Werner Acker: Roots

Werner Acker: Roots

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Personality Records, PR 20

Wer genau auf das Cover der CD schaut, wird erkennen, dass  es dort nicht „roots“ heißt, sondern „r60ts“. Zu sehen ist obendrein eine sechssaitige E-Gitarre inmitten von Wurzelwerk. So erklärt sich vielleicht die Sechs in „r60ts“. Das Design des Covers bezieht sich auf den englischen Begriff „roots“ für „Wurzeln“. Zugleich aber muss man wissen, dass dies das Debütalbum des 60-jährigen Studiomusikers Werner Acker ist. So scheint er in den Albumtitel sein Alter ebenso geschickt integriert zu haben wie sie sechs Saiten seiner Gitarre, oder?

Zwölf Kompositionen wurden für das aktuelle Album zusammengestellt, darunter auch zwei Standards: „In A Sentimental Mood“ (Duke Ellington) und „You Don't Know What Love ist“ (Don Raye). Alle anderen Kompositionen, ob „One More“ zu Beginn oder „Done“ am Ende der Einspielungen, stammen aus der Feder Werner Ackers. „Done“ im Sinne von „geschafft, getan“ scheint mir ein gelungener Abschluss eines Albums, dass sich auf Soul Music, Rhythm 'n Blues, Blues und Gospel bezieht und diese Musikstile pflegt und sehr ansprechend und eigenwillig umsetzt.

Beim Hören des Albums drängte sich mir der Eindruck auf, die Musik von Nina Simone, James Brown, Ray Charles, Les McCann und Ramsey Lewis sei ganz nahe. Auch ein bisschen Hard Bop à la Cannonball Adderley vermeinte ich für sehr kurze Augenblicke erahnen zu können.

Ohne Frage scheint sich Werner Acker auf die Musik der späten 1950er und beginnenden 1960er Jahre zu beziehen, als Soul Music als die vorherrschende afroamerikanische Popmusik in aller Munde war. Es war die Zeit, als zum Beispiel Titel wie „Compared To What“ und als Instrumentaltitel „Hang On Sloopy“ laufend im Radio gespielt wurden.

Nein, Werner Acker agiert nicht alleine auf der Bühne, sondern hat folgende Musiker um sich geschart, um es richtig grooven zu lassen: Andreas Francke (Altsax), Uli Gutscher (Posaune), Matthias Dörsam (Tenorsax / Baritonsax), Rainer Scheithauer (Piano / Keyboards), Hansi Schuller (eBass / Kontrabass) und last but not least Herbert Wachter (Schlagzeug).

Acker bezeichnete sein Album „Roots“ als „eine Mischung aus klaren erdigen Beats und Grooves und einen Sound, der geprägt ist durch bluesige, jazzige und funky Gitarren, begleitet von Hammond B3, Wurlitzer- und Rhodespiano, Flügel, Bass, bzw. Kontrabass, Drumset und einem kernigen Bläsersatz, bestehend aus Altsax, Posaune und Tenor- bzw. Baritonsaxofon.“

Flott und in die Beine gehend ist gleich die erste Nummer namens „One More“, wobei die Melodieführung dem Gitarristen Werner Acker obliegt und unter seinen feinen Gitarrenläufen ein satter Tonteppich liegt, der unter anderem von Rainer Scheithauer mit seinen Tasteninstrumenten ausgerollt wird. Na ja, es gibt dann auch gleich mehr als nur einen Titel, auch mehr als nur „einen mehr“!

Wer Hammond B3 mag, der kommt bereits bei der Eröffnung des Albums voll auf seine Kosten, legt doch Rainer Scheithauer einen Beweis für sein Können ab, wenn er solistisch in Erscheinung tritt. Bei „Roots“ verschaffen sich die Bläser zu Beginn auch mal Gehör, wenn auch nachhaltig Werner Acker die Klangfarben bestimmt. Im weiteren Verlauf des Stücks nimmt er sich zurück, und die Bläser sorgen auch solistisch für die willkommene „Happy Hour“ sorgen. Auf das Saxofonsolo steigt dann Werner Acker mit ausgefeilten Phrasierungen ein, klanglich bereichert durch den vibrierenden Sound der Hammond B3 und die nur noch hintergründig in Erscheinung tretenden Bläser. Zum Schluss steht wieder das Thema des Anfangs auf dem Programm.

Eng tanzende Paare im Schummerlicht einen Bar – das ist die Stimmung, die von Ellingtons „In A Sentimental Mood“ ausgeht. Beschwingt geht es her, und man kann sich das eitle Geplapper der übrigen Barbesucher mitdenken, die wenig Notiz von der Musik der auftretenden Band nehmen, sondern sich in ihrem eigenen Kosmos eingesponnen haben. Die sentimentale Stimmung hat nichts von Soul und Rhythm 'n Blues wie die zuvor gehörten Kompositionen von Werner Acker.

Mit einem nachdrücklichen Rhythmussegment und einem sehr starken Bläsersatz, der einen Hauch von Blood, Sweat & Tears verbreitet, beginnt „Output“. Ein Hauch von Funk mischt sich mit Blues und Soul, eine gar feine Melange, zu der der solistisch agierende Werner Acker mit flinkem Saitenspiel beiträgt.

Von „You Don't Know What Love Is“ findet sich auf dem Album eine Instrumentalversion, obgleich der Titel mit einem Text versehen wurde: „You don't know love like you used to / You don't feel love like you did before / You ran with the dead today ...“. Zum Repertoire von Billy Holiday gehörte der Song; Cassandra Wilson hat ihn auch im Programm. Doch diese beiden Damen sind reine Vokalistinnen. In der Version von Werner Acker klingt der Song nicht so bluesig wie in der Vokalversion von Cassandra Wilson, die bei ihrem Vortrag nur von einem Gitarristen begleitet wurde. Dinah Washington hingegen interpretierte den Song wie einen der vielen Broadway-Songs. Pat Martino wiederum spielte ebenso wie Werner Acker eine Instrumentalversion ein, auch mit Hammond-Orgel als Begleitung. An Martino orientierte sich Werner Acker jedoch nur beim ersten Höreindruck. „Der Mann mit den r6ots“ spielte ganz eigene Gitarrenlinie ein, ließ den Schlagzeuger mit dem Besen agieren und auch die weißen und schwarzen Tasten des Klaviers mächtig in Bewegung bringen. Das ist auch gut so!

Mit „Done“ wird das Album beschlossen, eine sehr starke Komposition mit einem sehr schönen Bläsersatz im Dialog mit den Gitarrenpassagen, die Werner Acker uns eindrücklich präsentiert.

Wow, ein rundes, sehr gelungenes Album muss man schon sagen, vor allem für diejenigen, die eine Mischung von souligen und bluesigen Kompositionen mögen. Es ist zu hoffen, dass dieses nicht das erste und das letzte Album bleibt, das Werner Acker veröffentlicht!

Text: © ferdinand dupuis-panther

Information

Label
Personality Records
http://www.personality-records.com

Musiker
Werner Acker
http://www.werner-acker.de


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