Tobias Wember Subway Jazz Orchestra: State Of Mind

Tobias Wember Subway Jazz Orchestra: State Of Mind

T

Unit Records UTR 4679

Aufgenommen wurde für das Album die fünfteilige Suite für Jazz Orchestra, die der Posaunist Tobias Wember komponiert hat. Für dieses Werk wurde er 2015 mit dem WDR-Jazzpreis ausgezeichnet. Der Name der Suite bedeutet Gefühlszustand, Seelenzustand, Gemütszustand und Geistesverfassung. Sie ist das Ergebnis Wembers langjähriger Erfahrung im Schreiben zeitgenössischer Musik. In der Tat spielen Alltagsgefühle und -zustände für Tobias Wember eine wesentliche Rolle beim Komponieren, wie ich in einem Interview mit dem Dirigenten und Leiter des Subway Jazz Orchestra in Erfahrung bringen konnte.

Schaut man sich die herbstliche Momentaufnahme einer leeren Landstraße, vielleicht in der Eifel, auf dem Cover hat, so scheint man auf den Höreindruck, den man erwarten darf, schon eingestimmt zu seine. Dunst liegt über der Landstraße, die Bäume sind kahl und ohne Laube, gleichen Schattenrissen in der Landschaft. Niemand ist unterwegs, weder mit dem Auto noch zu Fuß. Eine gewisse bleierne Schwere scheint über der abgebildeten Landschaft zu liegen. Scheinbar in der Entsprechung der Stimmung, die das Album-Cover ausstrahlt, ist auch die Suite angelegt. Sie besteht aus leisen melancholischen Sequenzen, die von pulsierenden Klangwellen abgelöst werden. Nachdenkliches vereint sich mit Kraftvollem. Dabei spielen klar strukturierte und farbenreich, kraftvolle Passagen eine wesentliche Rolle für die Struktur der Suite.

Das Subway Jazz Orchestra besteht aus nachfolgend genannten Musikern, vor allem aus dem Kölner Raum: den Saxofonisten Malte Dürrschnabel, Johannes Ludwig, Stefan Karl Schmid, Jens Böckamp und Heiko Bidmon, den Trompetern Matthias Schwengler, Bastian Stein, Maik Krahl und Lennart Schnitzler, den Posaunisten Janning Trumann, Raphael Klemm, Tim Hepburn und Jan Schreiner (b-trb), dem Pianisten Sebastian Scobel, dem Gitarristen Philipp Brämswig, dem Bassisten David Helm und dem Drummer Thomas Sauerborn.

Neben einer Einführung und einem Epilog sowie zwei Zwischenspielen hören wir fünf Teile einer Suite, die Titel wie „State of Mind“, „Pine“, „End of Circle“ sowie Looking Forward“ tragen.

Bei der „Ouvertüre“ ist nichts von einer bleiernen Zeit zu spüren. Eher hat man den Eindruck von Aufbruch, wenn auch das Tempo teilweise als schleppend zu bezeichnen ist. Solistische Eskapaden von Posaune und Trompete sind nachfolgend im ersten Zwischenspiel zu hören. Nahtlos geht dieses Zwischenspiel in den ersten Teil der Suite über. Neben der Stimmgewalt der Bläser vernimmt man die signalhaften Wiederholungen eines Rhodes im Hintergrund. Ein Wechselbad der Gefühle ist wahrzunehmen. Man denkt an die Bandas auf Malta, wenn man im Folgenden aufmerksam zuhört. Überwiegend beschwingt und heiter ist die Stimmung, die vermittelt wird, fern ab vom gängigen Big-Band-Klangbild. Man meint, das Orchester begrüße freudig einen neuen Tag. Sehr gelungen ist das eingewobene Posaunensolo, unter das hier und da ein orchestrales Tutti gelegt wurde.

Der zweite Teil der Suite namens „Stress“ könnte auch den Titel „Aufruhr“ tragen. Aufgebracht sind die Bläser des Orchesters ohne Frage, auch in ihren gegenläufigen Äußerungen. In diese aufgewühlte Stimmung drängt sich dann ein Rhodes mit einem nachhaltigen Solo, das an einen getriebenen, rastlosen Geist denken lässt, aber eben nicht an Stress. Völlig entspannt erweist sich das Intermezzo eines der Saxofonisten – leider findet sich auf der Veröffentlichung kein Hinweis auf die jeweiligen Solisten.

Weiter geht es mit „Pine“ und „End Of A Circle“. Letzterer Teil der Suite zeichnet sich durch eine Ausprägung des Sphärischen aus. Beim Zuhören denkt man an Klangschwaden, an tonale Nebelbänke, wenn man tieftönige Posaunen hört, die m Hintergrund ohne Unterlass zu vernehmen sind. Sie scheinen wie Rufer im Nebel, wie Konstanten im Verlauf eines Prozesses. Doch nach und nach lüftet sich der Nebel, öffnet sich der Blick, der musikalische Kreis scheint aufgesprengt worden zu sein, insbesondere bei dem ausgiebigen Saxofonsolo, das folgt. Ein zweites Zwischenspiel leitet dann über zu dem letzten Teil der Suite: „Looking Forward“, ehe dann mit „Outro“ die „musikalische Gemütswanderung“ abgeschlossen ist.

Text © ferdinand dupuis-panther
 
Informationen

Label
Unit Records
http://www.unitrecords.com

Musiker
http://www.tobiaswember.de

Interview
http://www.jazzhalo.be/interviews/tobias-wember-interview-mit-dem-wdr-jazzpreistraeger-und-koelner-posaunisten/







In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst