Theo Croker & Sullivan Fortner – Play

T
ACT
Vorab einige Bemerkungen aus dem entsprechenden Pressetext: „The album PLAY unites for the first time two of the most important American musicians of the current generation charting new paths in jazz & way beyond: trumpeter Theo Croker and pianist Sullivan Fortner. The two have known each other for more than 20 years, but PLAY is their first recording as joint leaders. Their original idea was to record a collection of modern jazz standards, perhaps including a few versions of popular songs. So Croker and Fortner went into the studio, made a recording… but then discarded it. Inits entirety. Theo Croker remembers: ‘As we were playing it, it felt very stale. Not in the sense that the songs weren't any good. But it felt like we were just kind of playing things that had already been recorded many times.’ Sullivan Fortner agrees: ‘We felt it wasn't really us, it felt more like being in school. We had both played a lot of music from the great American songbook in the past. Those are great songs, they were our vehicle for studying. But it wasn't necessarily the music we gravitated towards on gigs. We are always rooted in something that is beyond just jazz. The music we create always tends to reflect the entire diaspora of black American music, as opposed to just one solid genre.‘”
„A Prayer for Peace“ ließe vom Titel her an sakral ausgeformte Musik denken. Doch das ist nicht der Fall. Sensibel setzt Theo Crocker seine Trompete ein, der Klang schwerelos dahin gleitend, an Dunst des Morgens und Nebelbänke denken lassend. Dazu hören wir Tastenklänge zumeist im Diskant. Wie zuckende Lichter mutet an, was der Pianist auf seinen Tasten zaubert: „First Light“. Theo Crocker hingegen haucht dem Tag Atem ein, so das Hörgefühl.
Wie die beiden ersten „Stücke“, sind auch die Übrigen recht kurz. Wenn man weiß, dass es sich um Improvisationen handelt wundert das, gibt es doch für Impro eigentlich keine Schranken, außer die, dass alles klanglich zum Ausdruck gebracht wurde. „Midnight Bloom“ wird ein bisschen mehr als eine Minute ausgeformt, mit spitzem und nervösem Trompetenklang und „kristallinem Eisgang“. „Light Remains“ beginnt mit scheinbar unterdrücktem Trompetenklang, der an Nebelhorn denken lässt. Hörbar ist auch die durch das Mundstück und Rohr gleitende Atemluft des Trompeters. Als Begleiter mit viel Umsicht erweist sich der Pianist, der auch die Basshand zum Einsatz bringt. Hier und da muss man klanglich auch an eine Oud denken und an Orientklangwelten, oder? Eindringlich bläst der Trompeter in sein Horn. Ein wenig nach Klagegesang wie beim Fado mutet an, was Crocker vorträgt. Und Fortner mutiert sein Tastenmöbel zu einem „Glockenstuhl“, so denkt man vielleicht im weiteren Verlauf der Improvisation. Auch bei „Beneath the Noise“ scheint es, als lausche man der Vielstimmigkeit von Glocken, dank an den Pianisten, derweil es an Crocker ist, den „Glockenklang“ in eigene Muster zu fassen.
„As We Are“ ist eine weitere eher längere Improvisation: Sehr konzertant agieren die beiden Musiker. Getragen ist der Duktus, ohne in ein Lamento abzudriften. Eher hat man den Eindruck, Herbst und Winter werden besungen, das Verlangsamen des Alltags, wenn man so will. Nach „Then We Danced“ folgt der Schlussakkord und der lautet: „Here and Now“.
© fdp 2025
Musicians
Theo Croker trumpet
Sullivan Fortner piano
Tracks
01 A Prayer for Peace 02:54
02 First Light 03:02
03 We Laugh Because We Must 02:01
04 Midnight Bloom 01:24
05 The Space Within 02:05
06 Let the Quiet Speak 01:57
07 Open Palms 03:43
08 Light Remains 05:53
09 Beneath the Noise 03:18
10 Mouth Full of Sky 03:25
11 Grace Is Not Gentle 01:55
12 As We Are 05:10
13 Then We Danced 03:47
14 Here and Now 02:50
#1 composed by Theo Croker, all other tracks are improvisations