Enrico Rava & Co.: The Monash Session

Enrico Rava & Co.: The Monash Session

E

Jazzhead, HEAD203

Im Dezember 2013 reisten der Head of Music, Robert Burke, der Director of the Academy of Performing Arts, Paul Grabowsky, Stephen Magnusson and Mirko Guerrini mit 35 Studenten der Sir Zelman Cowen School of Music nach Florenz. Im Monash University Prato Centre musizierten sie zwei Tage lang mit einem der wohl angesagtesten europäischen Jazztrompeter, Enrico Rava. Eingespielt wurden anschließend Kompositionen aus der Feder Ravas, beginnend mit „Fearless Five“ und endend mit „Blancasnow“.

 

Der italienische Maestro scharte bei den „Furchtlosen Fünf“ Josh Kelly (alto sax), Paul Cornelius (tenor sax), Paul Grabowsky (piano), Josh Manusama (double bass) und Rob Mercer (drums) um sich. Die kurze Einleitung überließ Rava der Rhythmusgruppe, ehe er dann selbst das Zepter in die Hand nahm, stets kommentiert von den Saxofonen, denen Kelly und Cornelius im Duett überaus beschwingte Klangwolken entlocken. Völlig losgelöst, wenn auch stets aufs Thema bezogen, ist dann Paul Cornelius zu vernehmen. Dabei agiert die Rhythmusgruppe gekonnt sensibel im Hintergrund und der Pianist Paul Grabowsky setzt rhythmische Akzente. Diese greift dann Rava für einen kurzen Moment auf. Anschließend überlässt Rava der Rhythmusgruppe gänzlich das Feld. Nachfolgend schluchzt und schnarrt das Tenorsaxofon von Paul Cornelius, und die Rhythmusgruppe sorgt für das, wofür sie da ist, für die rhythmische Unterfütterung. Rava folgt anschließend den Spuren von Cornelius; so lebt dieses Stück von einem abwechslungsreichen Spiel aller daran Beteiligten. Für das nachfolgende „Thema für Jessica“ hat Rava einen Tausch einiger Mitspieler vorgenommen, so spielt Mirko Guerrini nun das Tenorsaxofon, während Hiroki Hoshino den Kontrabass zupft und Zeke Ruckman sein Schlagwerk bearbeitet. Mit akzentuiertem Duktus eröffnet Paul Grabowsky den musikalischen Reigen. Über der Linie des Pianos erheben sich die Stakkato-Sequenzen der Trompete und des Saxofons. Nach und nach geht das Stakkato, das Gebrochene, in einen kontinuierlichen Melodiefluss über. Dabei hat man den Eindruck, Rava wolle mit seinen Mitmusikern den irrsinnigen großstädtischen Feierabendverkehr mit Stop und Go sowie langen Autoschlangen, Gehupe, hektischem Blinken, Feuerwehrsirenen und Menschenauflauf an den Metrozugängen einfangen. Beruhigend wird in all dem Getose und dem Getöse Ravas Solo. Paul Grabowsky darf in einem Solo gleichfalls sein Können an den schwarzen und weißen Tasten beweisen. Kraftvoll ist sein Spiel, das nicht dahinplätschert, sondern von rhythmischer Strenge geprägt ist. Eher verhalten entwickelt sich dagegen das nachfolgende doch sehr kurz bemessene Schlagzeugsolo von Zeke Ruckman. Dann, ja dann sind wir wieder mitten im Alltagsgetöse.

