Dotschy Reinhardt - Chaplin's Secret

Dotschy Reinhardt - Chaplin's Secret

D

Galileo MC

War Charly Chaplin ein Sinti? Oder ein Roma? Das scheint ein Brief zu suggerieren, den Chaplins Tochter Victoria 1991 fand und in dem ein gewisser Jack Hill darlegt, dass Chaplin in Smethwick geboren wurde. Dort campierten zurzeit von Chaplins Geburt Sinti und Roma mit ihren Schaustellerwagen. Chaplin, so Jack Hill, soll als Sohn einer fahrenden Artistin unter diesen Schaustellern geboren worden sein. Das also verbirgt sich hinter dem Geheimnis des Komikers Charly Chaplin, der mit „Modern Times“ und „Der große Diktator“ sehr kritische politische Filmwerke geschaffen hat. Auf dieses Filmwerk bezieht sich die Musikerin, Autorin und Aktivistin Dotschy (Michaela) Reinhardt nicht, aber auf Chaplins Liebe zur Musik und seine Herkunft. Mit ihrem Album knüpft sie außerdem an die Swingtradition des legendären Gitarristen Django Reinhardt an, der mit Stéphane Grappelli zusammen eine besondere Spielart des Swings geschaffen hat. Zu hören sind auf dem aktuellen Album Eigenkompositionen und Standards, aber auch Chaplins „Swing little Girl“.

Dotschy Reinhardt tritt auf dem Album nicht nur als Texterin, sondern auch als Komponistin in Erscheinung. So schrieb sie auf Django Reinhardts Musik den Text zu „Django's Tiger“ und komponierte und textete „Romanes“ in der Sprache der Sinti und Roma, einer Minderheit, zu der auch Dotschy Reinhardt gehört. Zu hören ist aber auch ein Standard wie „After I say I am sorry“. Nicht aus der Feder von Dotschy Reinhardt stammen außerdem „Here Goes“, „Da Vinci's Eyes“ und „Carnaval No Rio“.

Der politisch sehr aktiven Künstlerin, die sich für die Sache der Sinti und Roma engagiert, sind jedoch nachstehende Songs zu verdanken: „Not Now Maybe Then“, „Pardon me Sir“, „Chaplin's Secret“ und „Where is Django?“, um nur einige Songs namentlich aufzuführen.

Ein stark rhythmisch aufgelegter Gitarrist und ein sich fast vergessender Violinist, der die Saiten zum Schwingen bringt, machen den Anfang von „Django's Tiger“. Mit voller Stimme, die zwischen den Gesangsstimmen auf dem Broadway der 40er Jahre und den Andrew Sisters zu changieren scheint, ist es dann an Dotschy Reinhardt das instrumentale Arrangement mit lyrischen Zeilen zu ergänzen. Nach Brasilien und in die Welt des Bossas entführt uns die Sängerin anschließend mit „Romanes“. Dann ist die Welt von Django Reinhardt in weite Ferne gerückt, vor allem weil die Instrumentierung und Arrangements des Hot Club de France keine Rolle spielen, sondern unter anderem ein Piano mit Latin Fever aufwartet.

„After I say I am sorry“, ein 1926 entstandener Song, wurde unter anderem von Ella Fitzgerald, Benny Goodman und Dean Martin interpretiert und nun von Dotschy Reinhardt. Fürwahr das ist einer der Popsongs der Vergangenheit, dem auch ein wenig Ragtime beigemischt wurde. Mit der Eigenkomposition „Not Now Maybe Then“ knüpft die Vokalistin Dotschy Reinhardt an die Popsongs der Blütezeit von Tanz-Revuen und Swing an. Wie auch bei anderer Gelegenheit lässt Reinhardt ihren Mitmusikern Raum zur Entfaltung, dem brummigen Bass ebenso wie dem kaskadierenden Piano. Die Lyrik ist nicht das dominante Element der Musik.

 Zurück in die Welt von Django Reinhardt entführt uns die Vokalistin mit „Pardon me Sir“. Und ja, Djangos legendäre Gitarrenläufe – diese spielte er wegen einer Behinderung mit drei Fingern – sind in einer eigenen Interpretation zu vernehmen. Der Bassist bekommt schließlich auch seinen solistischen Auftritt, ganz abgesehen vom Violinisten, der leicht seufzend daherkommt. Ein wenig melancholisch klingt in einigen Passagen „Chaplin's Secret“. In diesem Song zeigt sich Dotschy Reinhardt auch mit einem zeitweiligen rauchigen Timbre, ehe sie spielend die Leiter des Soprans erklimmt. „Where is Django?“ beginnt mit „The audience is waiting ...“. Der Song erzählt Djangos Leben in Paris aus Sicht von Dotschy Reinhardt, erzählt vom Wein trinkenden, in der Seine angelnden und in den Gassen von Montmatre bummelnden Django. Dabei gibt es musikalisch durchaus sentimentale Impressionen zu erleben.

Sehr abwechslungsreich komponiert ist das Album, was sich auch bei „Here Goes“ zeigt. Swing pur im Sinne des Hot Club de France erleben wir beim Zuhören, auch wenn weder „Nuages“ noch „Minor Swing“ zu Dotschy Reinhardts Repertoire gehört. Momente einer Ballade zeigen sich in „Da Vinci's Eyes“. Man fühlt sich hier und da an moderne Singer/Songwriter erinnert. Zugleich muss man an Peter, Paul & Mary denken, eine Folk-Band. die in den 1960er Jahren sehr erfolgreich war. „Carnaval No Rio“ entstammt dem Album von M. Djavan namens „Não É Azul Mas É Mar“ (1987) und bringt uns die Musikwelt näher, die einst Astrud Gilberto und Gilberto Gil gehörte. Im Übrigen, „Brazasia“ verheißt zusätzliche Hüftschwünge und Latin Fever. Als passend zu Chaplins Rolle als verliebter Tramp erscheint schließlich „Swing little Girl“.

Dotschy Reinhardt präsentiert mit ihrem aktuellen Album einen bunten Melodienstrauß und versteift sich nicht darauf, puristisch eine Hommage an Django Reinhardt zu präsentieren, sondern zu unterstreichen, dass sie auch jenseits des Swings Zuhause ist.

© fdp


Informationen


Line-up:

Badoglio, Roberto E-Bass
Hartmann, Max Double Bas
Krupksky, Alexey Guitar
Reinhardt, Dotschy Vocals
von der Goltz, Christian Piano
Wagner, Alexey Guitar
Weltinger, Daniel Violin

Gastmusiker:

Nir Sabag Drums

www.galileo-mc.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Dotschy_Reinhardt


In case you LIKE us, please click here:




Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications


 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst