Kristian Borring - Out of Nowhere

Kristian Borring - Out of Nowhere

K

Cool It! Records

Neben dem Gitarristen Kristian Borring hören wir auf dem Album Rick Simpson am Piano, Mick Coady am Double Bass und Jon Scott am Drums. Dieses Album entstand gemeinsam mit britischen Musikern vor den globalen Lockdowns im Kontext der Pandemie. Über das Album lesen wir unter anderem: „Out of Nowhere continues to explore the contrasts of Kristian’s Scandinavian voice and pan European identity in a delightful fuse with American jazz heritage.“

Neben sechs eigenen Kompositionen sind auf dem Album auch zwei Adaptationen von Jazz-Klassikern zu hören. Zu diesen gehören „Out of Nowhere“ (J. Green) und „Bloomdido“ (C. Parker).

Wir hören „Palace Fever“ mit einem erdigen Groove und daneben das verträumte, eher rhythmische „Three Rivers“, inspiriert von einer Reise des Gitarristen Kristian Borring in die Drei-Flüsse-Stadt Passau. Mit leicht bluesiger Konnotation wird das Album eröffnet: „Five to Six“. Doch auch das Genre der Ballade ist dem Quartett nicht fremd. Man höre mal „ What You See Is All There Is“. Aufgenommen wurde in das vorliegende Album auch eine weitere Version von „Hipster“, bereits auf dem Album „Urban Novel“ (2014) zu hören.

Doch hören wir mal genauer hin und beginnen bei „Five To Six“: Ein paar Trommelwirbel zu Beginn, einige Tastensetzungen und dann setzt Kristian Borring mit seinem Saitenspiel ein. Dabei schweben die Töne dahin, so als würde ein Papierdrachen gekonnt die Thermik nutzen. Das sind feinst gewebte Melodie-Fäden, die wir wahrnehmen. Beinahe schwerelos bewegt sich der Gitarrist durch den Klangraum. Ab und an sorgt die Rhythmusgruppe für ein wenig Erdung. Das gilt auch für das Solo des Pianisten, das ein wenig in Blues-Gefilden driftet. Zugleich meint man, auch einen Monk-Modus dechiffrieren zu können, oder? Und nachfolgend spinnt dann erneut der Gitarrist ein Saiten-Gebinde. Mit sanftem Wellenschlag, den der Gitarrist verantwortet, macht „Three Rivers“ auf. Das ist alles sehr lyrisch angelegt, auch das, was der Pianist mit zartem Tastenschlag im Hintergrund zu Gehör bringt. Bass und Pianist sorgen im Weiteren dann für stärkere rhythmische Akzentuierungen. Flinke Tastenschläge sind wahrzunehmen, so als wolle der Pianist uns denken machen, wir würden durch Wildwasser geleitet. Dies greift danach der Gitarrist auf und verfeinert die Linien, legt Wellenlinie über Wellenlinie.

Beinahe mit einem Gefühl für karibische See und Werbung für Barcadi Rum ist „Palace Fever“ angelegt, oder? Zumindest aber atmet das Stück mediterrane Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Insbesondere gilt das für das Thema, das wiederholt auftaucht und Gitarristen sowie Pianisten im „Duett“ vereint. Vor unserem geistigen Auge können wir beim Zuhören ein smaragdgrünes Meer und im Wind liegende Jollen ausmachen. Es ist zwar nicht „Sunshine, Sunshine Reggae“ präsent, aber das Quartett nimmt uns mit an den Strand, Sonne und Meer, trotz des anders lautenden Titels des Stücks. So als würde das Quartett eine musikalische Gouache angefertigt haben, klingt „Hipster“. Dabei spielen auch die Tastenzüge des Pianisten eine wesentliche Rolle. Mit prägnanten rhythmischen Akzentuierungen lenkt der Pianist den Fokus auf sich. Im „Schlepptau“ agiert der Gitarrist und löst sich dabei mehr und mehr. Sein Spiel ist so bewegt wie wippende Ähren im Wind.  Und zum Abschluss genießen wir „Bloomdido“.

© ferdinand dupuis-panther




www.kristianborring.com


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