The Rookies – Feed the Fire

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Self-produced
Kurz und bündig über das Album, zitiert nach dem Bandcamp-Text: „The first all original record from the ensemble, the music has been formed into a continuous track in seven parts - a carefully crafted journey representing a simple truth, that until we burn down the systems that do not serve us all, we cannot grow to become our best. That our collective liberation and freedom is rooted in the liberation and freedom of all people - a future only made possible by feeding the fire and burning down all systems of exclusion and intolerance.“
Jazz ist mondial und das unterstreicht die australische Formation The Rookies mit ihrem Album. Eine frische Brise weht von Down Under zu uns. Das Cover und auch der Albumtitel hat aktuelle Bezüge, denn Australien wird immer wieder von verheerenden Buschbränden heimgesucht und auch auf dem Cover steigt eine Rauchwolke empor, die einen Emu teilweise einhüllt, so das Bild. Das Quintett aus Melbourne vermittelt uns dies in seiner teilweise tanzbaren, feurigen (sic!) Musik, die auch Elemente von Funk und Rock Jazz beinhaltet. Die beiden Bläser, Greg Sher (alto & tenor saxophone) und Tom Sly (trumpet). sowie der Fender Rhodes-Spieler Joel Trigg sind die, die das Klangbild von The Rookies formen. Vervollständigt wird das Ensemble von dem Kontrabassisten Oscar Neyland und dem Drummer Chris Cameron.
Der Aufmacher des vorliegenden Albums ist „Dry Bones“ mit ausschweifenden Bläsersetzungen. Neben der Melange von Saxofon und Trompete ist es ein brillantes energiegeladenes Trompetensolo, das im Gedächtnis haften bleibt. In Begleitung der beiden Bläser vernehmen wir eher hintergründig das Fender Rhodes. Doch die Klangfärbung bestimmen die Bläser, aus denen sich im Verlauf des Stücks der Saxofonist zu einem sonoren Solo löst. Das Schnurren und die klanglichen Höhenflüge des Holzbläsers werden von dem Fender Rhodes-Tastenklang begleitet. Und am Ende haben dann auch Bassist und Drummer ihre Momente. Dabei geht das erste Stück nahtlos über in „On The Shoulders Of Giants“. Wir hören dabei den kristallinen Klang des kaskadierenden Tastenspiels auf dem Fender Rhodes und dann melden sich aufgeregt die Bläser, derweil man auch den brummend schwirrenden Bass vernimmt. Die vereinten Bläser setzen „klangliche Pflöcke“, ehe dann der Trompeter Eamon McNelis aufbrausend und einnehmend zu vernehmen ist. Die versammelten Bläser sind nachfolgend diejenigen, die das Klanggemälde ergänzen. Dabei hat man den Eindruck, man höre eine Marching Band oder eine der Bandas auf Malta. Dicht ist der Klang, zugleich auch überbordend. Es ist Musik, die zu jeder Fiesta passt oder zu einem Mardi Gras, oder?
Und der Bassist mit seinem schnarrenden Tieftöner schafft den Übergang vom oben genannten Stück zu „Vultures“. Können wir dabei ein Klangbild erwarten, dass in der Thermik segelnde Geier einfängt? Nein, wir hören eher orchestralen Big Band-Klang einschließlich Streicher, nämlich The Newmarket Collective. Je mehr wir uns in die Musik vertiefen, desto mehr denken wir auch an Filmmusiken, in einigen musikalischen Sequenzen auch an Mantel-und-Degen-Filme. Das angesprochene Klangbild wird unter anderem durch das Solo des Tastenkünstlers des Quintetts aufgelöst. Weichgezeichnet ist das, was uns Joel Trigg zu Gehör bringt. Im Hintergrund agiert dann das übrige Ensemble. Ein Ohrenschmaus ist außerdem das Solo des Saxofonisten, der Klänge wie starkes Wellenrauschen darbietet. Das ist sicherlich ein Höhepunkt in dem Stück, das eben sehr stark das Orchestrale herausstellt.
Nachfolgend hören wir dann „Scheme I“ und „Scheme II“. An diesen Stücken sind wiederum das The Newmarket Collective beteiligt. Zu Beginn von „Scheme I“ hört man „Saxofon-Schreie“ und einen hohen Streicher-Klang. Ein Chaos oder Impro vom Feinsten? Oder doch eine Debatte von Streichern und Holzbläser. Nicht nur angerissene Streicher-Saiten, sondern auch lange Bogenstriche für nachhallende Klänge sind auszumachen. Dabei scheinen die Streicher in ihren Harmonien Leid und Wehklage zum Ausdruck zu bringen, insbesondere zu Beginn von „Scheme II“. Dieses Stück hat auch etwas Sakrales, lauscht man den Sequenzen des Trompeters. Doch die Musik von The Rookers weist Brüche auf, Mosaiksteine, die zu einer Collage zusammengefügt werden, Und das ist besonders in diesen beidenzuletzt genannten Stücken auszumachen. In „Scheme II“ fällt dem Saxofonisten eine führende Rolle zu, der von der gemeinsamen „Streicher-Macht“ in einem Kokon umschlossen wird.
Das Kontinuum, das die Band mit dem Album geschaffen hat, führt anschließend zu „Embers“. Perkussives einschließlich Conga-Drumming stehen am Beginn des Stücks. Zudem hören wir ein „gequältes Gebläse“ im Hintergrund. Wie im ersten Stück des Albums vereinen sich die beiden Bläser des Quintetts zu einem Duo. Schraffuren des Klangs verdanken wir nachfolgend dem Trompeter. Die Rhythmus-Motive, die dem Solo des Trompeters beigefügt werden, klingen nach einem Stück Westafrika. Auch der Keyboarder scheint uns auf eine Reise nach Afrika mitzunehmen. Gleiches gilt für den Saxofonisten. Mit „Seed And Soil“ findet das Klangkontinuum des Albums einen gelungenen Abschluss. Übrigens, wer beim Hören hier und da auch an Nat and Cannonball Adderley denkt, liegt wohl nicht so falsch, oder?
© ferdinand dupuis-panther 2025
BANDCAMP
www.therookiesplayjazz.com.au
Musicians
Greg Sher - alto & tenor saxophone
Tom Sly - trumpet
Joel Trigg - Fender Rhodes
Oscar Neyland - double bass
Chris Cameron - drums & percussion
On 'On The Shoulders Of Giants:
Eamon McNelis - trumpet
James Macaulay - trombone
Kyle Chenoweth - trombone
Brennan Hamilton-Smith - clarinet & bass clarinet
Jack Beeche - soprano saxophone & baritone saxophone
On 'Schema II'
David Van Pelt - ARP 2600 synthesizer
On 'Seed and Soil':
Alejandro Vega - congas
On 'Vultures, Schema I, Schema II, Seed and Soil'
Strings by The Newmarket Collective
Violin - Zoë Black, Jos Jonker, Sarah Curro
Viola - Ceridwen Davies, Paul McMillan
Cello - Svetlana Bogosavljevic
Tracks
Dry Bones 06:21
On The Shoulders Of Giants 06:02
Vultures 07:17
Schema I 02:24
Schema II 05:06
Embers 05:36
Seed And Soil 06:58