Flüstertüte - Umlaut

Flüstertüte - Umlaut

F

Mons Records, MR 874 584

Flüstertüte – wer, was, wo? Geflüstert wird aber ganz und gar nicht, wenn das junge Trio Lukas Pfeil (Tenorsax und MC), Anselm Krisch (Keyboards) und Stefan Höfele (Drums) musikalisch auftischt.

Auf dem Album erweitert sich das Trio für fünf der eingespielten Tracks um Benni Jud (e-bass) und Justus Heher (Posaune) zum Quintett. Jazz aus dem Hier und Jetzt ist zu hören, der mit Elementen aus Hip-Hop, Funk und Latin kreativ bereichert wird. Geboten wird ein Sound, bei dem Stillsitzen nicht angesagt ist. Wir erleben Ü-Musik, wie die Künstler der Flüstertüte ihre Musik in bestem Deutsch bezeichnen, eine sehr einfallsreiche Verschmelzung von Unterhaltungs- und ernster Musik. Das ergibt die „Gleichung“ U + E = Ü, sprich den wunderbaren deutschen Umlaut – hier ist er! Auch auf dem Cover ist er zu finden, gleichsam als Pixelersatz und bildgebend für den Schattenriss des Trios.

Im März 2012 debütierte die Band mit der viel beachteten Produktion „Ü1“ und wurde noch im gleichen Jahr mit dem „Young Lions Jazz Award“ ausgezeichnet. Anselm Krisch schloss 2014 seinen Master für Jazz-Piano an der Musikhochschule Stuttgart bei Hubert Nuss mit Bestnote ab. Lukas Pfeil studierte bis 2013 Jazz-Saxofon an der Hochschule für Musik in Köln bei Wolfgang Engstfeld und Claudius Valk, seit August 2013 belegte er als DAAD-Stipendiat den Masterstudiengang „Jazz Saxophone Performance“ am Queens College New York. Stefan Höfele nahm seit 2013am Masterstudiengang Jazz-Schlagzeug bei Prof. Michael Küttner an der Musikhochschule Mannheim teil. Diese drei Musiker können mehr als flüstern und brauchen dazu auch kein Megafon, auch als Flüstertüte bekannt.

Die Titel der verschiedenen Kompositionen des Albums regen zum Nachdenken an, ob „Versteck den Wurm“, „Schwerelos im All“, „Bodenseefieber“ oder „Kernmodul“. Dabei verantworten die beiden Köpfe der Band, L. Pfeil und A. Krisch, die Kompositionsarbeit zu gleichen Teilen.

Einsteigen zum Abflug bitte, so kommt die Intro daher. Obendrein hören wir dann auch noch Fanfaren und werden in die Zeit mitgenommen, als in den Arenen des Römischen Reiches Fanfaren „Brot und Spiele“ ankündigten. Im weiteren Verlauf lösen sich diese Fanfarenklänge auf und rhythmisches Klavierspiel erklingt, ehe dann ganz im Hip-Hop-Kleid verkündet wird: „Diese Band braucht mehr Bass und mehr feine Reime … und das ist verständlich, die Leute fragen ständig … Wer allerdings ein Booklet zum Album mit den entsprechenden Texten erwartet, der wird enttäuscht werden – Fehlanzeige. Warum eigentlich? Zu großer Aufwand?

„... Mit dicken Lines bringen wir wieder alle Köpfe zum Nicken … Wir haben die Reime dabei, die unseren Tracks noch den letzten Rest … leihen … ohne Botox und Make-up, ohne Push-up-BH, ohne Anabolika ...“ Ja, das sind ungewohnte Töne im Jazz. Scat Vocal, ja das kennt man, aber Hip-Hop? Doch Jazz muss sich wandeln, sich öffnen, auch heute, so wie er dies stets über die Jahrzehnte hinweg getan hat. Flüstertüte trägt dazu nicht unwesentlich bei, auch fürs Erschließen eines jungen Publikums, das bei Jazzkonzerten eher selten anzutreffen ist.

„Versteck den Wurm“ ist die Aufforderung von Flüstertüte, die dann allerdings mit Funk vom Feinsten überrascht, ohne gleich mal Les McCann wiederauferstehen zu lassen. Nein, das klingt frisch und neu, auch und gerade getragen durch Lukas Pfeil am Saxofon. Sehr ausgereift ist auch das Solo von Anselm Krisch am Rhodes. Da purzeln und perlen die Töne kunterbunt durch den Raum. Beim Zuhören mit geschlossenen Augen kann man sich vorstellen, man segle mit einem Flugdrachen durch den Raum. Aber wo ist bloß der Wurm?

Eine Reise ins All gefällig? Musikalisch ist das kein Problem, denn „Schwerelos im All“ ist schließlich auf dem vorliegenden Album zu hören. Auch in dieser Nummer ist Funk präsent, zudem gewürzt mit einem Esslöffel Soul. Shake your hips, man! Der eine oder andere Hörer des Albums mag sich freuen, mal wieder tanzbare Musik zu hören, souligen Funk halt. Und dann hört man noch: „Ich präsentiere die drei Musketiere des Funk, zum Buchstabieren ist der Name zu lang … diese Mucke kriegst du sonst nirgendwo …  Jazz Licks mit Hip-Hop-Beats … Okay ich bring uns wieder runter aufn Boden in den sicheren Händen eurer Groove-Jazzpiloten … neues Spiel, neues Glück ... die Band mit den Üs ist zurück.“ Zumindest das konnte ich nach mehrmaligem Hören halbwegs dechiffrieren.

Funky, funky, funky zeigt sich auch das „Bodenseefieber“. „Bei Touren durch das Land fragen Leute immer wieder, wie kommt ihr aufn Titel wie Bodenseefieber ... seit Jahren im Repertoire …, um Gigs zu beginnen … und die Hüften der Damen für uns zu gewinnen ...“. Alles klar, oder? Schließlich steht am Ende das „Kernmodul“ und ist Schluss mit Flüstertüte und den vielen Üs.

© ferdinand dupuis-panther

Press release by Mons records in English
The band name, Flüstertüte, German for megaphone, is a statement in itself! It's also the perfect verbal description for what this young trio serves up (Lukas Pfeil, tenor sax and MC; Anselm Krisch, keyboards and Stefan Höfele, drums). On five of the album's tracks, they are joined by Benni Jud on electric bass, and Justus Heher on trombone to form a quintet. Flüstertüte have succeeded in creating a new musical category: Ü-musik! On Umlaut, their second album together, the two leading composers Luke Pfeil and Anselm Krisch have created something which can only be termed a great success. This is groove-accented jazz from the here and now, with elements of hip hop, funk und latin. This is where expansive keyboard and synthesizer sounds meet resonating drum beats. The weaving saxophone lines emphasize, the trumpet accentuates, and the bass guitar goes deep down and powerfully rebels away. Clever rap passages excite the ear and bind this medley into a uniquemusical signature. These are intelligent sounds that stimulate the nerves and animate you into movement. They feed the spirit without becoming overly cerebral, lift your mood without dumbing down. Sophistication at its best!Or to put it simply, Ü-Musik, as the artists from Flüstertüte describe their own music and art. An amalgam of "Unterhaltungs" (entertaining) and "ernst" (serious) music – also to be understood as a critical cross-reference to the distribution practices of copyright collecting agencies since the beginning of the 20th century. And of course, U + E = Ü. There we have it, the wonderful German umlaut! Flüstertüte - shout it out loud!

Informationen

Label
Mons Records – LC06458
http://www.monsrecords.de

Musiker
Flüstertüte
http://www.fluestertuete.eu


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst