PER MATHISEN: Sounds of 3

PER MATHISEN: Sounds of 3

P

Losen Records LOS 147-2

Neben dem E-Bassisten Per Mathisen, auch Bass-Wikinger genannt, hören wir auf dem vorliegenden Album den Gitarristen und Komponisten Frode Alnæs, auch ein norwegisches Urgestein in Sachen Jazz. Dritter im Bunde ist der kubanische Drummer Giraldo Piloto.

Mathisen studierte sowohl am Jazz-Konservatorium in Trondheim als auch am Berklee College of Music, Boston (USA.) Einige Kritiker sehen in ihm die norwegische Antwort auf Jaco Pastorius am E-Bass und Niels Henning Ørsted Pedersen am akustischen Kontrabass. Seine Wege kreuzten sich in Sachen musikalischer Zusammenarbeit bisher mit Mike Stern, Bill Evans, Alex Acuna, Bill Buford, Gary Husband, Ralph Peterson, Ulf Wakenius, Teri Lynne Carrington, Geri Allen, Gary Thomas, Jojo Mayer und Gergo Borlai.

Bekannt wurde der norwegische Gitarrist Frode Alnæs mit seiner Band “Dance with a stranger”. Auf Dutzenden von Alben ist er bisher zu hören gewesen. Giraldo Piloto ist einer der besten Schlagzeuger der Gegenwart und mit seiner Band “Klimax” ist er weltweit nicht nur Fachleuten ein Begriff. Piloto revolutionierte  u.a. die Salsa und schuf die Timba, so kann man es vielfach lesen.

Hören wir, was Per Mathisen selbst über das Album sagt: „Man kann die Einflüsse verschiedenster Stile und „Klangnoten“ erleben, Rock, Pop, Blues, kubanische Musik, Funk, Klassik, freie Formen, Balladen und orientalische Klänge.“

Eröffnet wird das Album mit „The C Sharp Man“. Weiter geht es mit „Maestro H. Sunde“, eine Verneigung vor einem bekannten norwegischen Jazz-Posaunisten, Big-Band-Leiter und Komponisten, und „Pavane“, ehe man dann „Rumbamania“ erleben darf. Zum Schluss sind wir musikalisch mit dem „Travelin' Man“ unterwegs. Bis auf „Pavane“ und „Travelin' Man“ zeichnete Per Mathisen für alle übrigen Titel verantwortlich.

Lassen wir uns also auf dieses Trio aus dem „Norden Europas“ ein und hören mal dem „C Sharp Man“ zu: Ein Schwirren von Gitarrensaiten, akzentuiert gesetzt und nicht fern von Hard-Rock, so ist die Eröffnung des Songs angelegt. Sphärischer Klang mischt sich mit der bewegten Basslinie, die Per Mathisen verantwortet. Beinahe im Stakkato traktiert der Drummer Giraldo Piloto sein Schlagwerk. Taktaktaka … . Derweil hört man das Wimmern und Schnarren der Gitarre, das Werk von Frode Alnæs. Dabei scheinen die Grenzen zwischen Jazz Rock und Rock durchaus fließend. Bisweilen meint man, in einem Hammerwerk zu sein, in dem das ständige Gedröhne der Hämmer zu vernehmen ist.

„Rabbagast II“ beginnt mit einem Solo des Drummers, der richtig einheizt und die Sticks über die Felle tanzen lässt. In dieses Solo fällt Frode Alnæs ein und lässt seine Gitarre jaulen, schnurren, schnarren und dröhnen. O ja, das weckt Erinnerung an Cream, Ten Years After, Jeff Beck, Rory Gallagher und all die anderen Gitarrenakrobaten jener guten alten Tage des Rocks. Im Hintergrund grummelt derweil der E-Bass von Per Mathisen. Zwischenzeitlich denkt man beim Zuhören auch an Santana in Hard-Rock-Gewand. Doch was bedeutet eigentlich Rabbagast? Sucht man im Netz, dann findet man den Hinweis auf ein Red Ale von der Endrestø Brygghus. Lassen wir das mal so im Raum stehen, ehe wir über die Beziehungen zwischen Bierbrauen und Jazzrock unter dem Stickwort „Sound of 3“ spekulieren.

Nachfolgend heißt es „Kick A Shuffle“: „Gurgelnde Laute“ dringen anfänglich an unser Ohr. Beinahe lautmalerisch verhält sich insoweit das dunkel gefärbte Saiteninstrument, sprich der E-Bass. Danach wird das Tempo überaus angezogen, ist eine spritzige und spitz klingende E-Gitarre zu vernehmen. Sprunghaft sind die Melodielinien, die wir vernehmen. Ein wenig Blues schwingt mit, abseits von 8 to the bar. Ein elektrisierender Gitarrenschwall vermischt sich nachfolgend mit den aufgewirbelten Messingbecken. Dann ist das tiefe Gurgeln wieder da. Wer im weiteren Fortgang von „Kick A Shuffle“ nicht dazu kommt, die Beine und den ganzen Körper zu bewegen, der ist selbst schuld. Stillsitzen ist nicht angesagt; Herumzappeln ist das Gebot der Stunde.

Verrückt nach Rumba oder was? Was anderes als das, muss man beim Lesen des Songtitels „Rumbamania“ unterstellen? Doch der Song ist weit entfernt von irgendwelchen südamerikanischen Rhythmen und Melodien. Ohne Frage, fetzig und rotzig agieren die drei Musiker. Distortions sind an der Tagesordnung. Treibend agiert der Schlagzeuger, und die beiden Saitenspieler lassen sich nicht zweimal bitten. Beim Zuhören dachte der Rezensent im Übrigen mehr und mehr an Jimi Hendrix, an „Hey Joe“, „Purple Haze“ und mehr. Mal davon abgesehen, scheint auch ein Anflug von Funk zur Würze von „Rumbamania“ zu gehören.

Den Abschluss dieses rockig-fetzigen Albums bildet der „Reisende Mann“ („Travelin‘ Man). Dabei ist dann erstmals Gesang, wenn auch in Verfremdung, zu hören. Dieses Stück ist noch am ehesten als eine Annäherung an rockige Popmusik zu betrachten. Zugleich kann man nicht umhin Assoziationen zu Krautrock und Neuer Deutsche Welle aufkommen zu lassen, oder?

Für diejenigen, die Jazz Rock schätzen und nicht als Jazzpuristen durch die Lande ziehen, ist dieses Album ein Brückenschlag zwischen den Genres und insoweit ein wichtiger Baustein zur Popularisierung von Jazz, der ja überwiegend ein Nischendasein fristet.

© text ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Losen Records
http://www.loosenrecords.de

Musiker
Per Mathisen
https://www.facebook.com/per.mathisen.14?fref=ts

Giraldo Piloto
https://www.facebook.com/Giraldo-Piloto-y-Klimax-170477913015585/

Frode Alnæs
http://frodealnaes.no/


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst