Nicola Lancerotti 4tet: Lux

Nicola Lancerotti 4tet: Lux

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Neben dem Kontrabassisten und Bandleader Nicola Lancerotti sind bei der Einspielung „Lux“, gleich Licht, nachfolgend genannte Musiker zu hören: Jordi Grognard (tenor sax, clarinets), Daniele Martini  (tenor and soprano sax) und Nelide Bandello (drums). Das klassische Harmonieinstrument, der Flügel, fehlt in der Quartettbesetzung. Alle Kompositionen stammen von Nicola Lancerotti. Eine Ausnahme besteht bezüglich „ImproLux“, denn das ist eine kollektive Improvisation. Zu hören sind bei „Licht“ unter anderem Titel wie „TWN 2“ - das klingt wie „twin“, also „Zwilling“, „La quiete prima della tempesta“ („Die Ruhe vor dem Sturm“) und „Tra Scilla e Cariddi“ („Skylla und Charybdis“). Dieser Titel spielt wohl auf die Redewendung „zwischen Skylla und Charybdis“an. Diese bezeichnet eine Situation, in der man sich gleich zwei Gefahren gegenübersieht. Weicht man der einen Gefahr aus, begibt man sich in die andere, sodass man nicht ohne Schaden aus diesem Dilemma herauskommt. Wie das wohl musikalisch klingen mag?

„TWN 2“ klingt zu Beginn wie der Trauermarsch, den eine Straßenkapelle spielt. Bisweilen kann man auch an die Musik während der Prozessionen der Semana Santa in Sevilla denken. Getragen ist der Duktus der Bläser, in den sich auch der Tieftöner einmischt. Man könnte sich diese Musik sehr gut für die Vertonung eines Klagegedichts vorstellen, wobei die Hörfarben von den beiden Saxofonisten dominiert werden. Sie spielen sich im Verlauf des Stücks immer freier, scheinen sich in ihren tonalen Passagen zu umgarnen und auch zu neuen Spielzügen zu provozieren. Dialogisch ist die grundlegende, musikalische Struktur, ein wenig an Vor- und Nachgesang erinnernd.

Im Fortgang der Komposition denkt man an Aufruhr, an Massentumult, an Disput und handfesten Krach. In dieses Geschehen greift der Bassist bei seinem Solo sehr beschwichtigend ein. Seine Aussagen scheint dem Motto „Es geht doch alles seinen gewohnten Gang.“ zu folgen.

Ruhig, ganz ruhig, also piano beginnt das Stück „Die Ruhe vor dem Sturm“. Dabei scheint auch eine Klarinette, vielleicht sogar eine Bassklarinette, mit im Spiel zu sein. Irgendwie fangen die Musiker eine sanfte Brise ein, die nach und nach anschwillt. Die Saxofonpassagen von Jordi Grognard und Daniele Martini versuchen dabei wohl, das raschelnde Laub, die sich hin- und herbiegende Laubkronen, die eine oder andere Bö musikalisch einzufangen. Die Wirbel des Trommlers steigern sich hörbar; man wartet auf das Inferno. Sirenenhaftes stellt sich zudem ein. Doch der Orkan bleibt zunächst aus. Es ist ja die „Ruhe vor dem Sturm“. Gegen Ende der Komposition jedoch sieht es dann ganz anders aus. Der Wind fegt um die Häuser, peitscht die Bäume, lässt die Wellenberge größer werden, bringt Segler auf einem große See zum Tanzen.

Bei „Skylla und Charybdis“ hört man zunächst dezente Geräusche aus der Ferne, auch die Besen, die über die Felle streichen, und einen tief gestimmten, gestrichenen Bass. Irgendwie wirkt es unheimlich, was wir da hören. Angespannt vernehmen wir ein zunehmend winselndes und jaulendes Saxofon sowie eine dunkle Bassintervention. Dazu gesellen sich Rufe der Klarinette, die von einem sich nachfolgend echauffierenden Saxofon kommentiert werden. Im weiteren Verlauf nimmt das (musikalische) Schicksal seinen Lauf. Ein Entrinnen scheint nicht möglich, so kann man das Gehörte interpretieren.

Zum Schluss lassen wir uns auf eine Licht-Improvisation aus. Müsste die nicht eigentlich aus glockenhellen Tonpassagen bestehen? Doch es ist die (Bass)Klarinette, die wir wahrnehmen, surrend, schwirrend und tief gestimmt. Man denkt beim Zuhören dann wohl eher an umherschwirrende Nachtfalter als an Licht.

Text © ferdinand dupuis-panther

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Nicola Lancerotti
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