Phil Haynes + Guitars...

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Corner Store Jazz
Phil HaynesTrio / Phil Haynes & Ben Monder
Foto Phil Haynes (2022)© Amanda Nichols
Phil Haynes - Return to the Electric
Zum Hintergrund des Albums ein O-Ton von Phil Haynes: „During my formative years of listening while ‘practice performing’ to records and radio in the 60’s and 70’s, as well as throughout college in the early ‘80’s, I marinated in the iconic electric guitar sounds of B.B King, Jimi Hendrix, the British Invasion, Broadway’s Rock Operas, and eventually jazz greats from Wes to Jim Hall, John Abercrombie, John McLaughlin and beyond.
In fact, before I met trumpet innovator Paul Smoker, guitarist Stephen Blackman (Portland, Oregon) took me under his wing as I attended high school. 7 years my senior, Blackman frequently hired more experienced cats to join us for small group jazz gigs and even musical theater work. He introduced the local used record mecca (Django’s), PDX’s musical nightlife, multiple cheap yet yummy restaurants, regional museums, etc., etc., and all of this to a soundtrack of Miles, ‘Trane, Mahavishnu, DeJohnette . . . whatever cats I hadn’t heard. ‘One electrifying education!“
Ganz und gar akustisch geht es zu zum Beginn von „Crystal Silence“. Der Bassist Drew Gress erschließt den Klangraum mit vielfach vibrierenden Saiten. Dabei steht der melodische Fluss im Fokus. Nachfolgend gelangt ein Schwirren der Gitarrensaiten an das Ohr des Hörers, teilweise in Phrasierungen dessen, was der Bassist hat anklingen lassen. Bisweilen scheinen die Klänge kristallen und fragil. Das passt zu dem Songtitel, oder? Und nach einer kurzen Pause lässt dann Phil Haynes die Becken des Schlagwerks klangstark schwirren. Hören wir „Spectrum“, dann nehmen wir das nervöse und quirrlige Gitarrenspiel von Steve Salerno wahr. Da werden Klangsäulen errichtet und gleichsam wieder eingerissen. Die Sequenzen der Gitarre gleichem dem Bild eines Sprinters, der unzählige Stufen einer Treppenstraße in rasendem Tempo überwindet. Der Schlagzeuger hingegen ergießt Blechnebel über die Zuhörer. Nach dem temporeichen Beginn folgt eine Phase der leiseren Töne. Da scheinen die Musiker die Klänge auszutesten und zu verwerfen. Doch diese Phase der Besinnung ist kurz. Anschließend wird ein klangliches Inferno entfacht, an dem vor allem der Gitarrist maßgeblichen Anteil hat.
Im weiteren heißt es „Living Time“. Dabei lässt das Trio die Gitarren im Fokus des Geschehens stehen. Allman Brothers oder doch Deep Purple oder Ten Years After verschnitten und neu gemischt? – das ist dabei die Frage. Auffallend ist, dass auch dieses Stück relativ kurz ist und keine solistischen Interventionen oder rotierende Soli aufweist. Insoweit ähnelt die Musik dann doch Rock- und Popsongs. Zauber oder richtig buchstabieren – beides kann mit „Spell“ gemeint sein, einem Titel, den wir auf dem Album auch finden. In diesem Stück kann man im Übrigen ein längeres Bass-Solo genießen, gespielt auf einem akustischen Bass, so scheint es. „Electric“ ist der Gitarre vorbehalten. Rotierendes Schlagwerk vereint sich in dem Stück mit den Gitarrenriffs, die wir hören.
„Eclipse“ (dt. Finsternis) wartet mit einem wilden Schlagzeugspiel ebenso auf wie mit gedämpften Gitarrensequenzen. Aus dem „Duett“ entwickelt sich dann ein Solo von Phil Haynes. Trommelstöcke traktieren die Felle und bisweilen auch die Becken. Kurz meldet sich der Gitarrist mit gezielt gesetzten Akkorden. Davon lässt sich der Schlagzeuger nicht beeindrucken, auch nicht wenn der Gitarrist seine Gitarre jaulen lässt und eine „Himmelsleiter“ des Klangs erklommen wird. Hard Rock ist hier und da beigemischt. Und dann ja dann erhebt sich wie Phoenix aus der Asche der Bassist. Jeder der Saitenklänge ist gesetzt und klingt aus, ehe die Finger die nächsten Saiten greifen. Im Hintergrund nimmt man ein Wow-Wow des Gitarristen wahr. Dieser übernimmt dann gegen Ende des Stück die musikalische Regie mit markanter Stimme dank lang gezogenen Töne.
Alle drei Musiker vereinen sich zu Beginn von „Lotus on Irish Springs“ in verhaltenem Spiel und Blechrauschen. Dem Bass gilt die ungeteilte Aufmerksamkeit, derweil der Gitarrist Klangfäden spinnt. Kurz gehaltenes Tick-Tick-Tick des Schlagzeugers trifft auf die Weichzeichnungen des Gitarristen. Sehr lyrisch ausgeformt ist dessen Spiel.
