Matt Walsh – einer, der von der Grünen Insel ins grüne Münsterland kam

Gewiss, es gibt in Warendorf eine irisch-deutsche Freundschaftsgesellschaft, was darauf schließen lässt, dass Bewohner der grünen Insel sich auch in der flachen münsterländischen Parklandschaft wohlfühlen. Aus Dublin zog es den Musiker Matt Walsh ins Münsterland. Nun denkt jeder bei Irland und Musik an Freitagabende im Pub. Die Fiedel wird ausgepackt und dann werden traditionelle irische Weisen wie „What shall we do with the drunken sailor“ oder „The Wild Rover“ angestimmt. Auch der 1946 in Dublin geborene Matt Walsh, der die Mundharmonika zu seinem Instrument gemacht hat, spielte zunächst irische Volksmusik, trat mit Eddie und Finbar Furey sowie Christy Moore von der Folk-Gruppe „Planxty“ auf. Doch Mitte der 1960er Jahre „entdeckte“ er den Blues und Jazz für sich. ...

... Doch die Musik allein schien ihn nicht ernähren zu können, während er hier und da unterwegs war und zeitweilig auch in Berlin lebte. So handeln seine Liedtexte nicht nur von seiner Zeit auf See und als Schäfer auf den Shetland Islands, sondern auch von seinen Reisen in die USA, wo er den illegal aus Mexiko eingewanderten Obstpflückern, die für die Anreise den Rio Grande durchschwammen, sein Stück „The Fruit Picker“ widmete. Auch die Zerstörung New Orleans durch einen verheerenden Wirbelsturm fand bei ihm Eingang in seine bluesig-jazzige Musik. Und schließlich wandeln die Zuhörer mit Matt durch die „Harlem Street“.

Nein, nicht die röhrende Blues-Stimme eines Van Morrison oder aber die harten Blues-Klänge von Gary Moore sind das, was Matt Walsh ausmacht, sondern eher die sanften, leicht rauchig klingenden Töne. Die Musik swingt und nimmt den Zuhörer mit auf die Reise. „Unplugged“ ist Matts Zauberwort. Nicht Türme von Verstärkern müssen es sein, nein, handgemachte Musik zu eingängigen Texten. Neben der Mundharmonika ist es das Saxofon, das Matt Walsh so in „Papa Joe“ gekonnt zu spielen weiß. In seiner Begleitung ist der Percussionist Markus Paßlick, der auch Hang spielt, ein exotisches, an ein Ufo erinnerndes Klanginstrument, dem Töne eines Steel Drum zu entlocken sind. Ansonsten sind Congas und Bongos die Rhythmusinstrumente, die Paßlick im Matt Walsh Quartetts zum Schwingen bringt. Matt betont, dass er ganz bewusst auf die harten Beats eines Schlagzeugs verzichtet. Den Bass zupft Jürgen Knautz, der allerdings keinen Kontrabass, sondern Bassgitarre spielt. Zur Band gehört schließlich noch Matthias Fleige, der nicht nur über die Saiten der Akustikgitarre wandert, sondern auch der Posaune jazzige Tonfolgen entlockt. Und auf der Gitarre lässt er auch mal „Hänschen Klein“ in seine Riffs einfließen. Matt ist zwar der Bandleader, aber Kommunikation scheint ihm besonders wichtig, so gibt es in seinen Liveauftritten auch immer wieder „Duetts“, auch mit dem Bassspieler. Dann löst sich Matt von seiner Position als Frontmann im wahrsten Sinne des Wortes.

Auch Matthias Fleige tritt ab und an ins Rampenlicht, wenn er mit seiner Posaune die Bühne verlässt und sich direkt vor der ersten Reihe der Zuschauer hin- und herbewegt. Es ist also stets Bewegung im Spiel, auch wenn Matt von sich sagt, dass er es eigentlich nicht so mit Entertainment habe. Doch wenn er dann in einem Stück vom Leben eines Truckers erzählt, der wegen überhöhter Geschwindigkeit von einer Polizeistreife angehalten wird, ja dann kommt zu dem Spielwitz noch der Sprachwitz – dank sei auch Matthias Fleige, der in die Rolle des Cops schlüpft, der gerne für einen irischen Whiskey beide Augen zudrückt. Angefangen von der Ode an den chilenischen Liedermacher Victor Jara über „Wait And See“ bis hin zu „Papa Joe“ und „Rolling Down The Highway“ sowie „Fruit Picker“ reicht das aktuelle Programm. Als Zugabe darf es dann noch Eric Claptons Geständnis seiner Zuneigung zu „Layla“ sein. Dann ja, dann geht man als Zuhörer zufrieden ohne „Winterblues“ nach Hause.

