The New Peter Lehel 4tet - Sea of Love

The New Peter Lehel 4tet - Sea of Love

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FTM (finetonemusic)

Farbschlieren zieren das Cover der Veröffentlichung. Dabei muss man angesichts der Farbkombinationen von Zitronengelb, über Feuerrot bis Grün an Farben denken, die in den 1970er Jahren der letzte Schrei für Designs, Mode und Innenraumgestaltung waren. Also verheißt uns dies, die Band von Peter Lehel will uns mit Funk und Fusion der 1970er Jahre begeistern? Das scheint, folgt man den Liner Notes von Tobis Böcker tatsächlich der Fall zu sein. So lesen wir: „Den funky Touch verdanken die zehn Stücke auf »Sea of Love« vor allem dem knackig runden E-Bass von Dirk Blümlein, dem markanten Groove des Schlagzeugs von Christian Huber und dem von Ull Möck neben dem Flügel so dezent wie wirkungsvoll eingestreuten Einsatz des Fender Rhodes u.a. in »Song For No Reason«. Doch Moment, erst einmal soll die Band vorgestellt werden: Peter Lehel am Alt- und Tenorsaxofon sowie Tárogató, Ull Möck am Fender Rhodes und am Piano, Dirk Blümlein am elektrischen Bass und Christian Huber an den Drums, alle bekannte Gesichter der süddeutschen Jazzszene zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Für die Kompositionen auf dem Album, ob „When Future Smiles“, „Lonely Bird On Lonely Planet“. „Sea Of Love“,„Moove!“, „Taste Of Fruit“ oder „One For Kodály“ und „Contemplation“, zeichnet Peter Lehel verantwortlich.

Stetes Fellgewische und ein kristalliner Klang, der auf einen ruhigen Bass trifft, das macht den Beginn von „When Future Smiles“ aus. Danach konzentrieren sich die musikalischen Linien auf das Gebläse von Peter Lehel, das in den Phrasierungen nie aufdringlich wirkt. Dennoch wird die Musik durch das stete Auf und Ab, einem auffrischenden und abflachenden Wind gleich, geprägt, das dem Saxofonisten zu verdanken ist. Dass ein Quartett kein Monolith ist, wird im weiteren Verlauf deutlich, wenn Bass und Piano sich aus dem Quartett lösen, ehe dann Peter Lehel erneut das Thema aufgreift. In großen Bögen entwickeln sich die weiteren Konturen des Stücks. In diesem sind auch getragene Passagen beim folgenden Solo des Pianisten zu vernehmen, der vor uns einen Perlenfluss des Klangs verströmt. Mit seinem sanften Ansatz weiß im Übrigen Peter Lehel bis zum letzten Takt zu überzeugen. Die Anlehnung an lyrische Popmusik drängt sich bei „Lonely Bird On Lonely Planet“ auf. Die Melodie ist eingängig und lädt zum Mitsummen ein. Zudem scheint die Komposition durchaus bestens für einen Sommersong geeignet, fängt flirrendes Licht des Südens ein, umgarnt uns mit warmen Winden, scheint uns eine gewisse Sorglosigkeit zu verheißen, auch dann, wenn das Saxofon von Peter Lehel schweigt und dramatisches Tastenspiel an dessen Stelle tritt. Summer of Love und Woodstock sind Stichworte, die dem einen oder anderen Zuhörer vielleicht in den Sinn kommen. In die Gefilde von Fusion Jazz nimmt uns Peter Lehel außerdem beim „Song For No Reason“ mit. Auffallend ist hier, dass das Fender Rhodes anstelle des Pianos tritt und zudem ein sehr hörenswertes Basssolo in die Komposition integriert wurde. Bei dem Rhodes-Solo scheint auch Joe Zawinul mit zugegen zu sein, oder?

Sanft schnurrend zeigt sich das Saxofon in „Sea Of Love“, ein wenig an einen Blues angelehnt. Wenn man bei diesem Stück auch nicht von Spielrausch reden kann, so weiß die Band dennoch mit ihrer eher zurückhaltenden Spielweise absolut zu überzeugen. Es geht nicht um Klangbombast, sondern stets um schöne Melodien. Das unterstreicht das Quartett auch mit „Moove!“, einer Komposition mit beigefügtem feinstem Funk-Aroma. Wäre da nicht eine Hammond B3 statt einer Rhodes das Nonplusultra? Nun gut, man kann nicht alles haben. Getragen vom Bass und dem Saxofon wird nachfolgend der „Spherical Blues“ präsentiert. Mit einer gewissen Opulenz macht „Taste Of Fruit“ auf. Dabei gewinnt man im weiteren Fortgang des Stücks den Eindruck, wir würden weitere „Nights in Tunisia“ erleben. Altsaxofon oder Tárogató – das ist die Frage bei Peter Lehels Part in „One For Kodály“, ein Stück, das uns gen Osteuropa entführt, ohne in Balkanova einzutauchen. Teilweise meint man, dass einige Klaviersequenzen darauf abgestellt sind, ein Cymbalon im Klang nachzuahmen, oder? In der Mitte des Stücks wandelt sich mit den Bassakzenten und galoppierenden Saxofonpassagen der Charakter des Stücks. Nun scheinen wir inmitten eines Dorffests einen feurigen Tanz zu erleben. Mit „Contemplation“ wird das vorliegende Album abgerundet. Innere Einkehr und blaue Stunde sind Stichworte, die man mit diesem letzten Stück verbinden kann. Dieser Song scheint dabei Teil eines gekonnten Bogens, den das Quartett musikalisch zum Beginn des Albums schlägt. Variantenreiche musikalische Klanggefüge sind auf dem Album von A bis Z zu erleben. Dabei folgt das Ensemble keinem starren Einheitskonzept im Sinne von nur genuinem Blues, nur lyrischem Jazz oder Funk, sondern mischt die Klangformen, bricht das Quartett auf, schafft Raum für die Entfaltung der Bandmitglieder und überzeugt durch Spielfreude.

© ferdinand dupuis-panther


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