wehnermehner – Misquotation

wehnermehner – Misquotation

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JHM

Vorgelegt wird das Debüt-Album 'Misquotation' vom Duo wehnermehner (Posaune/Gitarre). Wie die Musiker schreiben, repräsentiert das Album das aktuelle Programm, das neben Eigenkompositionen und freien Improvisationen auch die unbefangene Betrachtung, Zerlegung und Neuzusammensetzung von bestehenden Stücken verschiedenster Genres umfasst. „So stehen in diesem Album z.B. Jazzstandards neben Stücken aus Klassik und Renaissance, die uns als Materiallager dienen oder nur zeitweilig durchschimmern. In unserem kommunikativen Zusammenspiel saugen uns spontan gefundene Motive in abgelegene Szenarien hinein und erzählen mit glühender Entschlossenheit ihre eigene kleine Geschichte.“

Das Duo Wehner/Mehner fand sich 2019 in Köln zusammen, wie auf der entsprechenden Homepage zu lesen ist. Auf etwas weisen die beiden Musiker besonders hin: „… Gleichzeitig herrscht in dieser kleinen Band (ganz im Gegensatz zu unseren anderen Projekten, in denen wir ausgiebig elektronische Mittel einsetzen) ein absolutes Effektpedal-Verbot. Durch diese Beschränkung erhoffen wir uns, immer wieder vom Kern unseres kommunikativen Zusammenspiels aus zu starten. Erlaubt sind höchstens mechanische Präparationen und Gegenstände.“

Zu Beginn des Albums bringt uns das Duo eine Komposition von Sam Rivers zu Gehör: „Beatrice“. Gleich bei den ersten Takten stellt sich die Frage, inwieweit das Duo auf Augenhöhe agiert oder doch die klanggewaltige Posaune musikalischer Wortführer ist. Teilweise hat man diesen Eindruck, der sich im Laufe des Stücks auflöst, wenn die beiden Musiker Zwiesprache halten, ihre Klangstränge miteinander verweben. Jeder gestaltet dabei seine Klangfärbung aus. Dabei gehören dem Posaunisten die dunklen, an Erdigkeit erinnernden Tonwelten, derweil die Gitarristin durchaus hell-kristalline Klänge hören lässt. Das ist auch in dem nachfolgenden improvisierten Stück namens „Je suis“ der Fall. Auffallend ist, dass beide Musiker Schranken fallen lassen, aus sich herausgehen und doch zu einer geschlossenen Form zurückkehren. Eher röchelnd und schnurrend agiert der Posaunist in „Let’s Say no“. Manchmal meint man, der Posaunist ergehe sich im Gutturalen, derweil die Gitarristin spitz-tönige Klänge einfädelt und das Spiel des Posaunisten gleichsam  wie bei einem Webstuhl mit einem Schussfaden versieht. Das Stück stammt von Raissa Mehner, die eher den Part der Rhythmusgeberin einnimmt, derweil der Posaunist Maximilian Wehner allerlei motivische Themen anstimmt, teilweise auch langatmig und röhrend.

Schnell eingezählt und dann geht es mit „Capitalism Is Not a Law of Nature“ los. Spielt der Posaunist da nicht bisweilen nur mit dem Mundstück? Kurz, sehr kurz ist diese Improvisation. Ist dann eigentlich alles gesagt oder haben die beiden Musiker sich für einen bewussten Abbruch des Klangflusses entschieden?  „Not the Same“ ist eine weitere Komposition, die die Gitarristin einbringt, ohne allerdings stimmlich zu dominieren. Dies überlässt sie dem Posaunisten. Dessen Klangschritten folgt die Gitarristin behutsam. Und dann, ja dann lässt die Gitarristin die feinen zerbrechlichen Klänge ihres Saiteninstruments erklingen. Teilweise meint man, man höre eine Wölbzither oder Harfe. Der Posaunist setzt bildlich gesprochen Klangwolke an Klangwolke. Schwirrend und wispernd ist der Klang, den wir von Seiten des Posaunisten erleben. Besonders reizvoll ist die musikalische Helix, die die beiden Musiker im Fortgang des Stücks präsentieren.

Weitere Kompositionen und Improvisationen des Albums tragen Titel wie „Helix“, „Aaba hallo“, „Aaba kein Stress“, „A Zombie Is a Small Yellow Flower“ und zum Schluss „Hot House Feuerwehr“. „Bei Aaba Hallo“ meint man teilweise, der Posaunist kopiere eine Tuba oder ein Euphonium. Dazu gibt es vereintes „Saitenrauschen“, dank an die Gitarristin. Und auch Klangvibrationen sind Teil des improvisierten Stücks. Anlauf, kurze Schritte, Tempo aufnehmen, Absprung mit dem Rücken zur Latte – genau das spiegelt die Musik in „Fosbury Flop“ wider. Improvisiert wird bei „Aaba kein Stress“. Doch beim Zuhören denken wir eher an Chaos, das sich auflöst und an zerbrechendes Glas. Zugleich nehmen wir wahr, dass das Duo den Spagat zwischen freien Formen und gebundenen Motiven sucht. Das Finale des Albums lautet „Hot House Feuerwehr“ und damit endet ein beeindruckendes Album mit eher selten gehörten Zwiesprachen eines Duos.

© fdp 2025



https://jazzhausmusik.de/en/detail-english/jhm-324.html

Musicians
Maximilian Wehner  -  Posaune, Klimbim
Raissa Mehner  -  E-Gitarre, Kleinzeuch

Tracks
1. Beatrice (4’19)
2. Je suis (2’10)
3. Let's Say No (4’15)
4. Capitalism Is Not a Law of Nature (0’48)
5. Not the Same (7’07)
6. Helix (4’48)
7. Aaba hallo (1’32)
8. Fosbury Flop (4’25)
9. Bianco Fiore (4’57)
10. Aaba kein Stress (3’40)
11. Quagga (5’38)
12. A Zombie Is a Small Yellow Flower (1’39)
13. Maestoso (4’41)
14. Hot House Feuerwehr (1’56)


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