Pago Libre & Sooon – Friendship

Pago Libre & Sooon – Friendship

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Leo Records

Das Schiff ist bemannt; die musikalische Weltreise kann beginnen. An Bord sind der Hornist Arkady Shilkloper, der Pianist John Wolf Brennan sowie Floran Mayer an der Violine und Rätus Flisch am Bass Mit dabei sind obendrein die Folk-Sängerin Sonja Morgenegg und der Perkussionist Tony Majdalani. Also Leinen los und lassen wir uns ein auf Arrangements von Songs, die in der Welt von Rock und Pop einen Klang haben. Unterwegs auf der Fahrt mit der „Friendship“ begegnen wir Yes, Pink Floyd, The Police, Fay Lovsky, Jon Lord, John Lennon und Paul McCartney, vernehmen arabische Rhythmen und ein wenig schweizerische Volksliedkunst. 

Für die einen mag es “musikalische Piraterie“ im besten Sinne sein, für die „Friendship“ steht, für andere der kreativ-künstlerische Umgang mit einem Stück Musikhistorie der letzten Jahrzehnte. Nun ist es nicht das erste Mal, dass Jazzmusiker sich mit Rock und Pop befassen. Schon Miles Davis hat den Kontakt zu Jimi Hendrix gesucht. Die Brecker Brothers haben ebenso wie das United Jazz & Rock Ensemble den Jazz Rock gepflegt und versucht eine Melange zwischen Jazz und Rock zu kredenzen. Bill Frisell („All We Are Saying“)  und auch John Scofield („Who’s Who“) haben sich mit den Kompositionen der Beatles auf ganz eigene Weise befasst und das Jazz Ensemble Baden-Württemberg schuf mit einer Produktion eine Hommage an die Doors ohne Worte, vor allem aber eine Hommage an Jim Morrison, den Rockpoeten der Generation 27.

Nun also hat sich auch Pago Libre auf Spurensuche begeben und „For No One“ (Paul McCartney), „Hey Bulldog“ (John Lennon), „Wrapped Around Your Finger“ (Sting)  und  „The Great Gig In the Sky“ (u. a. Roger Waters/Pink Floyd) in einneues Design gehüllt. Aufgemacht wird das Album mit „Curious & Curiouser“, gefolgt von „Sarabande“, aber auch ein Arrangement basierend auf einer Volksweise ist zu hören, man lausche mal den Klängen von „ArabesGuggisbärg“. Dem russischen Alp- und Waldhornisten Arkady Shilkloper ist „Crested Butte Mountain“ zu verdanken, Sonja Morgenegg „Der Mongolische Reiter“.  So schippern wir durch musikalische Wellenkämme und -täler zwischen Rock, Jazz, Pop und Volksmusik, jenseits von wimmernden Gitarren und Humpdahumpda. Übrigens, Untiefen und Klippen umschiffen die beteiligten Musiker mit nautischem Geschick, um mal das „maritime Bild“ aufzugreifen, das auch das Cover der jüngsten CD von Pago Libre & Sooon ziert.

Schon bei den ersten Takten von „Curious & Curiouser“ meint man eher in der Welt von „Those were the days“ unterwegs zu sein. Das mag auch an der Gesangsstimme liegen, dank an Sonja Morgenegg. So gar nicht in die Welt von Pop passt hingegen die Horn-Passage, die teilweise rhythmisiert und zugleich im Einklang mit dem Bass steht. Florian Mayer ist auf der Violine zu vernehmen. Dabei meint man ein wenig Country und Bluegrass vermischt mit Kaffeehausmusik zu hören, oder? Für treibende und nachhallende Perkussion-Sequenzen sorgt in „Sarabande“ Tony Majdalani. Nicht zu überhören ist der Violinist in diesem Stück, dabei in seinem Duktus durchaus an die Musik von The Flock erinnernd. Und dann, ja dann erhebt Sonja Morgenegg ihre tragende Stimme, lautmalerisch und in einer Fantasie-Sprache agierend, so der Eindruck. Oder wird da eine Anleihe an eine der afrikanischen Sprachen genommen? Ergänzend ist der Perkussionist  bei dem Stück als Vokalist zu hören. Weniger an arabische als vielmehr an traditionelle afrikanische und indische Musik erinnert uns das, was wir nun erleben. Stand da hier und da nicht das Karnataka College of Percussion Pate? Flügelhorn oder doch Waldhorn – das fragt man sich, sobald Arkady Shilkloper schließlich das musikalische Zepter in der Hand hält.

