Martin Fabricius Trio: Out Of The White

Martin Fabricius Trio: Out Of The White

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Berthold Records

Das Trio des dänischen Vibrafonisten Martin Fabricius – er lebt zurzeit in Kopenhagen – besteht aus ihm selbst, Jacob Hatholdt (Drums) und Christian Hougaard Nielsen (Bass). Für das aktuelle Album hat sich das Trio mit Mathias Heise (Harmonica) und Neff Irizzary (Guitar) verstärkt, die als Gäste dazustießen. Das Trio besteht seit 2007, als es von Fabricius, einem ehemaligen Schüler des sehr bekannten us-amerikanischen Vibrafonisten Gary Burton, gegründet wurde. Seit der Entstehung des Trios trat es unter anderem beim Copenhagen Jazz Festival und Helsingborg Festival sowie New note Festival auf.

Christian Hougaard Nielsen, der angestammte Bassist des Trios, ist ein Schützling des überaus bekannten dänischen Kontrabassisten Niels Henning Ørsted Petersen, der Christian Houugaard Nielsen seit seinem 13. Lebensjahr betreute, auch während dessen Studienzeit. Hougaard Nielsen spielte mit Herlin Riley jr., Michael Brecker, Phil Woods, Ed Thigpen und Alex Riel zusammen. Seit 2011 gehört Jacob Hatholt zum Trio. Der erst 22 Jahre alte Mathias Heise ist, so Martin Fabricius, wohl einer der besten Harmonika-Spieler und gewann kürzlich die Weltmeisterschaften für chromatische Jazzmundharmonika. Schließlich ist da noch Neff Irizzary, ein puerto-ricanischer Gitarrist. Fabricius und Irizzary trafen sich beim Studium am bekannten Berklee College of Music. Martin Fabricius schloss dort sein Masterstudium mit Summa Cum Laude ab. Fabricius' Feder entstammen mehr als 30 Musiken zu Kurz- und Animations- sowie Stummfilmen.

Zum aktuellen Album anbei ein O-Ton von Martin Fabricius: „My creative process begins from the whiteness of a blank piece of paper. What ends up on that page must be wholly honest and very personal. I dig deep to find it, and often have to fight my ego or ask my busy brain to quiet down so that I can listen. What I hear can be an emotion I have felt, or a state of mind that I have experienced. A whole scene can play out. It can be small like the melancholia that accompanies the first cold wind of autumn. It can be moving like the great feeling of homecoming when you catch up with old friends. Or it can be dramatic like when I found myself on our staircase listening through flames, smoke, and screaming sirens for signs of life in my neighbor’s apartment.“

Alle Kompositionen des Albums stammen von Martin Fabricius, angefangen bei „Out of the White“ über „Dear Anne“, „Homegoing“ und „Brother Pine“ bis zu “Firedance“ and „“A New Beginning“. „Verpackt“ sind in diese Songs in eine schöne Hülle. Sie zeigt ein Aquarell, bei dessen Anblick man an Meer, Gestade, Flut, Tode und Springflut denken muss.

Signalhaftes dringt an unser Ohr, wenn „Out of the White“ erklingt und der tiefe Bass für eine beständige Melodie sorgt, ehe der kristallene Klang des Vibrafons sich beimischt. Selten im Jazz ist die Mundharmonika, die dann auch noch Teil des Klangspektrums ausmacht. Doch die generelle Linienführung wird durch Martin Fabricius und sein Vibrafon bestimmt. Lang gezogen sind die Klangwolken der Harmonika. Sanft zeigt sich die Gitarre, die Neff Irizarry zupft.

Toots Thielemans ist wohl als Grand Seigneur der Jazz-Mundharmonika anzusehen. Mathias Heise, so scheint es, tut es dem Meister gleich und verzückt mit seinem Spiel. Immer mehr wird das Weiß verdeckt, verschwindet zugunsten schillernder Hörfarben. Bei „Dear Anne“ würde man Balladenhaftes erwarten. Zarte Vibrafonschlieren breiten sich langsam aus, Klangstab nach Klangstab beginnt kurz zu tanzen, verharrt und vibriert ohne langen Nachhall. Freudensprünge sind nicht zu vernehmen. Man gewinnt eher den Eindruck, da werde ein musikalischer Liebesbrief formuliert. Auf jedes einzelne Wort scheint es anzukommen und nicht so sehr auf überbordende Emotionen.

„Homecoming“, am besten mit Heimkehr zu übersetzen, also mit Rückkehr zu Vertrautem, wird zu Beginn von Martin Fabricius musikalisch bestimmt. Er fängt gemeinsam mit dem Gitarristen Neff Irizarry die letzten Schritte ein, ehe das Zuhause erreicht ist. Solistisch brilliert Martin Fabricius bei diesem Song. Mathias Heise hingegen scheint die Rolle des intervenierenden Erzählers einzunehmen, der von seinen Abenteuern und Begegnungen mit fremden Kulturen berichtet, derweil Fabricius eher die Rolle des Daheimgebliebenen eingenommen zu haben scheint.

„Firedance“ klingt dramatisch. Man meint, Sirenen zu vernehmen und zugleich einen fernen dumpfen Glockenschlag. Flammen scheinen hin und her zu springen, verfolgt man Martin Fabricius' Spiel an seinen Klangstäben. Kommen wir zu einem niedergebrannten Anwesen, fragt man sich angesichts des „wehklagenden Gesangs“ der Mundharmonika. Es scheint so. Wassertropfen – man höre auf das Vibrafon – fallen schwer zu Boden, Resultat des Löschversuchs. Flammen scheinen nicht mehr zu züngeln und zu tanzen. Mit „A New Beginning“ schließt das Album, und es hat den Anschein, dass dieser Song sich nahtlos an die „Feuerkatastrophe“ anschließt. So erhebt sich Phönix aus der Asche, dabei durchaus das Harmonieschema von „Firedance“ aufgreifend.

Den besonderen Reiz des Albums macht die Erweiterung des Trios aus, da somit „komplementäre Hörfarben“ angemischt werden können. Besonders der Dialog zwischen Vibrafon und Harmonika bleibt dabei dem Zuhörer nachhaltig im Ohr.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
http://www.berthold-records.de/

Musiker
Martin Fabricius
http://www.martinfabricius.eu


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