Schiefe, klickende Kratzlaute und ein gestrichener Bass – das ist die Melange zu Beginn von „Paraphernalia“. Und dann wird Rock vom Besten vorgetragen, hart in den Rhythmen, aufbrausend. Alvin Lee und Jeff Beck hätten sicherlich ihre Freude an den Gitarrensequenzen.
© ferdinand dupuis-panther 2025
BANDCAMP
Musicians
Steve Salerno, guitar
Drew Gress, bass
Phil Haynes, drums
Tracklisting
1.Crystal Silence 02:57
2.Spectrum 04:00
3.Living Time 01:22
4.Spell 05:58
5.Cadenza (Haynes) 00:42
6.Paul / Christian 03:34
7.Cycle 05:11
8.Eclipse 06:53
9.Cadenza (Salerno) 00:34
10.Lotus on Irish Springs 03:00
11.Some Sick Slick 05:14
12.Cadenza (Gress) 00:49
13.Paraphernalia 07:43
Phil Haynes/Ben Monder – Transition(s)
Zu Beginn ein O-Ton von Phil Haynes: „As it happened, in addition to numerous jams with others back in the day, Ben and I would gather every few weeks to months, over a couple of years, just to play duets. Blowing our minds & souls out over Coltrane’s "Transition" became a ritual. I can scarcely forget the multiple times we’d start sessions with a 20 - 40 minute rendition of the iconic theme, then rinsing & repeating a reprise, before heading up the street to Joe’s Pizza for eggplant parmigiana heroes. Upon returning to digest and extend ‘da hang’, we’d often finish with yet another close encounter performing ‘Trane’s epic (coincidentally a kind of tri-energy trinity, ala J.C., or… ?).“
Ein Duo, eine sehr intime Konstellation und eine besondere, denn nicht etwa ein Pianist trifft auf einen Drummer, sondern ein Gitarrist. Mit elektronischem „Windgestöber“ wartet „Ben I“ auf. Aus der Tiefe des Raumes ergießen sich dunkle Klänge, die von „hochtönig-ätzenden“ überlagert werden. Übrigens, auch ein wenig Orgelklang ist wahrzunehmen. In „Untitled“ scheint es so, als würde der Drummer die Felle seines Drum Sets mit einem Schaber bearbeiten, der sich kreisend über die Felle bewegt. Aber auch dezentes Getrommel dringt an unser Ohr, während ein Klangteppich ausgerollt wird, aus dem Off. Ein wenig „Theaterdonner“ wird scheinbar inszeniert. Synth- oder Gitarrenklang verfremdet? – das ist die Frage. Und auch in diesem Stück meint man, tiefe Orgeltöne herausfiltern zu können. Ansonsten sind es ein Dröhnen und ein Brummen, das wir ausmachen können. „Brief Piece“ steht für sich, wirklich als kurzes Stück und mit einem distinkten Gitarrenlauf. „Saitenblasen“ steigen auf und dann ist Schluss.
Kesselpauken und Becken – so klingt es zu Beginn von „Transition“. Dazu jault und wimmert die Gitarre von Ben Monder. Im weiteren tanzen die Schlagstöcke auf den Fellen von Toms und Snare. Blechrauschen breitet sich aus. Und Monder spielt so, als wolle er Jimi Hendrix eine Hommage erweisen. Rasant entwickeln sich die Klänge und verdichten sich zu Klangflächen mit allerlei Einfärbungen. Unentwegt ist derweil Phil Haynes an seiner „Schießbude“ aktiv.
„Openings“ steht nicht am Beginn des Albums. Warum nicht? Doch ein Album folgt bisweilen eigenwilligen Ideen von Musikern. Kuhglocken erklingen; gedämpfte Saiten schrillen. Auch an ein Windspiel mit Klangstäben fühlt man sich beim Zuhören erinnert, folgt man der Klanggouache. Gelegentlich vertieft sich der Gitarrist auch in klangliche Abgründe. Teilweise verzichtet er auch auf Verfremdungen und lässt uns den puren Gitarrenklang erleben, auch in den höchsten Tönen, die auf einem derartigen Saiteninstrument angezupft werden können. Eine Klangkuvertüre erleben wir bei „Too Easily“ – ein Hochgenuss jenseits von Hard Rock, eher von lyrischem Jazz Rock. Und den Schluss des hörenswerten Albums bildet dann „Epilogue“!
© ferdinand dupuis-panther 2025
BANDCAMP
Musicians
Ben Monder, guitar
Phil Haynes, drums
Tracklisting
1. Ben I 01:55
2. Untitled 03:53
3. Brief Piece 01:35
4. Untitled Ones 06:30
5. Transition 05:21
6. Ben II 02:39
7. Phil III 01:02
8. Openings 07:00
9. Beyond 04:55
0. 'Too Easily 06:51
11. Phil II 00:59
12. Ben III 02:43
13. Epilogue 04:59
All compositions by Ben Monder & Phil Haynes
Except “Transition” (John Coltrane)* and “I Fall in Love too Easily” (Julie Styne, Sammy Cahn)*