Martin Fabricius – One

Martin Fabricius – One

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Martin Fabricius ist ein dänischer Komponist und Vibrafonist, der bei Gary Burton gelernt hat und mit Summa Cum Laude sein Studium am Berklee College of Music abschloss.  Bereits sein erstes veröffentlichtes Album „When Sharks Bite (2008)“ wurde von der Kritik als eines der zehn besten Alben Dänemarks bezeichnet.  Und auch bei „Out of the White“ waren die Kritiken überwältigend. 2017 erschien dieses Album als Re-Release beim deutschen Label Berthold Records. Nun also liegt ein Soloalbum vor, das während der Corona-Pandemie entstanden ist. Es muss ergänzend erwähnt werden, dass der Vibrafonist auch gerne als Sideman gebucht wird und unter anderem mit Tomasz Stanko, Steve Swallow und Lee Soloff sowie Jamaaladeen Tacuma auf der Bühne stand.

Der in Kopenhagen lebende Martin Fabricius gilt als einer der wichtigen Vertreter des sogenannten Nordischen Jazz. Das vorliegende Album präsentiert eine Mischung aus bekannten Songs und eigenen Kompositionen. Gleich zu Beginn „verneigt“ sich Fabricius mit „Come Healing“ vor Leonard Cohen. Dieser Song wird auf dem Album rein instrumental präsentiert, doch der bekannte Duktus von Cohen, ein wenig Melancholie und der Hang zum Kontemplativen, zum Blick nach innen, ist auch der Interpretation durch den Vibrafonisten anzumerken. Da gibt es eher emotionale Zurückhaltung und kein feuriges Spiel auf den Klangstäben. Im Anschluss daran erklingt ein nordisches Volkslied, das eigentlich einen Liedtext mit folgenden Versen enthält: „Vem kan segla förutan vind / Vem kan ro utan åror / Vem kan skiljas från vännen sin / Utan att fälla tårar/… “. Bei diesem Stück entfällt zwar die Lyrik im Vortrag von Fabricius, aber auch hier ist die im Text ausgedrückte Schwere zu spüren, heißt es doch unter anderem: „Wer kann scheiden von seinem Freund / Ohne, dass Tränen fließen?“.  Es ist schon beeindruckend, wie es Fabricius schafft, alleine am Vibrafon, ein Instrument, das zum Schlagwerk zählt, derartige Stimmungen auf den Punkt zu bringen. Schließlich hat sich Fabricius auch Mark Knopfler vorgenommen, wenn er „Brothers in Arms“ intoniert. „Spirit Song“ entstammt im Übrigen einer früheren Aufnahme.

An den Charakter eines Folksongs lehnt sich Fabricius neue Komposition „Harvest Song“ an. Da sprudeln die Tonsilben, scheint es, so als höre man ein Lied, das zum Tanz aufgespielt wird, nachdem die Ernte erfolgreich eingebracht ist. Gut, dass es bei der Inszenierung des Albums nicht nur die eher grauen, sondern auch die himmelblauen, lichten Klangfärbungen zu erleben gibt. Gänzlich getragen und sehr lyrisch ausgeformt ist  „Little Poem“. Doch was wird hier „besungen“? Ist es eine Waldlandschaft mit Schatten spendenden Bäumen durch die Lichtflecke auf den Waldboden fallen? Ist es ein Bachlauf, der seinen Weg durch Blaubeersträucher nimmt? Oder hatte Fabricius ganz andere Bilder im Kopf, als er sich dem Stück widmete, das frei improvisiert ist?

Und noch ein „Oldie“ mit hohem Wiedererkennungswert hat Martin Fabricius in sein Album aufgenommen: „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Das Lied wurde in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten und in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Und dieser Song, der durchaus ein wenig süßlich ausgeformt ist, verrät wohl auch den bevorzugten Musikgeschmack des dänischen Vibrafonisten, der doch eher den leiseren Töne Vorrang einräumt. Hört man Fabricius’ Version, kommt wohl kein Zuhörer darum herum, sich an den „Falsett-Gesang“ von Garfunkel zu erinnern. Nach einem „sakralen Zwischenspiel“, bei dem ein Psalm intoniert wird, folgt dann „Air“, weniger getragen und „verschattet“ als andere Aufnahmen auf dieser Platte. Man spürt hier und da ein Schweben, ein Entrinnen der Schwere und ein Loslassen. Das ist nicht überbordend, sondern eher dezent in Klangbildern umgesetzt, die die „Luft“ einfangen. Mit einer freien Improvisation beschließt der Vibrafonist dann seinen Solovortrag.

Abschließend sei noch zitiert, was der Musiker Martin Fabricius zu seinem Album und dessen Entstehung zu sagen hat: „When the kids where asleep, I would go down in our basement where I have a small recording studio and start to play. All my concerts where cancelled and there was a dystopian mood. I think the music became a mental live boat for me. It became a way to deal with loneliness, longing and the uncertainty of the situation. I experienced how the music southed and calmed me and gave a sense of hope and direction. I hope it can do the same for others too.”

© ferdinand dupuis-panther 2023


http://martinfabricius.eu/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/m/martin-fabricius-trio-out-of-the-white/


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