Ken Wiley – Cuerno Exotica

Ken Wiley – Cuerno Exotica

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KRUGPARK MUSIC

Latin Jazz mit und ohne weiche und sanfte Flötenschummerungen ist das, was Ken Wiley uns mit seinen Mitmusikern zu Gehör bringt, schwungvoll-losgelöst, mit laszivem Hüftschwung, beschwingt, fein gesetzt, nicht verkopft, Weichklang für das „Baumeln der Seele“. Es beginnt mit „Bolero“. „Kubanisches Blau“ („Cubano Blue“) ist zu vernehmen. Man erfährt klanglich von einer „schwarzen Orchidee“ („Black Orchid“) und am Ende heißt es „Cuerno Exotica“.

Die Besetzung ist nicht alltäglich, wenn man an Waldhorn, Piccolo- und Alt-Flöte denkt, die ihren Anteil an den weichgezeichneten Harmonien haben. Ken Wiley (French Horn, Piano) scharte nachstehend genannte, teilweise sich abwechselnde Musiker um sich, um das aktuelle Album einzuspielen: Bernie Dresel (Drums, außer 1 und 6), Rene Camacho (Bass, außer 7), Dominick Genova (Bass 7), Dave Loeb (Piano), Mark Leggett (Acoustic Guitar), Luis Conte (Percussion), Kevin Ricard (Percussion), Dan Higgins (Tenor Sax, Flute, Alto Flute, Piccolo, Clarinet) und Bolero Horns: Gary Grant, Larry Hall, Steve Holtman & Dan Higgins.

Hervorzuheben ist, dass auf dem Album das im Jazz eher selten zu hörende Waldhorn zu einem führenden Instrument gemacht wurde, auch und gerade in Solos. Das gilt auch für die Originale und die drei Bearbeitungen der aktuellen Veröffentlichung namens „Cuerno Exotica“. Im musikalischen Fokus stehen auf dem Album auch der Gitarrist Mark Leggett sowie der Saxofonist und Flötist Dan Higgins. Zu ihnen gesellt sich eine fein agierende Rhythmusgruppe, zu der auch der behutsam die Basssaiten anspielende Rene Camacho zählt. Wie flink das passiert, kann man in “Samba Layuca” erleben! Ein wenn auch kurzer Hörgenuss ...

Ravels berühmter “Bolero” erhielt für die aktuelle Aufnahme eine Frischzellenkur. Neben Interventionen im Tutti, die so gar nicht nach Ravel klingen, kommen die Hörner in dem Eröffnungsstück des Albums voll zur Geltung, findet die von Dan Higgis sensibel gespielte Flöte ihren Freiraum, ist nicht allein klangliches Beiwerk. Immer wieder kann Wiley mit seinem Waldhorn tiefe, weiche Akzente setzen und damit das Arrangement bereichern. Latin Feeling ist nicht zu überhören, auch in den eher bedächtig konturierten Passagen.

Cal Tjaders “Black Orchid” hat einen den Hörer leicht umfangenden Rhythmus verpasst bekommen. Zugleich bietet dieses Stück Raum für brillante Solos der Waldhornisten und des Flötisten der Band. Dabei kann man sich nicht nur an die Copa Cabana träumen, sondern auch in die Weiten des Amazonas „verirren“. Leichtigkeit umfängt den Hörer, der sich fallen lassen kann. Tiefenentspannung ist bei der Musik unbedingt angesagt.

Auch McCoy Tyners Stück “Samba Layuca” wurde bearbeitet und zeichnet sich nicht nur durch verspielte Klavierpassagen, sondern auch durch die klangliche „Himmelsleiter“ des Saxofons aus, das jeder Erdanziehung zu widerstehen scheint, dank an Dan Higgins.

Die übrigen Stücke des Albums stammen aus der Feder von Ken Wiley. Zwei von diesen hat er gemeinsam mit dem Gitarristen Mark Leggett komponiert. Die Bandbreite dieser Originalkompositionen reicht von dem gefällig-leichten, tanzbaren “Carilo” mit einem prägnanten Zusammenspiel von Gitarre und Waldhorn – vom Charakter her zwischen Samba und Bolero angesiedelt – über das bluesige Stück “Cubano Blue” mit und ohne fast meditativ anmutenden Flötenklang und Klaviersolo bis hin zu dem beinahe geheimnisvoll anmutenden “Gato Magico”, versehen  mit einem „hypnotischen Rhythmus“.

Was zeichnet die „magische Katze“ – so die Übersetzung des zuletzt genannten Stücks – aus? Flötenklang, der suggeriert, hier würde eine Katze auf leichten Samtpfoten unterwegs sein. Orientalische Anmutungen und ein wenig klassischer, „orchestraler Überschwang“ sind mit im Spiel, dank sei dem Waldhornisten und den übrigen Instrumentalisten. Bisweilen hat man den Eindruck, Verdi würde ein wenig zitiert, gewendet und als 2.0 wiedergegeben, oder?

In “Carilo” wird der Fokus auch auf das „schwebende“ Flötenspiel gelegt, zu dem sich rhythmisierter Saitenklang einfindet. Wohlklang pur und erdig muten die Horn-Sequenzen an. Insgesamt aber überzeugt der flotte, beschwingte Rhythmus des Stücks. Fehlen da nicht nur „Cuba libre“ und „Sex on the beach“?

Schließlich seien noch “Cuerno Exotica” und “El Gorrion” erwähnt, zwei Titel, die aufmerksames Zuhören fordern und das Album abrunden. Fein ziseliert ist dabei unter anderem die Gitarrenpassage in „El Gorrion“, beinahe kristallin ausgestaltet. Erdig kommt hingegen das Waldhorn daher, auch mit gelassener Ruhe und Behäbigkeit ausgestattet. Darin steht der Bass in seinem Solo dem Waldhorn in nichts nach, oder?

Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!


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