Cesar Joaniquet/Brice Soniano/Kasper Tom: Songbook

Cesar Joaniquet/Brice Soniano/Kasper Tom: Songbook

C

Astropi, A∏1502

Mit dem vorliegenden Album präsentiert das Trio, bestehend aus Cesar Joaniquet (Sax), Brice Soniano (Double Bass) und Kasper Tom (Drums), ihr Debütalbum als Trio. „Songbook“ umfasst neben Improvisationen, die zwischen die aufgenommenen Standards wie „Polkadots and Moonbeams“ und „My One and Only Love“ sowie „The Man I Love“und „Someone to Watch Over Me“ gesetzt wurden, Kompositionen, mit denen Billy Holiday während ihrer Bühnenpräsenz für Furore gesorgt hat: „We all love the music of Billy Holiday, and think about the recording as an informal tribute her heartbreaking grace. I remember being touched as we were calling these songs, playing was feeling so natural… I guess we only did one take of each tune, and one may hear that…” Dies sind die Worte des aus Frankreich stammenden, nun in Dänemark residierenden Bassisten Brice Soniano. Damit ist eigentlich alles über das „Songbook“ schon gesagt.

Vorgelegt wird mit dem Album wieder ein Stück Jazzgeschichte, die heute vielfach mit dem Begriff „Old School“ abgetan wird. Doch freie Improvisationen und Free Jazz sind nur eine Seite der Jazzmedaille, die andere beinhaltet eben die Kompositionen von Van Heusen, Georg und Ira Gershwin oder anderer „Heroen“ des Jazz. Übrigens, sind die drei „dänischen Jazzer“ nicht allein bei ihrem Weg zu den Wurzeln des Jazz. Es mehren sich jüngst Alben, die sich, wie das Album „Roots“ des Trios um Franz Hellmüller oder das jüngste Album der Band Root 70 von Nils Wogram, der vielfältigen Geschichte des Jazz widmen.

„A country dance was being held in a garden / I felt a bump and heard an "Oh, beg your pardon" / Suddenly I saw - polka dots and moonbeams / All around a pug-nosed dream …“ lauten die ersten Zeilen von „Polkadots and Moonbeams“, ein Titel, mit dem neben Billy Holiday auch Frank Sinatra bekannt wurde. Hört man die ersten Takte der instrumentalen Einspielung des Trios, so denkt man unwillkürlich an schummriges Barlicht und Paare beim mitternächtlichen Engtanz, also weniger an eine Gartenparty, wie es die Verszeilen nahelegen. Ja, es gab Zeiten, da war Jazz Pop- und Tanzmusik. Das ist heute angesichts von Post-Modern und Free Jazz kaum mehr vorstellbar. Zum Klangbild des ersten Titels auf dem vorliegenden Album trägt César Joaniquet mit seinem süßlich-säuselnden Saxofon ganz wesentlich bei, begleitet von Kaspar Tom, der die Felle seines Schlagwerks wischt und von einem tiefgründigen Dumdum des Kontrabasses in den Händen von Brice Soniano. Gesungen wird aber bei dieser Einspielung nicht.

„The Man I Love" war 1927 in der Anti-Kriegs-Satire „Strike Up the Band“ erstmals zu hören. Die Musik stammt von George Gershwin, der Text von dessen älterem Bruder Ira Gershwin. 1947 erblickte dann der Film „The Man I Love“, in den Hauptrollen Ida Lupino und Bruce Bennett, das Licht der Welt. Doch populär wurde dieser Song ganz unabhängig davon. Gedämpft und behäbig entwickelt sich das Stück in der Interpretation der drei Musiker Soniano, Tom und Joanquinet. Von der Stimmung her unterscheidet sich dieses Liebeslied kaum von „Polkadots and Moonbeams“: Die Lichter in Manhattan scheinen fast erloschen. Wir begleiten die letzten Tanzpaare in den frühen Morgen, derweil New York sich längst zur Nacht gebettet hat. Liebesschwüre werden auch in dieser Nacht vielfach gewechselt worden sein. Beim Solo von Soniano hat man gar den Eindruck, dass man einige beschwörende Liebesgeständnisse vernimmt, derweil Kasper Tom dezent mit seinen „Schneebesen“ hantiert.

Die freien Passagen zwischen den Standards erscheinen als wahre „Kontrapunkte“, frei, schreiend, aufmüpfig, aufgewühlt, unruhig, so auch vor dem Song „I'll Be Seeing You“. Irgendwie hat man bei den drei Zwischensequenzen des Albums den Eindruck, die Musiker wollten demonstrieren, welche Bandbreite der Jazz aus ihrer Sicht eigentlich besitzt. Nach der Aufregung geht es immer zurück ins Beschauliche und teilweise Balladenhafte. Für mich ist dieses Album sehr gut zum Entspannen am Ende eines anstrengenden Tages geeignet, ohne dabei gleich den Begriff „Smooth Jazz“ aus dem Hut zaubern zu wollen.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Atropi
http://www.astropi.com

Musiker
Brice Soniano
http://www.bricesoniano.com

Kasper Tom
http://www.kaspertom.com
Interview
http://www.jazzhalo.be/interviews/kasper-tom-interview-with-the-danish-drummer/

César Joaniquet
http://www.cesarjoaniquet.com


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