Malte Dürrschnabel Quartet: Strayhorn

Malte Dürrschnabel Quartet: Strayhorn

M

Laika Records, 07577

Viele werden den Standard „Take the A Train“ kennen. Dass dieses Stück der Kreativität des Pianisten und Komponisten Billy Strayhorn und dessen jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit Duke Ellington zu verdanken ist, wissen vielleicht nur Wenige. Im nächsten Jahr gäbe es den 100. Geburtstag von Strayhorn zu feiern. Das war der Anlass für den Kölner Saxofonisten Malte Dürrschnabel sich mit dem musikalischen Schaffen Strayhorns auseinanderzusetzen. So muss man die vorliegende CD auch als eine Art Geburtstagsgeschenk an einen der bedeutendsten Komponisten des Jazz verstehen.

Strayhorn prägte ganz wesentlich den Sound des Ellington-Orchesters, nicht nur mit dem bereits zitierten Titel, sondern auch mit „Lush Life“. Mit diesem Titel eröffnet Dürrschnabel mit seinen Mitmusikern Rainer Böhm (piano), Henning Gailing (bass) und Silvio Morger (drums) den „Geburtstagsreigen“ für Strayhorn, der aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht hatte und sein Leben lang der „Mann hinter Ellington“ blieb. Es war also an der Zeit, Strayhorn ins Rampenlicht zu holen. Denn in der Vergangenheit wurden viele seiner Kompositionen wie „Satin Doll“, „Sugar Hill Penthouse“ und „C-Jam Blues“ schlicht Ellington zugeschrieben, obgleich dies nicht zutraf!
Nur wie bewerkstelligt man eine Hommage an einen großen Komponisten des Jazz? Am besten mit eigenen Interpretationen jenseits von Plagiaten – und das ist dem Quartett um Dürrschnabel bestens gelungen. Mit einem Solo von Dürrschnabel wird das Geburtstagsständchen für Strayhorn eröffnet. Verträumt und getragen klingt „Lush Life“. Auch nach der Intro bleibt das Saxofon der dominante Melodieträger des Stücks, wenn auch das Piano in einigen Passagen dann die „Führung“ übernimmt. So heißt es, sich zurücklehnen, die Augen schließen und das „pralle Leben“ genießen. Beschwingt-fröhlich kommt der zu spät kommende Johnny („Johnny Come Lately) daher. Na, vielleicht beim Zuhören mal einen Quickstep aufs Parkett legen, oder? Die Rhythmik der Komposition lässt ein solches Tänzchen durchaus zu.
Rhythmisch-schnell ist auch ein weiteres Stück, nämlich „Raincheck“ - ganz nahe am Original, auch wenn in der Strayhorn Einspielung auf „Don't Mind If I Do“ eine gänzlich andere Instrumentierung zu hören ist. Zu diesem Stück bemerkt Dürrschnabel: „Das Stück ist derart hip und raffiniert arrangiert, dass man schwerlich behaupten kann, man sei heute kompositorisch weiter ...“.
Wohin verführt uns die Band mit „Smada“? Zu einem nachmittäglichen Spaziergang im Central Park, vielleicht. Unsere Schritte finden sich in den stark rhythmisierten Pianoläufen wieder. Irgendwo treffen wir auf Straßenmusiker oder lachende und spielende Kindern – man lausche dafür aufmerksam Dürrschnabels Saxofonphrasierungen. In Kaskaden ergießt sich das Spiel des Pianisten Rainer Böhm zu Beginn von „A Flower Is A Loversome Thing“ und dann setzt ein beinahe wehklagendes Saxofon ein. Mit „Day Dream“ und „Upper Manhattan Medical Group“ verneigt sich das Quartett im Weiteren vor einem Großen des Jazz, ehe mit „Isfahan“ das große Finale eingestimmt wird.
Danke für die Entdeckungsreise in die Welt von Billy Strayhorn, dem Mann hinter Duke Ellington, dessen Relevanz für die Entwicklung des Jazz wohl ein wenig relativiert werden sollte.


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