Floridis / Bauer / Hertenstein - Temporal Driftness

Floridis / Bauer / Hertenstein - Temporal Driftness

F

Evil Rabbit Records

Drift bedeutet im Deutschen: Strömung, eine Abweichung vom Kurs oder das absichtliche Ausbrechen der Hinterräder in einem Auto. Gleiches gilt für den Begriff Driftness. Alle Stücke auf dem Album widmen sich dem Treibenlassen, Abdriften und Ähnlichem.

Zu Beginn nehmen wir einen Klangschwall der Bassklarinette nebst Getrommel und Flirren von lang gezogenen Bass-Saiten wahr. Kehlig klingt zeitweilig die Klarinette. Bisweilen erleben wir auch ein intensives Schwirren und einen Aufschrei hier und da. Kurz sind die Trommelschläge, begleitet von wenig „Beckennebel“. Windböen bis Sturmansätze mag man aus dem Gehörten ablesen.  Aufgebracht nehmen wir Floros Floridis mit seinem Gebläse wahr. Derweil suggeriert die „Rhythmusgruppe“ ein stetes Vorwärts, eine Kontinuität, klangliche Brandungswellen. Nach dem ersten „Streich“ folgt der zweite nun zugleich: „Drift 2“.  Dunkel gefärbt und röhrend äußert sich der Klarinettist. Im Hintergrund ziehen „Schlagwerkwolken“ auf, meldet sich der Bass mit Bogenstrich. Auch der Bassist changiert wie der Klarinettist in den tiefen Klangregionen. Hier und da vermeint man, Lineares herausfiltern zu können, wenn man dem Klarinettisten in seinem Spiel folgt.

Wenden wir uns „Drift 4“ zu, so erleben wir hektisches Getrommel und ebenso hektisches Gebläse, röhrend, schnurrend, aufgebracht, nervös, wie ein zorniger Monolog anmutend. Rechthaberei könnte man auch als Begriff für das Gehörte verwenden.  Erst gegen Ende tritt Ruhe ein, vielleicht nur trügerische Ruhe. Bei „Drift 6“ gehören die Klangräume auch mal dem Bassisten und dem Schlagwerker. Doch ganz und gar kann sich der Holzbläser nicht zurücknehmen. Hören wir da etwa hölzerne Klangstäbe zu dem Brummen des Basses? Becken werden zum Flirren gebracht, ehe sie dann schnell verstummen. Röhren und Knarzen ist die Sache des Klarinettisten. Insgesamt ist auch bei „Drift 6“ eine gewisse Unordnung, eine klangliche Kluft, die sich auftut, auszumachen. Mit „Drift 11“ endet das Album. Zu hören ist ein lang schwingender Bass und  schrille Klanghöhen, die an elektronische Effekte denken lassen. Teilweise erscheinen diese hohen Klänge dazu geeignet, einen Tinnitus zu stimulieren. Welch ein Ende!

© Ferdinand Dupuis-Panther, 2025


Info
Evil Rabbit Records

Musicians
Floros Floridis - bass clarinet, alto sax
Matthias Bauer - double bass
Joe Hertenstein - drums, percussion

Tracks
1 Drift 1 (4:45)
2 Drift 2 (2:51)
3 Drift 3 (7:10)
4 Drift 4 (2:10)
5 Drift 5 (4:18)
6 Drift 6 (4:27)
7 Drift 7 (3:39)
8 Drift 8 (4:33)
9 Drift 9 (6:39)
10 Drift 10 (1:57)
11 Drift 11 (3:07)

All compositions by Floridis / Bauer / Hertenstein, © GEMA


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