Pierre Vervloesem - The Weight of a Threatening Blue Sky

Pierre Vervloesem - The Weight of a Threatening Blue Sky

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Off Record

Das jüngste Album des Gitarristen Pierre Vervloesem enthält nachstehend genannte Tracks: „The Weight“, „The Thread“, „The Blue“ und „The Sky“. Kurz und knapp ist auch der Text des Labels zum Album: „When asking Pierre about his new album, he has only one sentence as an answer: "It's a dub album you have to listen by yourself with headphones!". And indeed, if you want to appreciate all the subtleties, the heavy basses, the complex rhythms and the dub vibe behind the tracks, it's the only and proper way!“

Und was meint eigentlich „Dub-Album“? Ursprünglich bezieht sich der Begriff auf eine Musik-Produktionsweise der 1960/1970er Jahre auf Jamaika. Dabei wurden Roots-Regga-Songs mit Effekten versehen und neu abgemischt. Heute wird diese Produktionsweise von vielen Musikproduzenten angewendet. Also, da Pierre Verloesem kein Reggae-Musiker ist, aber dennoch von einem Dub-Album spricht, darf man gespannt sein, was uns als Hörer erwartet.

Oszillierender Klang, einem elektrisch verstärkten Berimbau gleich, Klangschwellungen, die auftreten und von Bassfolgen begleitet werden. Metallisches Geschabe und repetetive Schläge mit Tiktoktiktok treffen auf Saitenschwirren mit melodischer Ausrichtung. Schläge auf Metallrohre meint man zudem auszumachen. Ein Scharrgeräusch entfaltet sich und verschwindet, wenn die E-Gitarre hintergründig jault, jammer, klagt und wimmert. Nachhaltig drängt das Rhythmische in den Vordergrund. Verzerrte Saitenschwingungen werden erzeugt. Schraffuren werden gezeichnet. Hochtöniges verschafft sich ebenso Raum wie dumpfe Basslinien, die von Gitarrensequenzen überlagert werden, die von Peter Green oder Alan Parson stammen könnten. Sind da nicht auch Streicher zu hören, deren Klang kurz aufflammt? Lang gezogen sind die verfremdeten Töne, die Vervloesem seiner E-Gitarre entlockt. An ihnen hätten Alvin Lee oder Jimi Hendrix gewiss ihre Freude, oder? Hyperaktiv werden Klänge zu einer Collage vereint. Grundmuster tauchen immer wieder auf. Zudem vernimmt man Kinderstimmen zum unablässigen Drumming und elektronischen Entladungen. Und was hat das alles mit „The Weight“ zu tun, sprich für Last, Masse, Gewichtung, Gewicht, Eigengewicht?

Im nächsten Stück, das eigentlich um Motorengeräusche kreist, die von steten Beats begleitet werden, geht es dem Tracktitel nach um Faden, Gewinde, Garn, Schraubgewinde, Nähfaden, Schnur und Strang. Das sind jedenfalls die deutschen Übersetzungen von „The Thread“. Mit einem gewissen Rap-Beat ist das Stück im weiteren Fortgang ebenso ausgestattet wie mit diskanten Klangpassagen, die der Gitarrist vorträgt. Doch auf das Wimmern und Jaulen seines Saiteninstruments mag Vervloesem nicht verzichten. Schnalzlaute vereinen sich mit Saitenwirrungen. Bei diesen verzichtet der Gitarrist hie und da auf Distortions und lässt die Gitarre auch als solche zur Geltung kommen. Teilweise entlockt er seinem Instrument auch eine gewisse Rotzigkeit, hört man ein Schnarren und Schnurren sowie Glucksen neben ansprechenden Stufenklängen. Ach, was ist da denn für ein Poltern und Klacken zu vernehmen? Zu dem gesellen sich Gitarrenriffs, die auch von The Ventures gespielt werden, oder?

Lassen wir uns nun auf „The Blue“ ein, dann müssen wir spontan an Geräuschmusik denken, an Maschinenwelten, in denen nicht lautlose Roboter agieren, sondern es hämmert, es wird genietet sowie gefräst und es zischt. Kurze Vibrationen treten auf. Und dann ist da wieder ein Gitarrensound, der an The Ventures denken lässt, die erfolgreichste Instrumentalband des Rocks und bis heute unerreicht. Ob Vervloesem auch Zitate von anderen Musikern bei seiner Musik eingebunden hat, wissen nur Kenner zu beantworten. Dazu bedarf es eines enzyklopädischen Wissens der Geschichte des Rocks und der elektronischen Musik. Auffallend ist jedoch, dass auch „The Blue“ sich nicht anbiedert und „Tubular Bells“ nachahmt. Im Gegenteil, die Musik ist aufrührerisch, eher im Geiste von Jimi Hendrix und Frank Zappa gestrickt. Auch an Can oder Kraftwerk knüpft der belgische Gitarrist nicht an. Wie ein roter Faden zieht sich jedoch ein spezifischer Gitarrenklang durch die Musik. Ab und an meint man, Clash und Santana lassen grüßen. Doch das sind vergängliche kurze Momente. Je länger man dem Album lauscht, desto mehr stimmt man Vervloesems Rat bei: „Höre die Musik mit Kopfhörern und höre sie laut.“ Ob das die Gehörknöchelchen aber verzeihen?

© ferdinand dupuis-panther

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https://pierrevervloesem.bandcamp.com


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