In der Vorankündigung des Warendorfer Konzert hieß es: „Blues der feinen Art, kammermusikalisch instrumentiert und sensibel gespielt, bietet der nahe Münster lebende Ire Matt Walsh mit seinem Acoustic Quartett. Ein Programm aus Eigenkompositionen, Jazz und funkbeeinflusste Soul-Latin - und Blues-Nummern, mit einzigartigem akustischen Quartettsound, und doch immer den Wurzeln des Blues sehr nahe.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen außer einigen O-Töne, die ich bei meinem Gespräch mit Matt Walsh einfing.

It's Jazz, it's Blues, it's Matt Walsh: Interview

Von Irland ins Münsterland, von Reels und Finbar Furey zu Bossa Nova und Blues ist das eine Line?

M. W.: Im Prinzip ja. Ich habe in Irland mit Finbar Furey und den Dubliners Sessions in Pubs gespielt, bevor die eigentlich richtig bekannt waren. Ich kann eben auch irische Folklore spielen. Das waren meine ersten Erfahrungen, aber ich habe in meinem Leben viele Länder gesehen, war viel auf Reisen. Natürlich, die Blues-Mundharmonika hat nicht so viel Gewicht. So hatte ich meine immer bei Reise dabei. Nach und nach kam es dann dazu, dass ich mehr Blues spielte. Seit 1976 bin ich in Deutschland und hatte mehrere Blues-Bands. Immer habe ich Mundharmonika gespielt. Dieses Instrument ist auch für Jazz sehr interessant. Ich liebe auch Jazz, Charly Parker und Bebop, aber auch Latin Music.

Bekommt man den Blues, wenn man in Irland ist oder erst wenn man im Münsterland lebt?

Nee, Blues bekommt man nicht. Ich bin unheimlich froh, über die Chance hier Musik und spezielle Blues machen zu können. In Irland war es überaus schwer Blues zu spielen und Musik zu machen, von der man leben kann.

Trotz Van Morrison, Garry Moore und anderen?

M.W.: Ja, aber die sind alle erst einmal nach London gegangen und hatten mit ihrer Musik Erfolg. Dort wurde sie richtig bekannt und konnten darauf aufbauen. ˗ Ich bin ganz dankbar, dass ich in Deutschland von meiner Musik leben kann, auch wenn es immer schwieriger wird.

Bevorzugen Sie eigentlich unplugged? Ähnlich wie auch Clapton in seinen Crossroads-Konzerten?

M.W.: 2007 hat mich mein heutiger Bassist gefragt, ob wir zusammen Musik machen wollen. Zuvor war ich fünf Jahre mit einer Rhythm and Blues Band unterwegs. Aber ich hatte Lust auf Neues, ein bisschen etwas mit Percussion und Akustikgitarre. Nachdem wir einige Blues Sessions gespielt hatte und ich vor allem meine eigenen Kompositionen einbringen konnte, haben wir entschieden, dass es das ist. Unsere erste CD hat dann 2007 den Deutschen Schallplattenpreis gewonnen. Ja, wir waren total erstaunt.

Warum spielen Sie eigentlich ohne traditionelles Schlagwerk? Warum Bongos und Congas?

M.W.: Ich liebe diesen südamerikanischen Klang Es ist einfach ein eigener Sound. Es ist nicht so laut. Mache Schlagzeuger hauen so richtig rein. Wir machen ja eher leise Musik. So passen denn Bongos und Congas gut dazu.

Ihre Musik erinnert an ganz traditionellen Blues wie der, den John Lee Hooker spielte. Liege ich damit richtig oder falsch?

M.W.: Oh ja, das ist eher meine Richtung. Erst einmal habe ich die Musik im Kopf und dann den Text. Manchmal kommt eine jazzige Note dazu, aber nicht immer. Für mich ist die Musik sehr wichtig, mehr als das Entertainment. Das können andere viel besser.

Ist Blues eigentlich nur eine schwarze Musik oder haben auch weiße Musiker den Blues im Blut?

M.W.: Blues ist doch sehr international geworden, würde ich sagen. Der Ursprung des Blues in den 20er Jahren, da würde ich sagen, ja, der ist schwarz. Ich spiele mit vielen schwarzen Musikern zusammen. Keiner hat je gesagt, dass ich nicht Blues spielen könne.

© text und fotos ferdinand dupuis-panther

Informationen

Matt Walsh
http://www.mattwalsh.de

Christy Moore
http://www.christymoore.com/

Audio
Matt Walsh Acoustic Quartet: A Part of Me, Acoustic Music, Bestellnr. 319.1473.2, veröff. 2011


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