Nach einem Stück für Jessica ist dann „Lulu“ an der Reihe. Erneut wechselt die Besetzung. Zu Rava an der Trompete gesellen sich Robert Burke (tenor sax), Steve Magnusson (guitar), Paul Grabowsky (piano),
Hiroki Hoshino (double bass) und Zeke Ruckman (drums). Im Oktett spielt Enrico Rava sein Stück „Incognito“. Diesmal ist am Piano statt Paul Grabowsky Dan Mougerman zu hören. Der läutet auch das Stück des „Unbekannten“ ein. Dabei hört es sich an, als schlage eine Turmuhr zweimal, ehe dann die geballte Kraft der Bläser, eine Trompete und zwei Tenorsaxofone, die Klangwelt der Komposition bestimmt. Untergründig schlägt es immer noch Kling-Klong, Kling-Klong … Auch die Bläser nehmen diesen „Uhrenschlag“ auf und phrasieren darüber. Dazu kann man sich das abendliche Flanieren der Verliebten und Nicht-Verliebten auf einer beliebigen toskanischen Piazza vorstellen: Die Dämmerung setzt ein, die Bars füllen sich nach und nach. Das Bocciafeld ist besetzt. Die Nachtschwärze senkt sich über das Städtchen. Irgendwo übt eine Brassband für den nächsten Auftritt. Dominant sind im Verlauf des Stücks die beiden Tenorsaxofone, die Robert Burke und Stephen Byth zum vollen Klingen bringen. Etwa zur Hälfte des Stücks ist die Zeit für Ravas brillant zu nennende, teilweise dramatische Soloeinlage gekommen. Im Hintergrund ertönen verhalten einige Gitarrenakkorde, und Dan Mougerman setzt am Piano hier und da die notwendigen Akzente.

Geheimnisse, zumindest musikalische Geheimnisse, offenbart uns Rava in „Secrets“, ehe er uns im Anschluss daran seine „Autobiografia“ präsentiert. Hierbei wird Rava von nachstehend genannten Musikern unterstützt: Josh Kelly (alto sax), Stephen Byth (tenor sax), Paul Grabowsky (piano), Josh Manusama (double bass) und Zeke Ruckman (drums). Es ist unverkennbar Paul Grabowsky, der zu Beginn solistisch zu hören ist. Doch diesem Solo setzen die Saxofone alsbald ein Ende. Dabei kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Cannonball Adderley im Geiste ebenso mitzuspielen scheint wie dessen Bruder Nat. Muss man daraus schließen, dass Rava seine Wurzeln im Bebop und Hard Bop sieht?

Kommen wir abschließend zu „Blancasnow“, einem Titel, den Rava mit einem Trio einspielte. Neben ihm sind am Tenorsaxofon Mirko Guerrini und am Piano Paul Grabowsky zu hören. Was erklingt, erscheint beinahe wie ein Stück sakraler Musik. Gedämpft spielen Rava und Guerrini ihre Partien, nur hier und da von Grabowsky mit wenigen Klavierpassagen unterstützt. Irgendwie hat man beim Zuhören auch den Eindruck von Weite, endloser Weite, von Horizontlosigkeit und zugleich von tanzenden Irrlichtern in der Nähe.

Die vorliegende Einspielung ist überaus überzeugend und ein gelungener musikalischer Austausch zwischen Europa und Down Under, der für die Nachwelt festgehalten wurde. Beinahe könnte man bei diesem Album von einer Sternstunde des Jazz sprechen, denn wann wird es wohl wieder einen derartigen befruchtenden kulturellen Austausch geben. Mein Tipp: Unbedingt kaufen und hören, immer wieder anhören!

Text: © ferdinand dupuis-panther

Press Release by Jazzhead

In December 2013 the Head of Music, Robert Burke, the Director of the Academy of Performing Arts, Paul Grabowsky, Stephen Magnusson and Mirko Guerrini together with 35 students from the Sir Zelman Cowen School of Music travelled to the Monash University Prato Centre in Italy (just outside of Florence) to record with seminal European Jazz musician ECM recording artist, trumpet man, Enrico Rava. Recorded over 2 days the players employed the Italian approach to music, relaxed but with an intensity of potent meaning and harmonic perfection. The captivating trumpet sound and passionate lyrical lines produced by Rava alongside the international quality of the students performance are captured to perfection on this stunning recording. Enrico Rava has played with luminary artists such as Pat Metheny, Michel Petrucciani, John Abercrombie, Joe Henderson, Richard Galliano, Miroslav Vitouš, Andrea Centazzo, Joe Lovano, Gil Evans and Cecil Taylor. Sir Zelman Cowen School of Music Students and staff have curated an outstanding collection of international and elite recording artists.

Information

Label

Jazzhead
www.jazzhead.com

Musiker/Musicians

Enrico Rava
www.enricorava.com/

Paul Grabowsky

www.wikipedia.org/wiki/Paul_Grabowsky
www.paulgrabowsky.com.au/
www.mashpedia.com/Paul_Grabowsky

Stephen Magnusson

http://www.mag.net.au/boundaries/
https://en.wikipedia.org/wiki/Stephen_Magnusson


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst