Delay 45 – Flux

Delay 45 – Flux

D

Earshift Music

Das in Sydney beheimatete Quartett Delay 45 legt nunmehr das Album „Flux“ vor. Im Pressetext des Labels Earshift Music finden sich Zeilen wie die Nachfolgenden: „Their latest work Flux explores notions of flow, movement and shape, ideas that have been developed over a number of years. Bandleader, composer and trumpeter Tom Avgenicos reflects, “an important part of the creative process was to consciously eschew the head-solo-head format commonly found in jazz, instead favouring a more fluid compositional approach that affords an interchangeable relationship between composition and improvisation.” Struktur und Spntanietät lotet die Band in „Flux“ aus, dazu zählen auch die Duette zwischen dem Bandleader und Trompeter Tom Avgenicos und dem Pianisten Roshan Kumarage. Oftmals vernehmen wir auch die Stimme des Bassisten Dave Quinn, der mit seinen Solos zu überzeugen weiß und ab und an seine „Bassriffs“  über die kristallinen Passagen des Pianisten legt.

Eine Komposition mit „Überheblichkeit, Hochmut“ zu titulieren, überrascht, aber der Eröffnungstrack lautet wirklich „Hubris“. Gewiss der Trompeter Tom Avgenicos ist schon sehr dominant, auftrumpfend, vielleicht auch ein wenig laut und vorlaut, wenn man so will. Er scheint das Quartett  in den Klangformen und -färbungen zu leiten, wenn er auch gleich im ersten Stück in ein Duett mit dem Pianisten Roshan Kumarage verstrickt ist. Dabei fällt dem Pianisten eher eine rhythmische Setzung des Duetts zu, während der Trompeter klangliche Wolken verschiedener Formen zeichnet. Zum Duo stößt nachfolgend der Bassist mit all den dunklen Erdfärbung seines Instruments. Der Trompeter ergeht sich, will man ein Bild gebrauchen, in schrillen Neonfarben. Wellig rollend sind die Klangbilder, die uns der Pianist präsentiert. Nahtlos schließt sich dann „Interlude I“ an. Dabei ist auffallend, dass Avgenicos bisweilen die „leisen Register“ zieht und sein Blasinstrument zu einem reinen Atemrohr mutieren lässt. Tropfende Klangpassagen sind dem Pianisten zu verdanken, der im Zwischenspiel solistisch in Erscheinung tritt. Beinahe im Off agiert der Bassist, der die Saiten seines Tieftöners streicht. Und dann, ja dann schließt sich „I’ll come to the next one“ ans Zwischenspiel an.

Ein bunt gefärbtes Knäuel von Klängen umgarnt uns. Triumphierendes ist die Sache des Trompeters. Zugleich scheint dieser auch ein Vorwärts zu „predigen“. Sehr energiegeladen geht der Pianist nachfolgend zu Werke, dabei sich nicht im Diskant verlierend. Diesen überlässt er dem Trompeter, der schnelle Läufe zum Besten gibt, so als ginge es darum, die Laufbewegung eines Sprinters musikalisch einzufangen. Bedächtiges und Sanftmütiges bleibt dem Bassisten Dave Quinn in seinem Solo überlassen. Trotz des großen Resonanzkörpers klingen die Saitenschwingungen nicht nach, vergehen schnell, sind nur Klangsekunden im Raum. Zu diesen setzt der Pianist kristalline Tastenklänge. Erhebt sich der Trompeter im Nachgang zu einem Lament? Oder ist er dem Balladenhaften und Epischen verbunden? Das ist die Frage.

„Foolish“ wird von einem Duett zwischen Trompeter und Pianist eröffnet. Rollendes Drumming ist auch zu vernehmen. Gelegentlich schnurrt der Trompeter, ehe er dann wieder in klangliche Entäußerungen abdriftet und sich „schrillen Weckrufen“ widmet, so der Anschein. Feinste Klangnebel sind das Werk von Tom Avgenicos, wenn das Stück seinen Fortgang nimmt. Dabei muss in diesem Stück hervorgehoben werden, dass dem Bassisten Raum zur Entfaltung gegeben wird. Sein Solo ist gleichsam eine Ruheoase des Klangs. Dave Quinn scheint vor unseren Augen rund geschliffene Klangkiesel zu einem Kreis zu formen. Und dann, ja dann hört man wieder die teilweise röhrende Stimme des Trompeters, der sich außerdem auf hellen Glockenklang versteht. „Kontrapunktisch“ agiert dazu der Pianist. Doch das letzte Wort gehört Tom Avgenicos!

„Impermanence“ (dt. Unbeständigkeit) steht im Anschluss auf dem Programm. Zunächst werden wir mit einem sehr bedächtig angelegten Stück konfrontiert. Man meint sogar, man lausche einem Trauermarsch, oder? Nach und nach löst sich dieser Eindruck auf. Das Stück changiert nunmehr zwischen Lyrischem und Epischen. Eruptives verdanken wir im Folgendem dem Trompeter, der einen Aufbruch signalisiert, zumindest aber Bewegung.

Auch ein „Interlude 2“ findet sich auf dem vorliegenden Album, das mit „Keep Away“ seinen Abschluss findet. Aufbrausend agiert Tom Avgenicos, der uns mit tosenden Klangwellen überspült. Auch einen Malstrom fängt er musikalisch ein. Der Pianist hingegen widmet sich rollenden Wellenbewegungen, die auf schroffe Felsklippen treffen und „zerschellen“, so ein Bild. Dieser Moment ist kurz und endet mit einem Tutti des Ensembles.

© ferdinand dupuis-panther




Infos

https://www.earshift.com/

Tom Avgenicos – trumpet
https://www.tomavgenicos.com/delay-45

Roshan Kumarage – piano
Dave Quinn - bass
Ashley Stoneham – drums


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