Cellist Johannes Fink, die Vibrafonistin und Perkussionistin Taiko Saito, der Pianist Antonis Antissegos, der Bassist Igor Spallati und schließlich der Drummer Kay Lübke. Das ist tatsächliche eine Formation in XL

Beim Blick auf die Trackliste fällt auf, dass die Stücke sehr kurz sind und man sich dabei denkt, da könne ja keine Zeit für Improvisation und die Präsentation von Solos bleiben.  Das gilt auch für das Eröffnungsstück „Dactylopodial“. Aus der Gesamtheit des Ensembles löst sich übrigens ein Saxofon. Doch das entwickelt sich nicht exzessiv weiter, sondern mehr oder minder überraschend kommt dann der Schluss des Stpcks. In „Polytactic“ dringen „spitzzüngige“ Bläser ans Ohr des Zuhörers, vermeint man auch Alarmsignale zu vernehmen. Dunkle Klangfärbungen, die dem Posaunisten geschuldet sind, treffen auf die Unruhe, die ein weiterer Bläser an den Tag legt. Unruhe und Aufbruch strahlt auch „Reticulate“ aus. Deutlich hörbar sind die metallisch-kristallinen Klänge des Vibrafons, das sich gegenüber dem Gebläse des Ensembles abhebt. Wie umfallende Ketten von Klang- Dominosteinen mutet das an, was der Pianist zum Klanggeschehen ebenso beiträgt wie die Vibrafonistin. Klangliche Sturzbäche werden initiiert, mit viel Verve bis zum letzten Ton.

„Orthotactic“ ist in den Nuancen nicht unwesentlich von der Vibrafonistin geprägt, die allerdings vor der „Allgewalt“ der Bläser zurückweicht und sich eine Nische suchen muss. Mit tiefer Stimme vernehmen wir den Posaunisten, dessen Klangschwaden sich über den klickenden Klängen des Vibrafons ausbreiten. In „Palmate“ hören wir als Akteur der Eröffnung des Stücks den Bassisten des Ensembles, der in dunklen Fahrwassern unterwegs ist. Dann und ja dann ist es erneut das von Bläsern bestimmte Ensemble, das in den Fokus rückt. Nur in kurzen Pausen äußert sich der Bassist mit nachhaltigem Saitenschwingen. Im Ohr bleibt außerdem das Zwiegespräch zwischen dem Bassisten und dem Trompeter, will sagen, dass es in dem Ensemble immer auch Raum für derartige „Intermezzos“ gibt und das Ensemble nicht monolithisch agiert. „Monotaktisches“ findet sich zudem auf dem Album, ehe zwei sehr kurze Stücke folgen, die vielleicht auch als Interlude anzusehen sind, oder?

Besonders schnell vorbei sind die Stücke „Rhizomonotactic“ und „Rugose“. Das erste hat irgendetwas mit Wurzelstock und Wurzelwerk zu tun, übertragen in der Bedeutung als Verzweigung zu verstehen,  und das Letztere steht wohl in der Wortbedeutung für zerknitterte Struktur. Und wie klingen diese Zwischenspiele? Lang gezogener Klarinettenklang verbunden mit dem Geräusch der bewegten Klappen des Holzbläsers sowie das Kristalline des Vibrafons gehen nahtlos ins nächste Stück über, das uns angesogene Atemluft wahrnehmen lässt. Zudem hören wir nervöse Perkussion. Hm, was das mit den oben genannten Titeln zu tun hat, muss wohl mit Fragezeichen versehen werden.

Vorwärts, vorwärts, vorwärts – das signalisieren die klanglichen Linien, die bei „Striate“ eine Rolle spielen. Übrigens, in diesem Stück ist auch eine Sopranflöte herauszuhören.  Mit „Paramoebian“ nähern wir uns dem Albumtitel: Bläserschrei trifft auf Posaunenbrummen.  Streicher bilden einen Klangteppich, der im Hintergrund ausgerollt wird. Im weiteren Verlauf hat man den Eindruck, dass sich die Ensemblemitglieder einstimmen und nur der Posaunist seine  „Klangwärme“ erreicht. Beim Hören muss man zwischendrin auch an das kompositorische Werk von Hanns Eisler denken, oder? Zerfallene Strukturen werden präsentiert. Fast jeder Instrumentalist sucht seine Rolle, mehr oder weniger exaltiert wie einer der Klarinettisten. Für die Erdung sorgt immer mal wieder der Posaunist, während der Klarinettist gänzlich außer sich zu geraten scheint. Das wird übrigens bis zum Schluss durchgehalten. Mit „Vexilliferian“ klingt das Album aus, das an eine experimentelle Session und Momentaufnahmen denken lässt. „Klangformen frei im Raum zu entfalten“ scheint das Motto des Ensembles zu sein, und das muss man halt mögen!

© fdp 2025


BANDCAMP   

Musiker
Silke Eberhard — Alto Saxophone, Soprano Recorder
Jürgen Kupke — Clarinet, Percussion
Patrick Braun — Tenor Saxophone, Clarinet
Nikolaus Neuser — Trumpet, Percussion
Gerhard Gschlößl — Trombone
Johannes Fink — Cello
Taiko Saito — Vibraphone, Percussion
Antonis Anissegos — Piano
Igor Spallati — Bass
Kay Lübke — Drums

Tracks    
1. Dactylopodial 01:10
2. Polytactic 02:48
3. Reticulate 03:28
4. Orthotactic 03:48
5. Palmate 04:27
6. Monotactic 03:58
7. Rhizomonotactic 00:35
8. Rugose 00:52
9. Striate 01:21
10. Lingulate 07:14
11. Spineolate 01:04
12. Acanthopodian 01:05
13. Fan-Shaped / Lanceolate 02:57
14. Mayorellian 02:26
15. Paramoebian 05:02
16. Flabellate 02:42
17. Paraflabellulian 03:22
18. Vexilliferian 01:13


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