Talk Show - Miss America

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We Jazz Records
„Talk Show is a new duo collaboration featuring Steph Richards on trumpets and resonating surfaces and Qasim Naqvi on drums, almglocken bells and modular synthesizer. Having worked together on other projects for almost two decades, Miss America, to be released by We Jazz Records , marks their first, pure duo collaboration – a space to engage with a sonic language they’ve been cultivating together for years.“
Ein Duo ist eine delikate, sensible Spielform. Da gibt es kein Abtauchen in einem größeren Ensemble. Die Augen und Ohren sind stets auf die beiden Akteure gerichtet. Da ist zum einen die Trompeterin und Flügelhornistin Steph Richards: “A rising force in avant-garde jazz…a virtuoso of otherworldy sound.”, wie man in Jazz Times lesen kann. Und weiter lesen wir: „Hailed by The New York Times as “boldly inventive” and Jazz Times as “a virtuoso of otherworldly sound,” trumpeter and experimental composer Steph Richards bridges jazz and creative music with multimedianperformance, integrating electronics, choreography, film, and even scent into groundbreaking projects presented at premier venues and festivals worldwide.“ Zum anderen haben wir den Drummer und Klangschöpfer Qasim Naqvi: „Pakistani-American composer Qasim Naqvi might be best known as drummer in lauded trio Dawn of Midi. When he's not on tour he creates original music for film, dance, theatre and international chamber ensembles. His most recent works delve deep into the timbres of analogue synthesisers and orchestral configurations.“ Zusammengefasst: Uns begegnet hier ein nicht alltägliches Duo! Also tauchen wir in die Talk Show ein, die mit „Royalties“ den Anfang nimmt.
Entäußerungen einer Trompete treffen auf schnelles und nervöses Getrommel. Klänge brechen ab, steigern sich, werden zum Klangbrabbeln und -murmeln, steigern sich in der Tonhöhe, erscheinen wir der Klang von Reibungen. Becken werden tänzelnd in Bewegung gesetzt. Hört man da nicht auch Passagen von militärischen „Weckrufen“ und Rufe zum Appell? Der eine oder andere mag auch in den präsentierten Klängen den Ruf des „Lachenden Hans“ entdecken, oder? Gleichsam wie ein Metronom verrichtet der Drummer sein Werk, so möchte man meinen. Beim Zuhören dessen, was die Trompeterin vorträgt, fragt man sich nach und nach, ob es noch Steigerungsmomente geben wird. Doch die bleiben eher aus. Fortgesetzt wird das Album mit „Mom’s Night Out“. Zugleich bleibt der Duktus ähnlich, außer dass nun auch das Geräusch der Ventile der Trompete Teil der Klanginszenierung ist. Verdichtetes Drumming begleitet den Vortrag der Trompeterin. Diese scheint eine eigene Klangsprache der Alltagskommunikation zu praktizieren. Dabei scheint es so etwas wie Klangblasen zu geben und auch langwellige Sequenzen, die uns umfangen. Eher die tiefen Lagen des Instruments lotet Steph Richards dabei aus. Fragment an Fragment fügt sich zusammen und doch nicht, wohl improvisierend entwickelt. Kommunizieren die beiden Musiker eigentlich oder ziehen sie auf unterschiedlichen Umlaufbahnen durch den musikalischen Kosmos? Ab und an mag man Verquickungen erkennen. Doch auch das sehr Egozentrische ist auszumachen, auch bei dem eingeschobenen Solo des Drummers und dem nachfolgenden Klanggeplätscher der Trompeterin.
Es folgen noch drei weitere Klangimpressionen mit den Titeln „Miss America“, „Soft As A Rock“ und „Death Bed“. Von diesen soll es nachstehend exemplarisch um „Soft As A Rock“ gehen: Zu Beginn aufbrausende Synth-Klänge, gleichsam wie ein hohes Pfeifen, ein Schnurren, ein Schwirren und dazu der glockenhelle Klang der Trompete, der über allem schwebt. Beschwört die Trompeterin mit ihrem Spiel nicht die Offenheit des Raums, evoziert den Eindruck von Weite? Dabei versinkt das Stück auch in eine Art Gurgeln und Röhren, das wohl dem Einsatz des Synth geschuldet ist. Die Trompete klingt zeitweilig wie die rituellen tibetanischen Tröten, so könnte man vielleicht formulieren. Fazit: ein Album für diejenigen, die ein offenes Ohr für Experimentelles haben!
© fdp 2025
Musicians
Steph Richards: trumpet, flugelhorn, resonating percussion
Qasim Naqvi: drums, modular synthesizer, almglocken
Tracks
Royalties
Mom’s Night Out
Miss America
Soft As A Rock
Death Bed
Composed by Steph Richards and Qasim Naqvi