Kalnein & Fischbacher Group: One Man Disco

Kalnein & Fischbacher Group: One Man Disco

K

Natango Music NAT 47616-2

Nein, auf diesem Album wird nicht der Versuch unternommen, Disco-Musik der 1970er und 1980er Jahre eine jazzige Frischzellenkur zu verpassen. Eher erinnern sich die Herren Axel Fischbacher (git) und Heinrich von Kalnein (sax) an ihre eigene musikalische Sozialisation. Rhythmisches Feuer ist bei allen Eigenkompositionen vorhanden, die die beiden genannten Musiker mit Charles Sammons (Bass) und Ralf Gessler (Drums) aufgenommen haben. Will man die Musik charakterisieren, so erscheint der Begriff Fusion angebracht. Blues schwingt mit, Rock obendrein. Jeff Beck, Eric Clapton, Ten Years After und andere scheinen im Geiste mit von der Partie zu sein, ebenso David Sanborn und Barbara Thompson. Dieses Namedropping soll in keiner Weise die musikalische Brillanz der Kalnein-Fischbacher-Group mindern, sondern lediglich im Ansatz versuchen, eine wie auch immer geartete musikalische Einordnung vorzunehmen.

So ganz Ernst scheinen sich die Herren von Kalnein und Fischbacher nicht zu nehmen, blickt man auf das Cover mit einer im besten New-Wave-Stil gekachelten Disco mit glänzender Discokugel an der Decke. Einsam und allein steht ein Herr auf der Tanzfläche, der wohl in Erinnerungen schwelgt, derweil längst Techno, House, Acid, Rap und anderes angesagt ist. Der Schweiß von dicht gedrängten Tanzenden scheint längst verflogen oder doch nicht?

Mit „Think about it“ geht es los. Dabei fährt einem die nachhaltige Melodie, insbesondere der Sound des Saxofons, gleich mal in die Glieder. Stillsitzen ist nicht angesagt. Man muss sofort loszappeln, wenn hier und da funky, funky, funky als Motto ausgegeben wird. Solistisch brilliert Axel Fischbacher mit einer teils elektronisch verfremdeten Gitarre, die uns „Shake your bones“ zuruft. Darauf reagiert dann von Kalnein mit seinem Atemrohr ganz rau und außerdem ein wenig aufmüpfig. Ach, was sind das denn für Latino-Rhythmen am Ende des Stücks, das der Feder von Heinrich von Kalnein entstammt? Nicht gar so schwungvoll wie beim ersten Stück des Albums geht es in „Personal Notes“ zu. Dominiert wird die Hörfarbe des Stücks durch das von Heinrich von Kalnein gespielte Tenorsaxofon, das auch säuseln kann, wie wir feststellen. Im Hintergrund agiert Ralf Gessler mit Fingerspitzengefühl am Schlagwerk. Ab und an bemerkt man beim Zuhören, dass zu Heinrich von Kalneins musikalische Gewürzmischung  auch ein Schuss Soul gehört. Rhythm 'n Blues steuert dann obendrein noch Axel Fischbacher bei, sodass eine sehr farbenfrohe Hörmelange entsteht.

Aus der Feder des Gitarristen Axel Fischbacher stammt „One Man Disco“:  Da schreit das Saxofon, da knurrt und gurrt es. Im weiteren Melodiefluss lautet die Botschaft: „Let's dance!“. Ausgiebige Paraphrasierungen sind zu hören, die allerdings nicht kopflastig ausgeformt sind. Stets scheint das Tanzbare im Vordergrund der Komposition zu stehen, unabhängig von den Improvisationen. In Teilen des Stücks vermeint man, einen Synthesizer oder Rhodes zu hören. Doch weit gefehlt, es ist die verfremdete E-Gitarre, die Axel Fischbacher zupft, ehe es wieder zum Thema zurückgeht. Auch den Song „Larish“ hat sich Axel Fischbacher ausgedacht. Zu Beginn sind Drums und Bass allein auf weiter Flur, ehe verspielte träumerische Gitarrenläufe zu vernehmen sind. Nicht lange danach ist auch das weich gezeichnete Saxofon mit von der Partie. Wer Bilder im Kopf braucht, um Musik zu verstehen, der denke an eine von Palmen gesäumte Allee, auf der Flaneure unterwegs sind. Man denke aber auch an Musik, die aus dem Musikpavillon dringt und zu der sich tanzende Paare unter südlicher Sonne bewegen. Schließlich darf auch Charles Sammons noch ein Solo in dieses „Tänzchen“ einflechten. Bei den ersten Takten von „Dalli Dalli“ denkt man bereits an Eddie Harris und Les McCann sowie deren Beitrag zum Jazz des 20. Jahrhunderts. Mit „52nd Street“ klingt das Album mit einem Schuss Funk aus. Fazit: Wer die Musik von Mo'Blow vermissen sollte – die Band hat sich Ende 2016 aufgelöst –, der sollte nicht Trübsal blasen, denn es gibt ja schließlich die Kalnein & Fischbacher Group!

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Natango Music
https://www.natangomusic.com/

Musiker

Axel Fischbacher
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/a/axel-fischbacher-quintet-plays-charlie-parker-five-birds/
http://www.axelfischbacher.com/

Heinrich von Kalnein
http://www.jazzhalo.be/articles/steyr-jazzfestival-2016/
http://heinrichvonkalnein.com/news/index.php


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