Contrast: Zwei

Contrast: Zwei

C

WHYEMPTY Records

Für die, die auf Vinyl stehen, gibt es das Album auch als gute alte Schallplatte in limitierter Auflage: analog aufgenommen, digital gemischt, auf Bandmaschine gemastert und auf 180g Vinyl gepresst. Die Vinyl kommt mit einer digitalen Downloadkarte. Contrast das sind folgende Musiker: Yuriy Sych am Piano und an Synthesizers, Tim Roth am Bass und für Sound Effects zuständig, Martin Standke an den Drums, aber auch für Samples und für Percussion verantwortlich, sowie als Gast der Gitarrist Bastian Ruppert, der zwei Tracks, „Intro“ und „What's Next“ mit seinem Saiteninstrument klangvoll bereichert. Die überwiegende Zahl der Kompositionen stammt von Yuriy Sych.

Beim Trio Contrast, dem der diesjährige Hessische Jazzpreis zuerkannt wurde, scheint sich die Kritik wortgewaltig zu begeistern, wenn man von „magischen Klangwelten“ liest oder aber in „Jazzthing“ folgende Kritik findet: „Wer originellen, frischen, lyrischen, aber dennoch ziemlich schwungvollen Klavier-Trio-Jazz mag, liegt mit diesen drei Jungs goldrichtig.“ Geraten derartige Urteile nicht schnell zu Worthülsen und bedienen Klischees? Drängt sich bei der Begrifflichkeit magische Klangwelt nicht Sphärenklang auf, den es, wenn überhaupt, nur bei der Intro zu vernehmen gibt?

Der Bandname lässt aufhorchen, oder? Worin besteht der Kontrast und zu wem? Zum klassischen Jazztrio mit ausgewiesener Us-amerikanischer Spieltradition? Soll mit dem Bandnamen auch Abgrenzung signalisiert werden und, wenn ja, wem gegenüber? Solche Fragen sind einer Nachfrage vorbehalten, einem geplanten Interview. An dieser Stelle heißt es, sich auf die Musik zu konzentrieren, auf „ Hey Bird! Sing Me Your Song ...“, auf „Closer To You“ und auf „Feel It Yourself“. Die hier genannten Titel sind nur beispielhaft aus insgesamt zwölf Songs ausgewählt worden.

Musik ist für den Rezensenten Bildsprache in Tönen, Akkorden, Synkopen, in Melodien, in Harmonien, in Rhythmen. Musik ist zugleich auch das Erzählen von Geschichten. Musik ist emotional und provoziert Bilder im Kopf. Unterstützt wird das Bildhafte dann auch gewiss durch die Wahl der Titel wie „Das Tier“ oder „Hey Bird! Sing Me Your Song, ...“.

Mit einer sphärischen Einleitung eröffnet das aktuelle Album. Zu dieser kann man sich gut eine Unterwasserreise durch die bunte Welt des Great Barrier Reef vorstellen. Hüpfende Tonfolgen dringen an unser Ohr, wenn uns das Trio „Das Tier“ zu Gehör bringt. Das klingt nach der Vertonung von springenden Lämmern auf sattgrüner Wiese. Doch dieser Anfangseindruck wird im weiteren Verlauf aufgeweicht. Man erlebt dann eher tonale Wasserstrudel und Kaskadenrinnsale. Dennoch zeugt der Charakter des Stücks allgemein auch vom Losgelassensein und vom Ungebundensein.

Lassen wir uns nachfolgend ein wenig „Wind“ um die Nase wehen. Ein Klopf-Klopf auf einem Klangholz paart sich mit einem melancholisch gestrichenen Bass und einem quirlenden Klangmenü, das der Pianist für uns anrichtet. Man könnte sich als Bild zu den Klangfolgen ein Papierschiffchen vorstellen, das einen Bach hinunterfährt. Wenn man den Titel des Songs ernst nimmt, dann denkt man wohl eher an ein laues Lüftchen. Orkanhaftes ist jedenfalls nicht zu vernehmen. Der Wind streicht durchs zartgrüne Laub; die silbrigen Blätter rascheln sacht; alles ist auf Frühling eingestellt. Im Verlauf des Stücks nimmt der Wind nur in bescheidenem Maße zu. Kein Peitschen ist zu vernehmen und auch kein Sturmgeheul, nein, es ist eine zarte Frühlingsbrise, die wir erleben. Oder entwickelt sich da doch noch etwas mehr?

„Rheingold“ lautet ein weiteres Stück auf dem Album. War da nicht etwas? Ja natürlich! Richard Wagners Oper „Rheingold“ und Teil des „Rings der Nibelungen“, sprich deutsches Kulturgut, wenn auch ein umstrittenes. Dieses Werk von Wagner ist schwülstig überladen, Werk über Macht und Liebe. Den Fußstapfen von Wagner wird das Contrast Trio wohl nicht folgen, oder? Erstmals kommt ein Synthesizer zum Einsatz, der einen soliden Klangteppich ausbreitet, über den perlende Tastenklänge tanzen, derweil der Schlagzeuger für ein bisschen Wirbel sorgt. Ostinato ist zu vernehmen, vornehmlich in der Basslinie des Pianisten.

Bass und Klavier eröffnen „Far Cry“, verhalten und nicht marktschreierisch. Ist das also die musikalische Umsetzung von „weiter Weg“ bzw. „große Entfernung“, si die Übersetzungen? Zum anderen: Ist das nicht die Klangfolge von „So What“ eingearbeitet worden?Es scheint , als sei der Duktus der drei Musiker darauf ausgerichtet, von Freiheit, von Grenzenlosigkeit und Suche nach den Grenzen zu erzählen. Wir vernehmen tonale Galoppaden, nicht nur durch das Tastenmöbel, sondern auch durch das Schlagwerk. Ja, einem Furioso strebt das Contrast Trio in diesem Stück entgegen. Doch so wie die musikalische Aufwallung sich aufbaut, so schnell ebbt sie auch wieder ab. Und dann ist da wieder der harmonische Moment von „So What“, knapp und kurz. Ein Stimmungswechsel ist nachfolgend nicht zu übersehen. Das Spiel wird lyrisch und auch ein wenig elegisch. Es scheint, als habe der Schrei erleichtert und nun könne alles wieder in normalen Bahnen verlaufen.

Mit „Feel it yourself“ und einer Einleitung mit einem wabernden und vibrierenden Synthesizer endet das aktuelle Album. Das Stück klingt durchaus ein wenig nach Popmusik. Zugleich ist der versetzte Rhythmus sehr prägnant, der zwar nicht Techno signalisiert, aber sich in diese Richtung bewegt. Vielleicht ist dies das Stück des Albums, das man am ehesten mit Elektro-Jazz bezeichnen könnte.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

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http://www.contrasttrio.de/

 


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