Drifter: Flow

Drifter: Flow

D

Edition Records, EDN1059

Geistige Väter von Drifter, nicht zu verwechseln mit The Drifters (!!), sind der belgische Saxofonist Nicolas Kummert und der finnische Pianist Alexi Tuomarila. Das Quartett wird durch nachstehend genannte Musiker vervollständigt: AXEL GILAIN am Kontrabass und TEUN VERBRUGGEN am Schlagzeug. Die Wenigsten werden wissen, dass es sich bei der aktuellen Band um die Wiederbelebung des Alexi-Tuomarila-Quartetts handelt. Das ist ja auch nur für Insider interessant. Teun Verbruggen, der einige eigene Projekte bei Rat Records veröffentlicht hat, und Axel Gilain, der unter anderem mit Alben bei El Negocito Records vertreten sind, sind in der belgischen Szene ebenso ein Begriff wie die beiden anderen oben genannten Musiker.

Die aufgenommenen Kompositionen gehen überwiegend auf Nicolas Kummert und Alexi Tuomarila zurück. So stammen zum Beispiel „CROW HILL“ („Krähenhügel“) und „The Elegist“ von Alexi Tuomarila. Kummert trug hingegen mit „LIGHTHOUSE“ und „ BREATHING OUT MY SOUL“ zum Gelingen des Albums bei. „TOUEÏ“ wiederum entstammt der Feder von Axel Gilain. Mit dem „Vagabunden“ wird das Album im Übrigen angerundet.

Eine fließende Tastenfolge eröffnet uns den Weg zum „Crow Hill“. Über diesen Klangfluss setzen sich der gezupfte Kontrabass – dank seit Alex Gilain - und das euphorisch gestimmte Saxofon in den Händen von Nicolas Kummert. Vor unserem geistigen Augen fliegen Wolkenfetzen dahin, während wir uns dem Klangfluss hingeben. Vogelschwärme formieren sich, schwirren durch die Lüfte, steigen auf und wieder ab. Baumwipfel wiegen sich im Wind – alles ganz in Wortsinn des Albums. Verspielte Tonsprünge bei gleichzeitigen Bassakzenten präsentiert uns Alexi Tuomarila im weiteren Verlauf des Songs. Danach setzt Nicolas Kummert mit seinem vibrierenden Saxofongesang ein. „Panta re“ - alles ist im Fluss!

Der Beginn der Komposition „Leuchtturm“ gehört dem Bassisten der Band.  Dazu setzt der Pianist einige wenige kurz nachhallende Hochtöne, und der Saxofonist steuert einen Klanghauch bei. Das Aufblitzen des Lichtes für die Schifffahrt sieht man im Geiste wohl eher nicht, dafür aber stellen sich Bilder von Nebelschwaden, von der einsetzenden Dämmerung am Küstenrand ein, ehe dann „I am looking for a lighthouse“ zu hören ist. Diese Verszeile, vorgetragen von Kummert und Gilain, wird wieder und wieder wiederholt, derweil wir zugleich einen tropfenförmigen Klangteppich ausmachen, der durch das Niederdrücken der weißen und schwarzen Tasten erzeugt wird. Zu diesem gesellt sich das gehauchte Saxofon, das die bleierne Schwere einer Nacht wiedergibt.

Auch in „Breathing out my soul“ vernehmen wir Gesang, der klagend und auch ein wenig schwermütig anmutet. Die instrumentale Begleitung dazu erscheint als dramatisch gesetzt. Beim Zuhören wird der eine oder andere vielleicht auch an sakrale Musik erinnert – jedenfalls zu Beginn des Songs. Der Charakter der Komposition verändert sich dann im weiteren Fortgang. Es scheint, als würden die vier Musiker dem Song nach und nach ein wenig Funk und Soul als Würze beimischen. Zudem entfaltet Alexi Tuomarila eine ausgesprochene Spielfreude und kitzelt die Seele seines Tasteninstruments. Soulig muten auch die angefügten Saxofonsequenzen an.

„TOUEÏ“, eine Komposition des Bassisten, räumt diesem auch die Einleitung ein, die er sich allerdings mit dem Saxofonisten teilen muss. Ist es zu verwegen von einer lieblichen Melodiestruktur zu reden, die wir hören? Leicht und beschwingt mutet das Stück an, das immer wieder durch Soli des Bassisten und des Pianisten zum konzentrierten Hinhören verführt. Kontemplation ist, so scheint es, Teil des musikalischen Konzepts. Fühlt man nicht beim Zuhören die salzige Meeresluft auf der Haut und die leichte Seebrise? Denkt man nicht an einen sonnigen Tag in den Dünen am Nordsee- oder Ostseestrand?

Zum Schluss folgen wir dann den musikalischen Spuren des „Vagabunden“: Mit beschwingtem Schritt – man lausche den Sequenzen des Tasteninstruments und den „hüpfenden Klangfolgen“ des Saxofons – geht es voran, und die Freiheit scheint gar grenzenlos zu sein.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Infos in English
FLOW’ marks an emotional return for the band that appeared to have disappeared. The Alexi Tuomarila Quartet’s album 02 should have marked the beginning of a dazzling career for pianist Tuomarila and saxist Kummert but the band was unceremoniously dropped, on the brink of international success, when Warner’s jettisoned their jazz and world music departments in 2003. 12 years later and Edition Records have persuaded the quartet to get back together under the collective name DRIFTER. The resulting album fuses the youthful energy and vibrancy of a decade ago with the experience of 12 years of touring and playing with the world’s best musicians to create music of inventiveness, originality and diversity combining shifting time signatures, surprising turns of phrase and rhythmic interplay. Based in Belgium, DRIFTER first came to attention with the release of ‘Voices of Pohjola’ in 1999 on the Belgium label Igloo. The release and live shows prompted both Blue Note and Warner to offer contracts for a 3-album deal. Having decided with Warner, the Alexi Tuomarila Quartet, as it was then called, were propelled into the stratosphere of the international jazz scene touring extensively through Europe, Australia and Japan. Following the release of their Warner release, O2, their whirlwind ended abruptly with the demise of the jazz and classical departments at Warner. A decade later, at the suggestion of UK’s Edition Records, the band reformed, under the collective named of DRIFTER, following the release of Alexi Tuomarila’s trio album ‘Seven Hills’ with Mats Eilertsen and Olavi Louhivuori on Edition Records. In early Autumn 2015, DRIFTER will release this highly anticipated album ‘FLOW’, an album set to excite many fans across the globe

Informationen

Label

Edition Records
http://www.editionrecords.com

Musiker

Axel Gilain
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/a/axel-gilain-4tet-talkin-to-the-mlouk/

Teun Verbruggen
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/i/igor-gehenot-trio-motion/

Nicolas Kummert
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/y/yves-peeters-gumbo-the-big-easy-revisited-ferdinand-dupuis-panther/

Alexi Tuomarila
https://www.facebook.com/AlexiTuomarila/
http://alexituomarila.com/


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst