Elmar Braß Trio: Straight ahead

Elmar Braß Trio: Straight ahead

E

Atelier Sawano

Neben dem Pianisten Elmar Braß gehören der Bassist Martin Gjakonovski und der Schlagzeuger Christian Schoenefeldt zu einem Trio, das sich entgegen des aktuellen Trends, der von frei improvisierter Musik oder Variationen von Kompositionen Charlie Parkers oder John Coltranes geprägt ist, swingendem Straight Ahead Jazz widmet. Das Great American Songbook, Kompositionen des Hardbop und auch die Eigenkomposition von Elmar Braß namens „Blues for Monty“ finden sich auf dem aktuellen Album. Wer Duke Ellington, Fats Waller, Cole Porter oder Billy Strayhorn und deren ganz eigene Sterneküche des Jazz schätzt, kommt voll auf seine Kosten, wenn Titel wie „Misty“ (comp. Erroll Garner) , „I'll never been in love before ( comp. Frank Loesser), „Birks Works“ ( comp. Dizzy Gillespie) oder am Ende der Einspielung „Honeysuckle Rose“ (comp. Fats Waller) zu hören sind.

Noch ein paar Worte zu den Mitgliedern des Trios, angefangen beim Bassisten Martin Gjakonovski, der aus Mazedonien stammt, aber schon lange in Köln seine musikalische Heimat gefunden hat und mit namhaften Musikern wie Till Brönner, Dusko Goykovich, Roberta Gambarini oder Antonio Farao aufgetreten ist. In der norddeutschen Jazzszene ist der Schlagzeuger Christian Schoenefeldt kein Unbekannter, der auch an der Seite von Peter Bernstein, Benny Golson, Stephan Abel oder der Sängerin Romy Camerun zu hören war. Der Pianist Elmar Braß ist zugleich der Bandleader, der einen Teil seiner Kindheit im Niger zugebracht und sich früh vom Rhythm & Blues angezogen gefühlt hat. Zudem hat ihn die Musik Oscar Petersons und Erroll Garners fasziniert und ihm die Welt des Jazz eröffnet. Zu den Musikern, mit denen er auf der Bühne stand, gehören u. a. Dusko Goykovich, Peter Bernstein, Tony Lakatos, Ed Kröger oder Stephan Abel. Als Bandleader veröffentlichte er mehrere Alben; sein Debütalbum "G. York" erschien 2008 in Koproduktion mit dem Schweizer Radio SRF bei Laika Records in Bremen. Seit 2009 nimmt Elmar Braß für das japanische Jazzlabel "Atelier Sawano " aus Osaka auf.

Ein nachstehender O-Ton zu Elmar Braß vom New Yorker Gitarristen Peter Bernstein hebt die Qualität des Pianisten hevor: „Elmar Brass is a great piano player who embodies the essence of Jazz music with his joyful swing and intense virtuosity, he plays in the moment with refreshing spontaneity yet has studied the master of the past. Elmar is one player who can bring his music to the people and also forward as he is always looking for new things in the great tradition of jazz. He is someone we will be hearing about for a long time!“

Bereits bei den ersten Takten von „I'll never been in love before“ ist eine Nähe von Elmar Braß zu Erroll Garner zu spüren. Sehr dynamisch, aber mit dem Sinn für ausgewogenen Swing trägt das Trio den Song vor. Dabei handelt es sich im Original um ein Duett aus dem 1950 entstandenen Musical „Guys and Dolls“, vorgetragen von den Musicalfiguren Sky Masterson and Sister Sarah Brown. Wie nicht anders zu erwarten, bestimmt das Harmonie- und Melodieinstrument, das Piano, die Klangfarben des Stücks, das mit sehr viel Verve und Drive daherkommt. Könnte man dazu nicht auch Jive tanzen?

Mit einem Stück von Duke Ellington und in ähnlichem Duktus wie bei der Interpretation der Loesser-Komposition geht es dann weiter, wenn „Don't get around much anymore“ erklingt. Ursprünglich war dies ein Instrumental mit dem Titel „Never No Lament´“ und wurde zunächst 1940 mit einer Big Band eingespielt. 1942 wurde der Titel geändert, nachdem von Bob Russell ein Text auf die vorhandene Melodie geschrieben worden war. Auch in diesem Stück erweist sich Elmar Braß als ein Pianist, der einen sehr energetischen Spielstil bevorzugt. Dabei sind dann auch rollende Melodielinien zu vernehmen, die den Zuhörer einfangen. Der Trompeter Dizzy Gillespie, der durch seine „verbogene“ Trompete und sein schalkhaftes Wesen bis heute in Erinnerung geblieben ist, zeichnet für „Birks works“ verantwortlich. Dessen Einspielung von 1975 mit Joe Pass (g), Ray Brown (b) und Mickey Roker(d) lebt nicht nur von Gillespie feinsinnigem Trompetenspiel, sondern auch von Pass und dessen sanften Gitarrenläufen. Was hat das Trio von Elmar Braß dem wohl entgegenzusetzen? Mir scheint, Elmar Braß hat dem Song eine starke Bluesnote eingehaucht. Dabei zeigt sich dann auch mal der Bassist Martin Gjakonovski agil im Vordergrund. Elmar Braß setzt dazu nur hier und da Tastenakzente, derweil Christian Schoenefeldt die Besen schwingt.

Ist „Blues for Monty“ als Ode an Monty Alexander zu verstehen? Man kann es vermuten. Wie Elmar Braß ist der aus Jamaika stammende Monty Alexander Pianist, der zunächst im Calypso und Blues beheimatet war, sich dann aber dem Jazz verschrieb, dabei auch mit der Milt Jackson Band spielend. Elmar Braß scheint sich mit seiner Komposition an den Funk anzulehnen und in die Fußstapfen von LesMcCann zu treten, auch wenn immer wieder Ausflüge in den Hardbop zu vernehmen sind. Aus dem Musical „The New Yorkers“ stammt Cole Porters „Love For Sale“, das Elmar Braß für sein Album gleichfalls ausgewählt hat. Miles Davis, Cannonball Adderley und auch Ella Fitzgerald sowie Manhattan Transfer haben das Lied einer Nutte vorgetragen, die verschiedene Formen käuflicher Liebe anbietet. Aufgemacht wird der Song von Elmar Braß und seinen Mitmusikern mit einer Prise Swing, Soul und Funk. Das verführt zu mehr als Fingerschnipsen und Fußwippen. Dabei muss man nachstehende Zeilen unbedingt im Kopf haben: „ … The moon so long has been gazing down / on the wayward ways of this wayward town / her smile becomes a smirk, I go to work / Love for sale / appetizing young love for sale / love thats fresh and still unspoiled / love thats only slightly soiled / love for sale ...“.

„Our Live ist here to stay“ von Georg Gershwin und „Honeysuckle Rose“ beschließen das Album, das sich der Wurzeln des Jazz bewusst ist. Dabei wurde diese Tradition durch das Trio in die eigenen Hände genommen und einer Frischzellenkur unterzogen.

Text © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Das aktuelle Album " Straight - Ahead " ist in Auszügen zu hören unter:
http://ateliersawano.com/elmar-brass-trio-straight-ahead

Bezug des Albums
http://ateliersawano.com/elmar-brass-trio-straight-ahead

Amazon in Japan
https://www.amazon.co.jp/dp/B01N23VIX3


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst