Federico Bonifazi – Black Bird

F
Dodicilune
O-Ton Federico Bonifazi: „Black Bird’ is the result of personal experiences gathered over the years, thanks to a careful selection of pieces which, although coming from different stylistic repertoires, testify to the search for a common, defined and homogeneous sound inspired by the great masters such as Jarrett, Evans and Mehldau. The album takes its title from the famous song by Lennon-McCartney, but in addition to some of my own originals, it also contains some of the best-known pieces from the jazz, bossa nova and classical music repertoires. These are pieces in which I wanted to keep the melodic structure intact, because it is iconic and unforgettable, sometimes modifying only the harmonic and rhythmic parts and triggering improvisations that range from stride piano to blues to European romantic classics.“
Schon der Titel des Albums ist ein Fingerzeig. Verwiesen wird auf die Beatles-Komposition gleichen Titels. Neben „Yesterday“ und „Norwegian Wood“ einer der sehr lyrischen und sensibel gesetzten Popsongs der Liverpool Four aus der Feder von Lennon und McCartney. Nun beginnt der italienische Pianist sein Soloalbum nicht mir diesem Stück, sondern endet mit diesem. Er spannt eher einen musikalischen Bogen von mehr oder weniger bekannten Jazzstandards zu der „Beatles-Ballade“. Aufgemacht wird das Album mit einer Komposition des Meisters des brasilianischen Jazz namens „How insensitive“. Hören wir also, in welcher Art und Weise Federico Bonifazi sich Jobim nähert. Nein, Bossa, Samba oder Rumba dringt nicht an unser Ohr. Statt dessen erleben wir einen lyrischen Klangschmelz mit fein gesetzten und leicht synkopierten Akzenten. Beim Hören hat man eher den Eindruck, man höre ein Stück romantische Klassik. Wer denn hier und da beim Hören an Schuberts Liederzyklen denkt, denkt unter Umständen nicht falsch, oder?
„Intermezzo“ und „Oh yes baby“ stammen aus der Feder des italienischen Pianisten. Im Duktus ähneln diese beiden Stücke dem Eröffnungsstück. Perlend und leicht kaskadierend fließen die Klänge in „Intermezzo“ dahin. Beim Hören muss man an eine musikalische Umsetzung von Abendstimmungen denken, wie sie auch die Maler der Romantik für die Nachwelt gemalt haben, ob Caspar David Friedrich oder Johan Christian Dahl. Ein wenig Schwermut liegt in den Färbungen, die der Pianist für uns skizziert. Gibt es da nicht eine gewisse Anlehnung an Blues, wenn „Oh yes baby“ erklingt. Stellenweise muss man wohl auch an Gospelmusik denken, oder?
„29 Palms“ wurde von Brad Mehldau geschrieben und findet sich auf dem vorliegenden Soloalbum. Gefolgt wird dies von Richard Rogers’ „My Romance“. Doch zunächst zu der Mehldau-Komposition und der Interpretation durch Bonifazi. Im Gegensatz zu den vorherigen Stücken strahlt dieses ein wenig mehr „rhythmische Dynamik“ aus. Da tanzen die melodischen Linien, hat man den Eindruck, man lausche einem klanglichen Sprungtanz oder es werde ein mäandrierender Bachlauf musikalisch verewigt. Und dann also ist es Rogers, dem Bonifazi gleichsam „huldigt“: Mit „nordischen Stimmungen“, mit Melancholie und Sinn für Schwere, kommt das Stück daher. Aber es gibt auch Momente von Frohsinn und Leichtigkeit, sodass man meint, hier sei ein Bad der Gefühle musikalisch inszeniert worden. Wie bereits oben angedeutet, wird das sensibel arrangierte Album mit „Black Bird“ mit Sinn für eine stilistische Geschlossenheit des Albums abgeschlossen.
© ferdinand dupuis-panther
Musicians
Federico Bonifazi, piano
Tracks
1) How insensitive
2) Intermezzo
3) Oh yes baby
4) 29 Palms
5) My Romance
6) You don’t be sad
7) Dat Dere
8) Black Bird
Compositions by Federico Bonifazi except 1 by Antonio Carlos Jobim, 4 by Brad
Mehldau, 5 by Richard Rodgers, 7 by Bobby Timmons, 8 by John Lennon, Paul
McCartney