The John Goldsby Trio - Segment

The John Goldsby Trio - Segment

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Bass Lion Music

Es ist ein klassisches Jazz-Trio, das wir hören: am Bass John Goldsby, am Schlagzeug Hans Dekker und am Piano Billy Test. Goldsby arbeitet seit 1994 als Solobassist mit der WDR Big Band und ist tief verwurzelt in der Tradition des modernen Jazz – von Eddie Harris, Johnny Griffin und James Moody bis zu Roy Hargrove, Take Six, Chucho Valdes, Gary Burton und Knower. Goldsby, der im Herbst 2019 die Diagnose Brustkrebs erhielt, hat sich von dieser Erkrankung nicht entmutigen lassen und „Segment“ als Teil seines „Heilungsprozesses“ eingespielt: “My illness gave me time to reflect on my relationship to everything that is important and meaningful to me: my family and my music.” Und der Pianist Billy Test sieht das Album wie folgt: “This record felt like a bit of a hurrah in a lot of ways—like a return to being a musician after the first corona lockdown. We were back making music together after months of being apart, and that made everything feel super fresh. We were revisiting each other after lots of practice time at home. It also felt like a ‘John Goldsby is back and really ok’ week. He kicked my ass on this recording!”

Wer schon einmal an einem Quellgebiet mit mehreren Quellen stand und dem sprudelnden Wasser zugeschaut hat, der hat ein Bild im Kopf, das zu dem leicht swingenden „Things That Go Bump In The Night“ nicht besser passen könnte. Insbesondere die Linien, die Billy Test zu Gehör bringt, lassen an eine Kette von Wasserfällen ebenso denken wie an sprudelndes Wasser, das an die Oberfläche kommt und sich ausbreitet. Dabei ist Billy Tests Spiel von Trillern und von Klangkaskaden durchzogen, ohne irgendeinen Ansatz von banalem verwässerten Spiel zu zeigen. Gleichsam in den Fußstapfen von Test bewegt sich Goldsby, der, so scheint es, die Saiten nur kurz anschnippt und keine langen Vibrationen, kein langes Schnarren der Saiten intendiert.

Nachfolgend hören wir „Goodbye Porkpie Hat“ (Charles Mingus) und Goldsby mit einem tiefgründigen, in sich ruhenden Bass, unverstärkt und rein akustisch. In sich ruht auch der Pianist, wenn er zum Solo ansetzt. Und Hans Dekker bereichert alles mit zartem Schlagwerkspiel. In einem lyrischen Duktus gehalten ist auch „Coming Down Roses“ aus der Feder des Pianisten. Nichts Eruptives wohnt dem Stück inne. Die feine und beinahe zerbrechliche Melodielinie ist es, um die sich sowohl der Bassist als auch der Pianist kümmern. Momente der Ruhe strahlt das Spiel aus. Beim Zuhören hat man Zeit zum Entspannen und Innehalten. Man hat das Bild vor Augen, man folge einem gewundenen engen Pfad durch einen kühlen Laubwald, man atme tief durch und mache den nächsten Schritt. Urbane Hektik ist weit weg. Besen kreisen über die Felle der Trommeln, zart angetippt sind die Becken und Billy Test scheint beinahe in einen Bossa-Modus zu verfallen, wenn „Sergio“ (John Goldsby) auf dem Programm steht. Oder ist es gar ein Rumba-Rhythmus, den wir hören? Zartes Bassgezupfe ist Teil des Vortrags, ehe es wieder einen Hauch Latinoflair zu erleben gibt.

Anschließend folgen „Shadows of Change „(Billy Test) und „Spinning“ (Billy Test). Kontemplativ ist „Spinning“ ausgerichtet, dank des Tastenspiels von Billy Test. Tastenton um Tastenton rinnt dahin, vor allem in hohen Lagen. Die Rotation eines Spinnrads lässt sich im weiteren Fortgang des Stücks durchaus heraushören. Dabei kommt es nicht auf Schnelligkeit an, sondern der Faden wird langsam versponnen, so suggeriert es jedenfalls die Musik. Ein Klassiker ist gewiss „Segment“ (Charlie Parker), und Bebop durch und durch. Beim Arrangement des Trios muss man auf das Altsaxofon von Parker, das Drumming von Roach oder die Trompete von Kenny Dorham verzichten. Den führenden Part übernimmt Billy Test, der auch das Thema bündelt und phrasiert. Über den Bebop sagte Miles Davis einst: „...es fehlten die Harmonien, die man auf der Straße vor sich hin summte, um sein Mädchen aufs Küssen einzustimmen. Der Bebop hatte nicht die Menschlichkeit eines Duke Ellington. Man konnte sich nicht einmal die Melodien merken.“ (Miles Davis mit Quincy Troupe: Die Autobiographie, München 2002) Nun ja, auf „Segment“ scheint das weniger zu passen, denn neben dem schnellen Tempo gibt es schon ein Thema, das man mitsummen kann. Abschließend noch eine Anmerkung zu „Blue Dahlia“ (John Goldsby): In sehr gemäßigtem Tempo kommt das Stück daher, das vom Charakter her an eine Broadway-Melodie erinnert.

Zum Schluss: Auf der digitalen EP finden sich noch nachstehend genannte Bonus-Tracks: „Cinema Paradiso“ (Ennio & Andrea Morricone), „Love Is Enough“ (John Coates), „Carousel“ (Mulgrew Miller) und „Black Forest Blues“ (Hampton Hawes).

© ferdinand dupuis-panther

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https://john.goldsby.de


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