Nosax Noclar – Kahmsïn

Nosax Noclar – Kahmsïn

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Yolk Records

Was nun vorliegt, ist das erste gemeinsame Album von Bastien Weeger und Julien Stella. Da beide Klarinettisten und Weeger zudem Saxofonist ist, ist der Bandname mit einem Augenzwinkern zu begreifen. Beide vertrauen in der Musik auf ihre Holzbläser, dabei sich gegenseitig befruchtend und intensiv interagierend. In Tours begegneten sich die Musiker erstmals, ohne jedoch damals von der Zusammenarbeit im Duo zu ahnen.

Zu den Musikern:

Bastian Weeger, ursprünglich aus Poitiers, hat seine Anfänge im Jazz in Tours genommen, ehe er auf das CNSMDP in Paris wechselte und die Jazzklasse von Riccardo Del Frau besuchte. Vor einigen Jahren erhielt er den Masterabschluss in Jazz und improvisierter Musik. Regelmäßig ist er als Musiker und Komponist mit nachstehend genannten Bands zu hören: Groove catchers (1.Preis Jazz La Défense 2011),Groove catchers Extended,H! Quartet, NOLA english connection.

Julien Stella ist ein Multiinstrumentalist und BeatBoxer!  2011 wurde er im Übrigen in Frankreich Meister im Beatbox. Ein Jahr danach wurde er Bandmitglied von Groove Catchers, spielte Bassklarinette und Beatbox. Nach wir vor pflegte er das Metier BeatBox und gewann als Solist 2017 einen hoch dekorierten Musikpreis. Julien Stella verfolgt zudem zahlreiche weitere Projekte und ist unter anderem bei Rythm Alchemy aktiv und gemeinsam mit  Vincent Ségal, Stéphane Galland, Prabuh Edouard und Sokratis Sinopoulos zu hören.

Zwei Klarinettisten umgarnen sich, zeigen sich im Wechselspiel, der eine im Bass bewandert und der andere in melodische Höhen schwebend. All das bietet das erste Stück des Albums namens „Wilson“. Bisweilen fühlt man sich beim ersten Stück auch an eine Fuge bzw. einen zweistimmigen Kanon erinnert. Im weiteren Verlauf meint man, man vernehme höfische Musik oder einen Minnesang. Auch an einen höfischen Tanz mag der eine oder andere beim Zuhören denken. Dabei führt der eine Musiker  die Melodielinie und der andere verfolgt den sonoren Bass. Besonders beeindruckend und ein Hinhörer ist jedoch das folgende Duospiel, das einer klanglichen Doppelhelix gleichkommt. Dieses Spiel mündet schließlich in durchaus klassisch anmutender Musik. Die beiden Musiker besingen auf ihrem Debütalbum auch den „Sandmann“ („Sandman“) und den „Mond“ („Moon“), eine thematisch durchaus passend erscheinende Trackreihenfolge. Bei dem Stück „Sandmann“ meint man, eine Balkanreise zu unternehmen und einen Hochzeitstanz in einem Roma-Dorf zu erleben. Die Klarinetten klingen dabei ein wenig nach Zurna und agieren teilweise „kontrapunktisch“. Zurna ist übrigens ein Doppelrohr-Holzblasinstrument und eng mit Hochzeitsmusik auf dem Balkan, aber auch in der Türkei verknüpft.

Ruhig sind die Klangpassagen, die mit sanftem Hauch geblasen, bei „Moon“ ans Ohr des Zuhörers dringen. Ist da nicht auch ein Sopranino-, zumindest aber ein Sopransaxofon involviert? Bisweilen meint man, ein Frage-Antwort- bzw. Rede-Gegenrede-Spiel der beiden Musiker zu erleben. Diese verlieren sich gelegentlich in einem aufgeregten Stakkato, wenn sie im weiteren Verlauf des Stücks zu vernehmen sind. Gefolgt ist dies von lang gezogenen Sequenzen, von schrillen Klangäußerungen, von leicht explosivem Klarinettenklang.

Namensgebend für das Album ist die Komposition „Kahmsin“. Als höre man den Klang eines Horns aus dichtem Nebel, so erscheinen die ersten Takte in diesem Stück. Man nimmt an, man höre Naturhörner, die zu einem schnellen Rundtanz aufrufen. Dabei ist auch ein Schnarren und Schnalzen zu vernehmen, zeitweilig auch tieftönig und kehlig im Klang, vielleicht auch als gurrend und gurgelnd zu bezeichnen. Der Reiz des Stücks liegt in der Melange von Tieftönigkeit und einer ausgereiften Sopranstimme. Dabei ist das Spiel auf der Klarinette sehr rhythmisch gewoben,  derweil das Saxofon teilweise folgt, aber weitgehend doch in hohen „Klangsphären“ abhebt. Dass die beiden französische Musiker sind, merkt man wenig. Denn sie lassen uns musikalisch den Balkan sehr nahe spüren. Nach der Einführung zu „L’Irlandais du Sud“ folgt das Hauptstück. Und auch dieses lässt nicht unbedingt an Irland, an irischen Stepdance, Dance of the Lord oder Dubliners sowie irische Folkmusik denken. Doch gelegentlich hat man schon die Vorstellung, es werde zu einem Reel aufgespielt, der allerdings mit Balkanova angereichert wird. Zudem vernehmen wir ein Schwirren und Flirren, als wären Hunderte von Bienen oder Käfern unterwegs. Deren Flug im Auf und Ab greifen die beiden Musiker in ihren melodischen Linien auf. Aus Explosivlauten besteht „7-23“ zu Beginn. Danach entsteht ein steter Klangfluss, zu dem die Bassklarinette schnurrt und röhrt. Derweil ist der Saxofonist mit wellig anmutenden Klangbildern beschäftigt. Hier und da tauchen die explosiven Klarinettenklänge erneut auf. Sie bilden eine Art Raster, über den sich der Saxofonist mit seinen Klang-Schraffuren legt. Und auch ein wenig anmutige Volksweise wird von den beiden Protagonisten in das Stück eingeflochten.

Nervös und aufbrausend erscheint das Spiel der Holzbläser zu Beginn in „Roman Etude“. Dabei übernimmt der eine des Duos die redundanten Linie und der andere die rhythmische Beigabe. Und zum Schluss stellen die beiden Musiker eine alternative Version von „L’Irlandaise du Sud“ vor. Nicht nur die eher unübliche Instrumentierung eines Duos, sondern vor allem die Verschmelzung der Holzbläser, das durchaus auch Kontrapunktische und die stete Rhythmisierung mit einem Duktus à la Balkan- und Roma-Musik machen das Album zu einem wahren musikalischen Juwel!

© ferdinand dupuis-panther


Infos

Bastien Weeger, sax, clar
https://www.youtube.com/user/GrooveCatchers/featured

Julien Stella, clar
https://yolkrecords.bandcamp.com/album/nosax-noclar-kahms-n

www.yolkrecords.com


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