Hazmat Modine - Box of Breath

Hazmat Modine - Box of Breath

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Jaro

Ein Oktett aus New York beschert uns ein locker geschnürtes Paket Crossover zwischen Blues, Country Blues, Folk, Klezmer, Cajun, Jazz, Rock, Balkanova, Calypso und afrikanischen Grooves. „Hazmat“, der eine Teil des Bandnamens ist mit Gefahrgut zu übersetzen. „Modine“ verweist auf einen  Heizlüfter des Klimageräteherstellers Modine Manufacturing Company. Doch heiße Luft verströmt die Band um deren Gründer Wade Schuman keineswegs. Wer Blood, Sweat & Tears sowie Chicago und deren ausgereiften Bläser-Settings nachtrauert, der wird bei Hazmat Modine auf seine Kosten kommen. Der Frontmann Wade Schuman ist nicht nur an der Gitarre und als Sänger zu hören, sondern spielt zudem Harmonika. Auffallend ist Schumans teils raue und krächzende, teils gebrochene und teil sehr im Bass gegründete Stimme. Drei Bläser an seiner Seite verstehen sich auf das Spiel mit der brodelnd-glucksenden Tuba (Sousafon), dem „marktschreierischen“ Saxofon und der vorwitzigen Trompete. Zu diesen drei Bläser gesellt sich bei einigen Stück auch eine Posaune.

New York, der Schmelztiegel verschiedener Musikkulturen, ist die Heimat der Band, die durchaus wie in „Hoarder“ auch im New Orleans Jazz reloaded zuhause ist. Das ist nur ein Wurzelstrang, der für die Musik der Band steht. Vor allem aber ist es der Blues, als uramerikanische Musik, als „schwarze Musik“, die es der Band angetan hat. Um es kurz zusammenzufassen bei Hazmat Modine trifft Brass Band auf Marching Band, rotziger Blues auf J. J. Cale revisited wie in „Lonely Man“. Und auch ein bisschen Canned Heat ist hier und das beigewürzt. Die Tuba brummelt unentwegt und bassig, die Harmonica verbreitet gelegentlich Harmonien im Sinne von funky, funky, funky. Die Bläser lassen uns schließlich Michael und Randy Brecker ein wenig vergessen. Mit Swing unterzogen kommt „Get Get Out“ daher.  

„Wir leben in einem der goldenen Zeitalter der Weltmusik,“ sagt Schuman. „Musik kommt von überall her und das wird deutlich, wenn man auf Festivals spielt – da hast du Musiker aus der ganzen Welt: Afrika, Asien, Nord- Mittel- und Südamerika. Die gegenseitige Befruchtung ist offensichtlich. Wir leben in einer Zeit, in der so viele Musikrichtungen schon von anderen Musikrichtungen beeinflusst worden sind.“.

„Crust of Bread“ ist der erste Titel auf der aktuellen Veröffentlichung – und der geht schon richtig ab. Eingewoben in den Bläsersatz ist ein Flötensolo gefolgt vom Tutti der Hörner. Fliegende Gitarrenläufe vereinen sich mit Brass. Im wilden Klanggalopp geht es querfeldein. Wenn uns Steve Elson „die Flötentöne beibringt“, dann muss man nicht an Jethro Tull denken. Warum auch!

Ja, es gibt sie, die Heroen des Rhythm `n Blues, Gary Moore, Roger Gallagher, Eric Clapton, Jeff Beck …, aber Hazmat Modine ist eher in anderen Fahrwassern unterwegs. Bei dieser Band scheint im Song „Be There“ der „King of Pop“ auf Otis Redding und Blood, Sweat & Tears sowie Earth, Wind & Fire zu treffen.  Ein besonderer Genuss ist das eingebettete Harmonica-Solo über dem satten Bläsertutti im Hintergrund. Ein schnurrendes Sousafon trifft auf ein schwelgendes Saxofon und eine aufbrausende Posaune, die sich vereint auf einen Wettstreit der Hörner einlassen.

„You got the money, I got the time ...“ so hören wir Wade Schuman in „Lazy Time“. „Takin‘ it easy … puttin´ your feet up“ sind weitere Versfragmente, die wir im weiteren aufschnappen können. Ein schnarrendes Saxofon vereint sich mit einer triumphierenden Trompete. „Lazy time, lazy time ...“. Und auch das Sousafon trägt zur allgemeinen Entspannung bei. Mit den anderen Bläsern scheint es zu jammen, sodass man mehr und mehr den Eindruck von New Orleans Jazz bekommt.

Das Banjo vereint mit der Harmonica setzt die Linien bei „Dark River“. Als Sänger agiert nicht Wade Schuman, sondern Erik Della Penna, dessen Gesang eine Mischung aus Country Music, Folksong und Singer/Songwriter präsentiert. Beim Zuhören drängen sich Bilder auf, wie sie in klassischen Western als Stereotypen vorhanden sind, dargestellt von Schauspielern wie John Wayne oder Charlton Heston – getreu dem Bild vom weißen Mann und der Prärie.

Rhythmische und harmonische Anleihe an Musik aus Westafrika à la Ali Farka Touré vernimmt man hier und da bei „Delivery Man“, zumindest zu Beginn. In diesem Stück wimmert und jammert die Gitarre aus vollem Herzen, vernimmt man den satten Klang eines Basssaxofons, kreischt und juchzt die Harmonica. Und außerdem gibt es auch noch ein wenig Klezmer vermengt mit Balkanova zu genießen. Danach geht es melodisch beinahe nahtlos in Country Music über, und „Spiel mir das Lied vom Tod“ scheint nahe, jedenfalls kurz vor dem Ende des Songs.

Mit „Sound Check In China“ endet das Crossover-Menü: O-Töne während des Bühnenaufbaus, so der vorschnelle Eindruck, werden eingespielt. Fern klingt, was wir hören, so als wären wir in einem riesigen Stadium und säßen Hunderte von Metern von der Bühne entfernt. Zwischendrin hört man eine Art Kläffen und Hundegejaul sowie Vogelgezwitscher. Nicht zu überhören ist zudem die Harmonica, die sich in bluesigen Klangwellen verliert. Und dann endet alles in einer langen, steten Ausblendung. Hazmat Modine sagt Tschüss bis zum nächsten Mal.

Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!


Informationen

https://www.jaro.de
http://hazmatmodine.com/home.html

Line-up

Wade Schuman: Diatonische Mundharmonika, Gitarre, Banjitar, Lead Vocals

Erik Della Penna: Gesang, Banjo, Gitarre

Joseph Daley: Tuba/Sousafon
www.jodamusic.com

Patrick Simard: Schlagzeug und Percussion

Pam Fleming: Trompete, Flügelhorn
http://fearlessdreamer.com

Steve Elson: Baritonsaxophon, Tenorsaxophon, Klarinette, Flöte, Duduk
www.steveelson.com

Reut Regev: Posaune

Charlie Burnham: Violine



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