Triology – Parker Par Coeur

Triology – Parker Par Coeur

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CNM

Luc Vanden Bosch hat die Zeichnung für das Cover übernommen, das das Porträt des infolge seiner Drogensucht sehr früh verstorbenen Saxofonisten Charlie Parker zeigt. Zudem sehen wir einen geöffneten Vogelkäfig, aus dem gleichsam als Sprechblase „Par coeur“ entweicht. Für die Huldigung an eine Legende des modernen Jazz haben sich Carlo Nardozza (Trumpet), Christophe Devisscher (Double Bass) und Tim Finoulst (Guitar) zusammengefunden.

Im August des Jahres 2020 wäre der amerikanische Altsaxofonist 100 Jahre alt geworden. Bis heute ist seine Musik springlebendig, zudem auch die Erinnerung an Parkers wesentlichen Beitrag zur Fortentwicklung des Jazz ähnlich wie Miles, Coltrane, Gillespie und Monk. “Met Par Cœur brengen we een ode aan Parker. Een interpretatie van zijn virtuoze, eigenzinnige muziek was voor ons een interessante eerste uitdaging die we als trio enthousiast zijn aangegaan”, verdeutlicht Nardozza auf Nachfrage. Neben Originalkompositionen von Parker hat das Trio um Carlo Nardozza auch Stücke fürs Album ausgewählt, denen Parker seine eigene Würze beigemischt hat. Dazu zählen „Cherokee“ (comp Ray Noble) und „Just friends“ (comp John Klenner).

Ohne Schlagzeug kommt das Trio aus und daher fragt man sich, wer denn die Rolle des sogenannten Rhythmusknechtes übernimmt. Im Gegensatz zu Parker, der Altsaxofon spielte, spielt Nardozza Trompete, also keinen Holzbläser. Schon dadurch ergibt sich eine andere Klangfärbung gegenüber den Arrangements von Charlie Parker. Bei „Blues For Alice“ ist es streckenweise so, dass der Bassist und vor allem der Gitarrist für die rhythmische Gefasstheit des Stücks sorgen. Doch Tim Finoulst brilliert auch mit einem sehr quirligen Fingerspiel in seinem Solo, das nichts von der Schwere eines Blues hat. Und auch dem Bassisten wird Raum gegeben, allein über das Thema zu paraphrasieren. Glockenhell ertönt die Trompete, die Nardozza erschallen lässt.

Eher gedämpft erscheint das Spiel Nardozzas bei „Little Suede Shoes“. Dabei bestechen auch die Duette von Nardozza und Finoulst. Bisweilen hat man beim Zuhören den Eindruck von beschwingtem Latin Flair, will sagen Bossa. Dieser Eindruck verstärkt sich beim Soloauftritt von Finoulst. Basierend auf den Harmonien von „I Got Rhythm“ komponierte Parker „Anthropology“: Mit flottem Tempo kommt dieser Klassiker des Jazz daher. Kaskadierend ist das Saitenspiel von Finoulst, dem der Bassist Christophe Devisscher in seiner Tonlage folgt und dabei die sonst übliche Lethargie eines Bassisten abstreift. Und Swing hat das Stück auch, jenseits des traditionellen Swings natürlich. Sobald Nardozza sein Horn bläst, mein man die melodischen Linien würden zu Klangflächen erweitert. Mit Verve präsentiert uns der Trompeter seine kleinteiligen Umspielungen, ehe diese vom Bassisten aufgegriffen werden. Dabei hat man den Eindruck, der Bass gerate in tänzerische Bewegung.

Nach dem Parker-Stück „Confirmation“ hören wir „Laura“, von David Raskin komponiert. Dieser Komponist, der Musik für mehr als 170 Spielfilme geschrieben hat, schuf „Laura“ 1944 für einen Film-Noir in der Regie von Otto Preminger. Tim Finoulst eröffnet das Stück mit einem lyrisch-erzählerischen Gitarrenspiel, das er über längere Passagen beibehält. Dabei lässt der Klangfluss eher an eine Liebesgeschichte als an einen Kriminalfilm denken, um den es sich bei „Laura“ in Wahrheit handelt. Begleitet wird das Gitarrenspiel durch eingestreute Bassakzente. Aus diesen kristallisiert sich ein Solo heraus, erdig und in Umbra gehüllt. Aufwühlende Dramatik einer Mordgeschichte hört sich gewiss anders an. Und was macht Nardozza bei „Laura“? Er ist nicht Agent der musikalischen Inszenierung.

Die zu gestaltenden Räume werden in der Regel von allen drei Musikern eingenommen, so auch bei „Relaxin' At Camarillo“ (Ch. Parker).Dabei variieren nur die Anteile. Nicht immer ist es also Nardozza, der mit seiner über weite Strecken recht samt klingenden und bisweilen schrill-vorlauten Trompete das Wort führt. Noch zwei weitere Stücke sind zu hören, die nicht aus der Feder von Parker stammen, aber wie „Just Friends“ durchaus im Parker-Duktus daherkommen. S

o meint man, eine Nähe dieses Stücks zu „My Little Suede Shoes“ ausmachen zu können. Im Ohr bleibt dabei ein sehr verspieltes Gitarrensolo von Finoulst. Auch der Schlussakkord des Albums stammt nicht von Parker, sondern von Ray Noble, dem wir „Cherokee“ zu verdanken haben. Entstanden ist dieser Standard 1938 für die aus fünf Sätzen bestehende Indian Suite. Dabei führt durchaus Nardozza über weite Strecken die Klangregie. Mitreißend ist das, was wir hören. An das Säuseln des Windes denkt man beim Zuhören ebenso wie an wilde Galoppaden über Stock und Stein. Insbesondere der Bass sorgt für einen gleichbleibenden vorwärtstreibenden Rhythmus, derweil Nardozza die Weite der Landschaft zu beschwören scheint.

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