Final Step – Disconnections

Final Step – Disconnections

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Sireena Records-Broken Silence

Dass nicht nur in Basel, Zürich und Chur sowie Schaffhausen Jazz aus der Schweiz stammt und jährliche Jazzfestivals stattfinden, sondern auch im Tessin, diesem mehrheitlich italienischsprachigen Schweizer Kanton, mag den einen oder anderen überraschen. Doch auch hier ist der Jazz als universelle und mondiale musikalische Sprache daheim, gibt es in Lugano und Ascona jährliche Festivals des Jazz!  Aus dem Tessin stammen die Musiker von Final Step unter der Leitung des Gitarristen Matteo Finali. Diese Jazzrock-Formation hat nun ihr fünftes Album veröffentlicht. Entgegen des Albumtitels ist das Ensemble sehr wohl mit allerlei Genres verbunden, Rock, Jazz, Blues, Funk. Im wahrsten Sinne ist Final Step eine Fusion-Band. Übrigens der Bandname nimmt wohl bewusst Bezug auf die Band Steps Ahead, die von Mike Mainieri gegründet wurde. Übrigens, gemeinsam traten beide Bands vor ein paar Jahren bei einem der größeren Festivals in der Schweiz namens Estival Jazz auf.

Wer bei Fusion an Pili Pili, Spyro Gyra oder Blood, Sweat & Tears denken sollte, der wird bei Final Step ganz andere Farbnuancierungen und Klangfärbungen entdecken. Kein gewaltiger Bläsersatz dringt ans Ohr des Hörers; keine überbordende Schlagzeugsoli eines Steve Gadd oder Ginger Baker füllen den Klangraum bei Final Step. Auch auf Kalimba und Kora verzichtet Final Step und dennoch ist Fusion angesagt, ist der Blues anwesend und auch der Funk. Fein abgestimmt agieren die einzelnen Musiker, mit Soul und Groove. Da röhrt und röchelt der Saxofonist mit seinem Instrument, da ist der lang gezogene satte Klang der Hammond-Orgel zu vernehmen, ebenso die feinen Linien mit und ohne Flageolett, die Matteo Finali seinem Saiteninstrument entlockt. Ja, rockig ist die Band auch unterwegs, aber eben anders als das United Jazz & Rock Ensemble, als es noch auf den Bühnen der Welt stand. Doch das ist unterdessen leider nur noch eine Fußnote der Jazzgeschichte, denn die meisten der Ensemblemitglieder wie Volker Kriegel, Albert Mangelsdorf, Jon Hiseman, Ian Carr oder Kenny Wheeler sind ins Jazznirwana eingegangen. Die Gegenwart  gehört Final Step.

Neben einem Präludium hören wir auf dem Album auch ein Zwischenspiel namens „Country Road“. Obendrein wurden für das Album unter anderem nachstehend genannte Tracks eingespielt: „Disconnections“, „In A Brookyln Store“, „Prickly Pear Jam“, „Sunday Morning Rev.“. Final-Akkord ist das Postlude namens „Dreamtime“.

Ein wenig an bekannte Folksinger der späten 60er und frühen 70er Jahre und deren Melodien ist die Einleitung des Albums angelegt. Dabei ist Matteo Finali wohl  an einer akustischen Gitarre zu hören. In den fließenden Melodielinien scheint wirklich, so der Beititel des Stücks, die Liebe besungen zu werden. Zugleich kann man aber auch an ein Schlaflied bzw. Kinderlied jenseits von „Lullaby of Birdland“ denken. Gänzlich konträr dazu kommt „Disconnections“ daher. Da gibt es keine Weichzeichnungen des Singsang wie in der „Ouvertüre“ des Albums. Da werden die Gitarrensaiten scharf-rhythmisch angerissen, ergießt sich der satte Fluss der Hammond-Orgel, zeigt sich der Saxofonist beschwingt aufgelegt, dringt ab und an ein Wah-Wah ans Ohr des Zuhörers. Es groovt zudem ganz mächtig. Dazu vernimmt man die vollen Schwingungen der Hammond-Orgel, genießt ein kurzes Schlagwerkintermezzo. Ist da nicht auch ein wenig elektronische Musik mit im Spiel? Man könnte es meinen, wenn Matteo Finali zum Solo ansetzt und seine Gitarre moduliert hat, sodass sie mehr nach akustischer Signalanlage klingt, ehe sich Finali auf das Schwirren, Säuseln und Wimmern seines Instruments verlegt. Dass ein Saxofon auch tief schnurrend agieren kann, unterstreicht Mirko Roccato im Verlauf des Stücks. Nicht zu überhören ist die „Seele der Orgel“, bei der Alessandro Ponti alle Register zieht. Hinzuweisen ist bei dem nächsten Stück namens „Leaving For“ auf das Solo von Roccato, der ein beinahe zerbrechlich erscheinendes Sopransaxofon spielt. Das aufnehmend, was Roccato an fein gewobenen Phrasierungen vorgetragen hat, vernimmt man dann den Pianisten, der allerdings nicht an einem Grand Piano, sondern wohl an einem Rhodes (?) agiert. Ineinander greifend sind die nachfolgenden Passagen, ohne rockiges Sturmgebläse vorgetragen, sondern eher in einem lyrisch ausgerichteten Narrativ daherkommend.