Klassik scheint sich bei „Soon“ mit britischer und amerikanischer Folkmusik zu mischen, auch und gerade, sobald Sonja Morgenegg ihre Stimme erhebt und anschließend Florian Mayer auf seiner Geige fiedelt. Beim Hören mag der eine oder andere an Melanie ebenso wie an britische Singer/Songwriter der Gegenwart denken. Außerdem schwingt durchaus klassische Country Music aus Nashville bei diesem Stück mit, oder? Na ja, Nashville ist ja nicht stets Dolly Parton!

Bei „ArabesGuggisbärg“ denkt man vielleicht angesichts des Titels an eine Collage aus arabischer Musik und schweizer Guggenmusik. Doch zu Beginn überwiegt das Arabische in Gestalt des „Klagegesangs“ von Tony Majdalani, gefolgt vom „Stakkato-Stil“ des Violinisten und den „orientalischen Harmonien“, die der Hornist präsentiert.  Auch der Gesang von Sonja Morgenegg entführt uns in den Orient, in die Medinas alter arabischer Orte. Zudem wird ein Stück des maurischen Andalusien lebendig. Vor dem geistigen Auge sehen wir beim Hören Tänzerinnen sich grazil bewegen. Aufgrund der Harmonien und Rhythmik meint man bisweilen auch, man bewege sich nicht nur in der Welt von „Aladin und die Wunderlampe“, sondern auch von „Anatevka“. Das steht dann für ein Crossover von Ost und West! Ein Hörgenuss, nicht nur in diesem Stück, sind die Weichzeichnungen, die Arkady Shilkloper zu verdanken sind. Hier und da hat das auch schon etwas „Sakrales“.

In die Weiten des Universums entführt uns „The Great Gig In the Sky“. Der Pianist, Violinist und Bassist eröffnen das Stück von Pink Floyd, nehmen ihm allerdings gleich mal das Psychodelische und den Sphären-Klang. Und der nachfolgende Gesangspart lässt uns dann eher an die Musik von Rockröhren wie Kate Bush  denken, oder? Neoromantisches dringt mit den Sequenzen des Violinisten an das Ohr des geneigten Zuhörers. Und wo ist da Pink Floyd? Na ja, vielleicht revisited 3.0, oder was? Auch „Hello Bulldog“ ist der Welt von Rock und Pop entlehnt und dank der eingängigen Originalmelodie schon eher in Erinnerung geblieben als der genannte Song von Pink Floyd. Zudem ist das Arrangement dicht am Original gewebt. Allerdings sind Songs der Beatles wie „Help“, „Norwegian Woods“, „Yesterday“, „When I’am 64“ oder „Back in the U.S.S.R“ doch eher im kollektiven Gedächtnis derer verankert, die ihre Teenager-Tage in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren verlebt haben. Eigentlich wartet man bei dem Stück „Der Mongolische Reiter“ auf das Jodeln der Sängerin und den sonoren Alphorn-Klang. Statt dessen jedoch vermeint man, Obertongesang-Adaptationen zu hören. Und dann imitiert Sonja Morgenegg mit ihrem „galoppierenden“ Gesang zudem den Ritt durch die mongolische Steppe. Schließlich noch ein Wort zu Sting und „Wrapped Around Your Finger“ und einer sehr weichgezeichneten Melodielinie. Mit Pop aus den späten 1980er Jahren wird das Album somit beschlossen, das bewusst auf die klassischen Ohrwürmer der Popmusik-Geschichte verzichtet hat.

© ferdinand dupuis-panther


Infos:

www.pagolibre.com
www.brennan.ch
www.sooon.li
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