Piet Verbist - Secret Exit To Another Dimension

Piet Verbist - Secret Exit To Another Dimension

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Origin Records

Einige Stücke des aktuellen Albums hat Piet Verbist verschiedenen Personen aus seinem familiären Umfeld gewidmet:  „A Noble Trice“, ein Anagramm für Celebration, den Eltern Joske & Leo, “Minikin Milan”, das Schlussstück des Albums, dem Sohn Milan Verbist, ”Bridge House” Rob and Magda – wer auch immer das ist - und “Ji Ha” dem Gitarrenvirtuosen Jim Hall. Das Cover des Albums entstammt einer Kunstaktion im Straßenraum, die Antoine Caramalli zu verdanken ist und Teil einer Aktion namens  “This Is Not A Tag” (2016) war. Neben dem Kontrabassisten Piet Verbist hören wir auf dem aktuellen Album den Gitarristen Hendrik Braeckman und den Schlagzeuger Lionel Beuvens.

Wie in einer Doppelhelix vereinen sich Bassist und Gitarrist mit ihren musikalischen Aktivitäten im Eröffnungsstück „The Other Side“. „Federführend“ ist dabei der Gitarrist, der feinst ziseliertes Saitenspiel zum Besten gibt. Im Hintergrund vernehmen wir das Fellgewische von Lionel Beuvens. Würde man das Stück in ein Aquarell umsetzen, dann würde man Umbra, Siena und Sandfarben dem Bassisten zuordnen und allerlei Grünfacetten bis hin zu Smaragd dem Gitarristen. Sehr hörenswert ist das Bass-Solo im vorliegenden Stück. Da dominiert dann das Sandfarbene, also die helle Schattierung des Saitenspiels.

Mit locker gewebten Linien eröffnet „Map Map“, dank an Hendrik Braeckman. Dabei erinnert dessen Saitenspiel durchaus an Jim Hall bzw. Attila Zoller. In die melodischen Fußstapfen des Gitarristen tritt nachfolgend der Bassist Piet Verbist. So entsteht ein sehr reizvoller Wechselgesang. Dezent begleitet Lionel Beuvens die beiden Saiten-Akrobaten an seinem Schlagwerk. Hier und da vernehmen wir beinahe ein kristallines Klangsäuseln verbunden mit einem Tick-Tick im Stakkato, was dem Schlagwerker zu verdanken ist. Die Passagen, die Henrdrik Braeckman präsentiert, erinnern an den Keilflug von Gänsevögeln auf dem Zug nach Norden, dabei die Thermik nutzend und Wolkenfelder durchquerend. Der Gitarrist lässt einen feinen, seidenen Klangvorhang vor unseren Augen wehen. Im Solo des Bassisten findet sich wenig Tieftöniges, sondern eher der Versuch, sich stimmlich dem Gitarristen zu nähern.

Angesichts der ersten Takte von „Bridge House“ drängt sich der Begriff der Ballade auf. Fein gebrochen sind die Gitarrenläufe, die vom Bassisten als zweite Stimme begleitet werden. Um ein Bild für die musikalischen Linien zu bemühen, müsste man von einem seichten, langsam fließenden Wiesenfluss sprechen, der sich den Weg durch Weiden bahnt, auf denen Haflinger grasen. Kleinere Stromschnellen sind auch auszumachen, aber kein wildes Getose von weißem Wasser. Die Musik beschwört Assoziationen an die frühen Landschaften der Impressionisten herauf, beschwört die Malerei der Künstler von Barbizon und Fontainebleau. Wollte man die Ansichten der Steinbrüche, die Courbet gemalt hat, in Musik umsetzen, dann wären die nachfolgenden Bassschraffuren von Piet Verbist bestens dazu geeignet. In ihnen liegt viel Rostbraun, Sandfarben und Siena im Spiel des Bassisten.

Ausgezeichnet durch schnelle Passagen ist „Secret Exit“. Es scheint, dass bei diesem Stück entweder Elektronisches, ein Rhodes oder Synth oder gar eine modulierte Gitarre ins Spiel gebracht werden. Vom Charakter her fällt dieses Stück jedenfalls aus der Rolle, vergleicht man es mit den anderen.  Psychedelic Music ist wohl auch ein Begriff, den man für das Stück einsetzen könnte. Das Akustische in Reinform wird dem Bassisten überlassen, der sein Solo an die psychedelischen Passagen anschließt, bei denen man an Alan Parsons Project oder Pink Floyd denken kann. Nur kurz ist das ins Stück eingebundene Schlagzeugsolo gegen Ende des Stücks.

Nach dem beschwingten Stück „Pannonica“ mit Gitarrensequenzen, die ein Hörleckerbissen schlechthin sind, folgt die Ode an Jim Hall namens „Ji Ha“:  Bei diesem Stück kommen unter anderem diejenigen auf ihre Kosten, die die ursprüngliche Jazzgitarre schätzen, sprich die, die die Welt von Joe Pass, Jim Hall und Barney Kessel und deren Spielweisen schätzen. Da wird auf elektronischen Schnickschnack verzichtet. Die Gitarre ist nicht moduliert oder präpariert, sondern erstrahlt in einem weichen Klangglanz. Beim Spiel von Hendrik Braekman blitzt Swing auf, ohne in einen Django-Tonus zu verfallen. Zugleich scheint auch phasenweise der frühe Rock’n’ Roll durch, oder? Und Lionel Beuvens kann sein Können an den Fellen und Blechen mit wandernden Sticks und Wirbeln auch unter Beweis stellen. Schließlich ist das letzte Stück dem Sohn von Piet Verbist gewidmet, dem unterdessen auch als Musiker erfolgreichen Milan Verbist. Geschrieben wurde es für Milan in dessen Kindheitstagen. „Minikin Milan“ zeichnet sich durch die Weichzeichnungen des Gitarristen aus und erscheint als ein Lullaby. Dabei wandelt Hendrik Braeckman gelegentlich auf den Pfaden von J. J. Cale reloaded, oder?

© ferdinand dupuis-panther




Infos

https://originarts.com/recordings/recording.php?TitleID=82838
https://pietverbist.bandcamp.com

Trackliste

1. The Other Side 03:52
2. A Noble Trice 03:48
3. Map Map 07:25
4. Cheryl 04:20
5. In Peace With Gravity 07:47
6. Bridge House 06:24
7. Secret Exit 04:04
8. Pannonica 04:46
9. Ji Ha 05:15
10. Minikin Milan 06:12


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