Paul Kendall - Whisper Not

Paul Kendall - Whisper Not

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Der Tenorsaxofonist Paul Kendall hat, wie er selbst bekennt, eine Vorliebe für das Zusammenspiel mit einer Hammondorgel. So lag es nahe den HammondB3-Orgelspieler Dan Kostelnik in das Trio zu holen, abgesehen vom Drummer Rudy Petschauer, um das Ensemble zu komplementieren.

Hören wir mal, was Kendall über sein Faible für die Hammondorgel sagt: “Years ago, I sat in with Bobby Forrester at a local jazz club in Long Island, NY named Sonny's Place. Bobby was the long time organist and musical director for singer Ruth Brown. I hired Bobby for a few gigs on Long Island and Queens, NY. When I got my first record deal, I asked him to make a few sessions for the date. I paired him with drummer Rudy Petschauer, who was with Jack McDuff at the time.” Nach einem Ortswechsel nach Pennsylvania stellte Kendall fest, dass auch sein Drummer unweit von ihm ein Haus gekauft hatte. Der Gedanke an ein neu zu formierendes Trio war geboren und der Drummer schlug dafür Dan Kostelnik vor.  Und das kam bei den ersten Sessions der Drei zustande: “We play in the Bebop vein. Rudy is versatile and can play modern jazz in other settings as attested to in various CDs. I can stretch a bit also if I'm playing original compositions, but what comes natural for me is Bebop. It is a fallacy to say every jazz record has to break new ground. If cats can say it their way, and do it with artistry, that should suffice.”

Zwölf Tracks wurden eingespielt, angefangen von dem Titelsong „Whisper Not“ über „Pensativa“ und „Penelope's Peril“, basierend auf „I'll Remember April“, sowie „Speak Low“ (comp Kurt Weill) bis hin zu „Nardis“ (comp Miles Davis) und schließlich „Quick Drink“ auf der Grundlage von  „What Is This Thing Called Love“ geschrieben, als Schlussakkord. Auf dem Album finden sich neben „Speak Low“ und Nardis“ weitere „Standards des Jazz“ bzw. Referenzen zu bekannten Musikern des Jazz wie „Airegin“ (Sonny Rollins) und „Ceora“(Lee Morgan). Zwei Eigenkomposition wurden vom Trio fürs Album aufgenommen, nämlich das Schlussstück und „Penelope's Peril“, die beide aus der Feder von Kendall stammen. Lassen wir uns also ein auf Bebop und mehr sowie den Klang einer Hammond B3!

Säuselndes Saxofon und der Klangteppich einer Hammond-Orgel dringt bei „Whisper not“ (comp Benny Golson) ans Ohr des Hörers. Man mag beim Zuhören an einen lauschigen Frühlingstag denken, an eine leichte Brise, die einige Segler für sich nutzen. Der Himmel ist in helles Blau getaucht. Wenige Schäfchenwolken sind hier und da auszumachen. Eindrücklich wird das Klanggemälde in mediterranen Farben und dem Licht des Südens gestaltet, dank an das anmutige Saxofonspiel und fein gesetztes Blechrauschen sowie die geerdet wirkenden Linien, die der Hammondorgel-Spiel dem Saxofonspiel entgegensetzt.  Und dann gibt es zudem Raum für ein Solo von Dan Kostelnik. Beim Zuhören meint man, der Orgelspieler würde tanzende Papierdrachen in Klänge umsetzen.

Aus der Feder eines Granden des Jazz stammt „Airegin“. Sehr temporeich geht es dabei zur Sache. Da ist das Saxofon zunächst die führende Stimme, auch mal röhrend und guttural, ehe dann Drummer und Hammondorgel-Spieler die Klangfärbungen bestimmen. Nachfolgend hören wir „Pensativa“. Schnurrend äußert sich das Saxofon, derweil Drummer und Orgelspieler rhythmische Akzente und Zäsuren setzen. Man hat beim Hören den Eindruck, der Klang des Saxofons schwebe dahin, gleiche dahin ziehenden Wolkenbänken am Himmel. Rhythmisch hat das Stück auch ein bisschen „Latin-Würze“, oder? Und der Orgelspieler brilliert an Registern und Tasten. Da fliegen die Klänge dahin, begleitet von einem behutsam agierenden Drummer, der zwar die Rhythmik akzentuiert, aber dem Orgelspieler Raum lässt, seine perlenden Passagen zu vollenden.

„These Foolish Things“ (Eric Mashwitz, Jack Strachey) hat das Trio von Kendall auch im Programm. Bedächtig ist das Tempo, durchaus an eine Ballade denken lassend. Sehr eindrucksvoll ist die unmittelbare Verknüpfung der Stimmen von Saxofon und Hammondorgel, ohne im Unisono zu agieren. Schnurrend zeigt sich das Saxofon zum nachschwingenden Vollklang die Orgel. Der Organist gestaltet ein samtenes Klangbett, über dem der Saxofonist seine Sequenzen setzt. U Werden wir nicht zudem in einem Solo des Organisten in die Welt von Blues, Groove und Soul mitgenommen?

Nach „Embraceable“ (George & Ira Gershwin) und „Just Friends“ folgt dann Weills „Speak Low“: Mit diesem Stück tauchen wir in die Welt des Broadway ein, hatte Weill diesen Song doch für „One Touch of Venus“ geschrieben nicht ahnend, dass er ein Hit werden würde und als Standard des Jazz bis heute gegenwärtig ist. Mit viel Verve geht Kendall in seinem Spiel zur Sache, lässt nicht allein das Thema an unser Ohr dringen, sondern auch seine Phrasierungen, die wie vielfach geschwungene Schleifenformen anmuten. Übrigens: Der Saxofonist lässt seine Stimme durchaus laut erschallen und von „Speak Low“ ist da keine Rede. Die Antwort auf den Saxofonisten bleibt der Orgelspieler nicht schuldig. Kaskadierende Phrasierungen trägt er zu dem Song bei. Und dann erhebt der Saxofonist erneut seine Stimme, nachdrücklich. Kurz ist das Drumming-Intermezzo zwischen den “saxofonfreien Klangzonen“.
Zum Schluss heißt es dann „Quick Drink“: Rumba-Ambiente oder doch ein wenig „A Night  in Tunisia“– das ist die Frage, wenn man den Song hört. Unabhängig davon, scheint es als wehe um uns der Scirocco, wenn Paul Kendall seinen Holzbläser in Aktion bringt und dahin wehende Klänge an unsere Ohren dringen. Dan Kostelnik fügt „Quick Drink“ bei seinem Solo eine Prise Latin-Flair hinzu. So endet das Album mit einem weiteren Ohrenschmaus, den uns das Trio bereitet. 

Fazit: Gewiss, der eine oder andere wird sich vielleicht auch das Original verschiedener Tracks des Albums anhören. Aber das scheint wenig zielführend, denn beispielsweise wurde „Nardis“ von Miles nicht in einem Trio eingespielt, sondern mit einem Sextett, zu dem auch Cannonball Adderley, Paul Chambers und John Coltrane gehörten. Das Trio von Kendall sollte man als genuine Formation begreifen, mit eigenständigen Arrangements und Klangfärbungen. Was für „Nardis“ gilt, gilt im Übrigen zudem für alle anderen Kompositionen, die nicht Paul Kendall verantwortet.

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Musicians
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Dan Kostelnik
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