Danach geht es nach New York und „In A Brookyln Store“. Der Saxofonist hält dabei die Fäden in der Hand und gibt die Richtung vor, begleitet von einem steten Tacktack und einem tiefen Basslauf. Obwohl nur Roccato am Saxofon zu erleben ist, hat man gelegentlich den Eindruck des Orchestralen, dem Funk beigefügt ist. Das ist besonders dann der Fall, wenn Gitarrist und Bassist einen Dialog führen. Rhodes oder Hammond fragt man sich beim Hören der nachfolgenden Sequenzen. Melodische Schwünge sind nachhaltig auszumachen. Musikalische Brücken werden gebaut. Roccato ist nur einer der essentiellen musikalischen Brückenbauer. Und schließlich hört man zum satten Orgelklang, der an die Harmonien von „Nights in White Satin“ anzuschließen scheint, einen steten Signalklang eines beschrankten Bahnübergangs bei nahendem Zug, oder? Gleichsam im Stakkato ist der Pianist an seinem Keyboard unterwegs. Doch nachhaltig bleibt bis zum Schluss ein „impertinentes Tötötötö“ im Gedächtnis haften.

Nun folgt das Zwischenspiel: Eher in der Tradition eines Singer/Songwriters agiert Matteo Finali zu Beginn des Stücks. Dabei ist eher einer der Barden und Musiker wie Cat Stevens, Peter, Paul and Mary und Donovan, die Geschichtenerzähler waren und so gar nichts mit der Rockmusik der 70er Jahre gemein hatten. Und so scheint auch Finali zu agieren, solistisch, aber ohne lyrischen Gesang. „Prickly Pear Jam“ ist ganz und gar nicht stachelig, so wie die Frucht der Opuntien. Dabei erleben wir eine erneute musikalische Wendung hin zum Jazz Rock, eine durchaus gekonnte Dramaturgie, mit der das Album und dessen Tracks zusammengestellt sind. Ausgewogen ist das Spiel der Band. Nie hat man den Eindruck gewollter Ausschweifungen. Ein besonderer Hinhörer ist das Gitarrensolo, das durchaus in der Tradition von R&B steht, ohne Clapton, Bonamassa und andere zu kopieren. Und was schnurrt denn dann mit „belegter Stimme“, ein präpariertes oder moduliertes Rhodes, das in den Harmonien mit der E-Gitarre konkurriert? Verbindet sich in diesem Track nicht gar Post-Bop mit Rock zu einer harmonischen Melange?

Lauscht man den ersten Takten von „Sunday Morning Rev.“ dann scheint Gospelmusik präsent. Doch das ändert sich, sobald die anfänglich dominante Hammond-Orgel schweigt und der Saxofonist mit großer Geste die Klangfärbungen bestimmt. Schnurrend und gurgelnd ist er in den tiefen Lagen, schrill und beinahe kreischend in den hohen Lagen zugange.  Zwischen beiden driftet er hin und her. Dem Saxofonisten folgt genauso umtriebig Alessandro Ponti an den Tasteninstrumenten. Final-Akkord ist schließlich das Postlude namens „Dreamtime“. Es ist zu hoffen, dass dieses Album nicht der letzte Schritt (sic!) von Final Step war!

© ferdinand dupuis-panther




Infos

Line-up

Matteo Finali Gitarre
Mirko Roccato Saxophon
Alessandro Ponti Hammond Orgel & Klavier
Federico Barluzzi Bass
Dario Milan Schlagzeug

http://finalstep.ch/en/about-us/
https://finalstep.bandcamp.com

https://open.spotify.com/artist/278pNEL794WGvrxqTBfJDS


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