Tania Giannouli – SOLO

Tania Giannouli – SOLO

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Rattle Records

Die aus Griechenland stammende Pianistin Tania Giannouli legt nunmehr bei Rattle Recors ihr fünftes Album vor. Es wird allgemein als das wichtigste ihrer Karriere angesehen. Über das Album und Giannouli schreibt das Label Rattle Records: „SOLO is an artistically concentrated album, fearless, personal, and profoundly musical, a work that highlights Tania’s exceptional talents as an accomplished, highly intuitive pianist. … A renowned pianist, composer, improviser and bandleader, Tania Giannouli’s imaginative, highly original, genre-defying music has been described as lyrical, eclectic, and intoxicating. Classically trained and inspired bly many traditions and influences, her compositions and interdisciplinary projects span a range of styles that reflect a borderless amalgamation of contemporary global reality.“

Ein Soloprojekt ist sicherlich eine ultimative Herausforderung. Der Fokus liegt ausschließlich auf dem Solisten. Doch das bereitet der griechischen Pianistin keine Sorgenfalten auf der Stirn: "Playing solo is, for me, the most liberating thing ever. Being alone with the instrument gives me an incredible sense of freedom. And yet, there is nothing more demanding than a solo recital. Alone on a stage, one is compelled to be truthful, not to hold back or fake anything, and to allow yourself to be vulnerable. In doing so, if one is honest, one finds strength. SOLO is a very personal journey; a story narrated without filters, one I hope listeners will recognise, relate to, and appreciate with their head and their heart".

24 Kompositionen hören wir, Mosaiksteinchen des Klangs könnte man sagen. So wie sich bei Tucholsky Wortschnipsel in seinem Werk finden, so bei Giannouli Klangschnipsel, mal kürzere und mal längere. Übrigens, auch Henri Matisse Decoupes scheinen für einen Vergleich mit der Musik der griechischen Pianistin passend zu sein.

Spitze Schreie, beinahe die Rufe eines jagenden Falken, dunkle und dumpfe basslastige Tastenklänge hinzugefügt – das macht das Eröffnungsstück „Transportal“ aus. Symbolistisch ausgeformt erscheint zu Beginn das, was wir hören.  An ein auf- und abziehendes Gewitter muss man im weiteren Fortgang des Stücks denken. Dabei ist die Pianistin auch in den hellen Klangfärbungen ihres Flügels unterwegs. Doch ohne Frage überwiegen die dunkelgrauen, schwarzen, dunkelbraunen Klangeinfärbungen, wenn man mal die Farbpalette zum Vergleich zu Rate ziehen mag. Übrigens, auch das Bild eines röhrend zu Tal stürzenden Wasserfalls kommt dem einen oder anderen Zuhörer vielleicht in den Sinn. Alles unterliegt dabei einer systematisch entwickelten Dramatik. Nichts ist beliebig, selbst das leise nach und nach auslaufende Ende nicht, das sich in der Tieftönigkeit und den spitzen Schreien ergeht. Bei „Metal Snake“ meint, dass die Saiten im Flügelinneren präpariert sind und daher so klingen, als handele es sich um Klangäußerungen eines Kontrabasses. Ton an Ton windet sich das Klanggeschehen, gleichsam wie die Bewegung einer Schlange, die sich langsam entfernt. Nach diesem sehr kurzen Stück folgt „Intone“, sich in Kaskadierungen ergehend. Beim Hören muss man unter Umständen an romantische Landschaftsmalereien aus dem Norden Europa denken. Genannt sei in diesem Kontext das Werk von Johan Christian Dahl. Ihre Basshand setzt die Pianistin konträr zur Diskanthand. Dunkle Klangschläge treffen auf „galoppierende“ Diskant-Passagen. Auch lieblich perlendes Klavierspiel ist zu vernehmen. Doch das ist nur ein kurzes Intermezzo. Dunkle Klangwalzen jedenfalls begleiten uns am Ende. „Broken Blossom“ zeigt sich in hellen Klangfärbungen, die an Frühling denken lassen. Zugleich hört man auch gedämpfte Töne, die eher perkussiv anmuten.

Einen Epilog hat Giannouli an einer Stelle ihres Albums eingebaut, an der man es nicht vermutet. Dieser Nachsatz ist nämlich nicht am Ende des Albums, sondern mittendrin zu finden. Das ist irritierend;  die Frage nach dem Warum stellt sich, oder? „Spiral“ ist tatsächlich so konzipiert, das die Wiederholungen und ein kurzes perkussives Dädäda an eine Schleife oder Spirale denken lassen. Ob sich gar der Eindruck einer Moebius-Schleife beim Hörer einstellt, muss allerdings mit Fragezeichen versehen werden. Auffallend ist jedenfalls die rhythmische Durchwirkung des Stücks, und erneut die starke Bassfokussierung.

„The Call“ entwickelt sich aus dem tiefen Klang des Flügels. Ein Brodeln ist zu hören. Der Klang schwillt an und  schwillt nachfolgend noch mehr an. Nachhaltig ist das Brodeln, so als würden Eruptionen eingefangen werden. Plätscherndes Wasser oder doch nicht ? – das erhebt sich als Frage bei „Black Sea“.  Eher muss man bei dem Stück an die marinen Themen denken, die niederländische Maler geschaffen haben. Tosende See, Schiffbruch und Strandräuberei – das sind die Elemente jener Malerei. Und auch Giannouli hat keine glatte See im Sinn, wenn sie die Wogen des Klangs an unsere Ohren dringen lässt. Da ist beinahe von einem Tsunami zu reden, von Springflut zumindest, oder? Übrigens, mit „Unfailing Stars“ wird das Album und die kurzweilige, impressionistisch ausgeformte Klangreise abgeschlossen.

© ferdinand dupuis-panther


Info

WEBSITE Tania

Tracks
01 Transportal 6:43
02 Novelette 7:04
03 Metal Snake 1:33
04 Intone 3:46
05 Broken Blossom 1:54
06 Two Notes 2:36
07 Epilogue 1:20
08 Demagnitude 1:40
09 Spiral 4:19
10 Hidden 1:27
11 Prelude 4:26
12 The Call 1:49
13 Grey Blue 3:42
14 Poise 0:52
15 Same Dream 5:39
16 Black Sea 4:13
17 Gecko 1:13
18 Out Of 3:33
19 Gaspard 0:56
20 Twin Star 4:21
21 Punkt 1:35
22 Folegandros 3:30
23 Light Sleeper 0:44
24 Unfailing Stars 2:55

All compositions by Tania Giannouli

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