Droog 5 – Rotterdam Grooves

Droog 5 – Rotterdam Grooves

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relatives records

Bänkellied, Moritat, Volksweise – das stellt sich als Frage, wollte man dem Eröffnungsstück „Loose Ends“ ein Etikett verpassen. Doch wie sinnstiftend ist ein solches Etikett, zumal sich im Laufe des Stücks der Charakter wandelt und wir Hans Rikken wohl an der Klarinette erleben? Die Art seines Spiels verleiht dem Stück Beschwingtheit. Ja, was ist das denn? Im nächsten Moment nämlich vermeint man Latin Jazz zu hören, wenn Willem Jan Droog in die Tasten des Flügels greift.

Doch damit nicht genug. Gegen Ende des Stücks erleben wir zudem höfische Musik, oder? Aktuellen Bezug hat „Corona Liberation“, anfänglich eher gedämpft im Klangbild. Die Melodielinien sind im Weiteren eingängig und durch das Sopransaxofon (?) von Hans Rikken bestimmt. Oder spielt er gar Klarinette? Das ist kaum zu differenzieren und hängt auch mit dem Ansatz ab, mit dem Hans Rikken seine Instrumente spielt. Hören wir intensiv zu, dann haben wir hier und da auch den Eindruck, es spiele eine Combo Musik für Artisten und Clowns in der Zirkusmanege. Als besondere Würze sind die Passagen des gestrichenen Cellos und des gezupften Basses anzusehen. Dann, ja dann, können wir wohl das Etikett Jazz verteilen. Doch wie gesagt, angesichts der Wandelbarkeit des Stücks, erfasst diese Charakterisierung eben nicht die Musik in Gänze und Tiefe.

Streicherklang erlebt der Zuhörer bei „Angel in Between“. Der Rhythmus des Tracks scheint eher dem Genre Pop entliehen. Feinstes Gebläse machen den Track obendrein aus. Alt- oder Sopransaxofon ist dabei die Frage bei den sehr lyrisch ausgeformten und weich gezeichneten Passagen. Und dann interveniert auch der Bassklarinettist, verwischt den Eindruck, man lausche einem Lied aus dem Wettbewerb der Eurovision. Schnarrend und brummend meldet sich nachfolgend der Kontrabass zu Wort und versetzt uns in Latino Fever. Dazu passend agiert auch Luuk Kranenburg. Rumba oder was – das stellt sich wohl als Frage?

Der Klarinettist eröffnet „Willem Hits The Wall“. Bereits bei den ersten Takten werden Anlehnungen an Klezmer hörbar, auch wenn die gänzliche Ausgelassenheit nicht vorhanden ist. Freudig gestimmt ist die Musik allerdings und sehr dynamisch gestaltet. Dies nimmt im weiteren Fortgang zu, und man sieht vor seinem geistigen Auge selbstvergessene Tanzende. Imitiert in „The Old Crow Did not know“ der Bassist den Klang einer Oud? Begeben wir uns also musikalisch in den Orient? Auch in den nachfolgenden Passagen kommt dem Bassisten eine tragende Rolle zu. Immer wieder tritt er mit kurzen verspielten Solos in Erscheinung, aber auch einer der Holzbläser ist nachhaltig zu vernehmen und verbreitet dezente Farbtupfer.

„Easy Funky Spring Tune“ heißt es im Nachgang. Hm, von der Melodie her erinnert das Stück teilweise an die Filmmusik der deutschen TV-Serie „Der Tatortreiniger“  mit Bjarne Mädel als Tatortreiniger Heiko „Schotty“ Schotte. Doch aus diesem melodischen Motiv heraus entwickeln sich allerlei Variationen, bei denen dem Saxofon als Leitstimme eine gewichtige Rolle zufällt. Mit „Blek en Dekker“ gibt es eine Live-Aufnahme auf dem aktuellen Album zu hören. Auf den ersten Höreindruck hin dürfte der Begriff „Manege frei“ fallen. Zugleich sehen wir vor unserem geistigen Auge tolpatschige Clowns, die die Anwesenden zum Lachen bringen. Mit „Perpezac Groove“ wird das Album abgerundet, das sich eben nicht stilistisch eindeutig verorten lässt, sondern sich als ein musikalisches Kaleidoskop mit allerlei schillernden Farben erweist.

© f. dupuis-panther


Musicians
Hans Rikken - soprano sax, clarinet & bass clarinet
Angelique Boel - cello & alto sax
Stan Stolk - double bass & electric bass
Luuk Kranenburg - drums & percussion
Willem Jan Droog - Grand piano & keyboards


https://www.relativesrecords.com/index.htm
BANDCAMP

Tracks
1. Loose Ends (M.Bol-Droog)    5:15
2. Corona Liberation (Droog)    6:25
3. An Angel in Between (Stolk)    6:51
4. Willem Hits the Wall (Rikken-Droog)    5:18
5. The Old Crow did not know (Stolk)    8:25
6. Easy Funky Spring Tune (Droog)    4:29
7. Blek & Dekker (Droog)    4:32
8. Perpezac Groove (Rikken-Droog)



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