Yves Peeters Gumbo: The Big Easy Revisited (ferdinand dupuis-panther)

Yves Peeters Gumbo: The Big Easy Revisited (ferdinand dupuis-panther)

Y

W.E.R.F.136

New Orleans, für viele die Wiege des us-amerikanischen Jazz und Blues, hat es dem Drummer Yves Peeters angetan. So spielte er gemeinsam mit dem Tenorsaxofonisten Nicolas Kummert, dem Posaunisten Dree Peremans, dem E-Bassisten Nicolas Thys, dem Pianisten Bruce James und dem Sänger François Vaiana das vorliegende Album ein. Übrigens, hinter dem Spitznamen The Big Easy – so auch der Titel des aktuellen Albums - verbirgt sich die durch den Orkan Katrina schwer zerstörte, am Mississippi gelegene Stadt im Süden der USA. Warum nur bekam New Orleans diesen Beinamen? Wegen des entspannten Lebens oder der im Gegensatz zu anderen us-amerikanischen Städten erträglichen Lebenshaltungskosten? Wegen der Tatsache, dass man als guter Musiker schnell ein gutes Auskommen verdienen konnte? Gewiss hat sich dieser Beiname eingebrannt, nachdem in New Orleans 1987 der Film „The Big Easy“ gedreht wurde.

Noch etwas sollte vorab erläutert werden: Was ist eigentlich Gumbo? Bei Gumbo handelt es sich um ein Gericht aus der Cajun-Regionalküche von Louisiana. Es ist eine Art Eintopf bestehend aus Fleisch oder Meeresfrüchten plus Sellerie, Okra, Zwiebeln und Pfeffer. Einen simplen Eintopf haben nun die Mannen um Yves Peeters nicht geköchelt. Zumindest haben sie dem Eintopf eine Würze aus Gospel, Soul und Funk beigegeben, sodass man wirklich Appetit auf die Musik der Band bekommt. Dabei will ich nicht verleugnen, dass ich beim Abhören des Albums streckenweise an Blood, Sweat & Tears und ein wenig auch an Chicago erinnert wurde. Weniger François Vaiana als vielmehr Bruce James mit seinem spezifischen Timbre verrät eine gewisse Nähe zu David Clayton-Thomas, dem Leadsänger von Blood, Sweat & Tears. Oder liege ich da ganz falsch?

Elf Titel wurden für das Album eingespielt, beginnend mit “My Gumbo's Free” über “New Orleans by Dawn” und “Masquerade” bis hin zu “Street Parade”. Komponisten und Texter sind u. a. N. Thys (“My Gumbo's Free”) und B. James (“New Orleans by Dawn”). Alle aufgenommen Songs entstammen zumindest der Feder eines der Bandmitglieder, auch des Leadsängers F. Vaïana.

Die erwähnte Nähe zu Blood, Sweat & Tears wird gleich bei den ersten Takten und dem gewaltigen Bläsersound von “My Gumbo's  Free” deutlich. Es ist schon erstaunlich, wie man allein mit einer Posaune und einem Tenorsaxofon einen derartig nachhaltigen Klangeindruck hinterlassen kann, ob nun in den Solopartien oder im gemeinsamen Spiel. Stets ist dabei auch ein wenig Funk mit im Spiel. Die Posaune wirkt dabei streckenweise sehr frech-rotzig. “Die Dämmerung in New Orleans” wird mit einem sehr prägnanten Pianospiel von Bruce James eingeleitet, der auch auf den einen oder anderen Triller zurückgreift und sich ansonsten auf einen sehr energetischen Spielduktus verlässt. Wenn dann F. Vaiana die Verse von Bruce James singt und die Band dazu grooved, dann kann man kaum stillsitzen: “Lazy Mississipi take me to the delta stream/To the Gulf of Mexico in a spontaneous swing/ Got to get there soon/ 'Cause they're playing my tune ...”

Den Kräften der Natur hat Gumbo gleich zwei Kompositionen gewidmet. New Orleans hat schließlich in der Vergangenheit die ungebändigte Natur mehr als einmal zu spüren bekommen. Über einer beinahe ostinato Basslinie schwingen sich die Bläser auf. Sind sie als Vorboten des Sturms zu begreifen? Noch scheint es die Ruhe vor dem Sturm, und man denkt eher an einen Bummel durch das French Quarter von New Orleans oder den Besuch eines Jazzclub, in dem man nach Herzenslust jammt. Zum Ende des ersten Teils von “Force of Nature” nimmt das Tosen zu, spürt man, dass da etwas in der Luft liegt. Sehr perkussiv beginnt der zweite Teil von “Force of Nature”. Westafrikanische Beats dringen ans Ohr des Zuhörers. Die Musik von Fela Kuti scheint ganz nahe zu sein. Afrika lebt in Louisiana - besonders beim Chorgesang hat man diesen Eindruck. Feurig ist der Rhythmus. Die Luft scheint zu kochen. Körper scheinen in ständiger Bewegung und in Schwingungen begriffen. Yves Peeters “zaubert” auf seinen Fellen und erscheint dabei als “musikalischer Voodoo-Priester”.

Bei “Masquerade” – ignoriert man einmal mal den Gesang – meint man einen Hauch von Adderley Brothers zu vernehmen, wenn sich Posaune und Tenorsaxofon aufdrängen. Zum Schluss nehmen wir akustisch an einer “Street Parade” teil. Klavier und Drums bestimmen mit ihrem jeweiligen Duktus das Klangbild. Dazu gehört auch der Gesang von F. Vaiana. Mit “Every night's a reason to unwind / Join the party at the street parade / And have some wine ...” klingt das Album aus und unsere Begegnung mit dem quirligen New Orleans ist zu Ende, aber wir bleiben beschwingt und in Schwingungen, haben die Seele aufgetankt und den Funk im Blut –  dank Gumbo.

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
De Werf
http://www.dewerfrecords.com

Musiker
Yves Peeters
http://www.yvespeeters.com


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