Clemens Kuratle Murmullo - Lies

Clemens Kuratle Murmullo - Lies

C

self produced

Nein, Gemurmel und Gewisper sind auf dem aktuellen Album nicht zu vernehmen. Stattdessen ist der Geist von Chicago, von Blood, Sweat & Tears und vom United Jazz & Rock Ensemble durchaus präsent, ohne dass die Band sich allein in der Jazz- und Rockmusik der 1970er Jahre verliert. Eine kurze Pressestimme zur Einstimmung nachstehend: „Eine Bandbreite von Kompositionen, die sehr dynamisch, impressiv und persönlich daherkommen.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE)

Die Band besteht aus dem Saxofonisten Jonathan Maag und dem Posaunisten Florian Weiss sowie dem Bandleader und Drummer Clemens Kuratle nebst Bassist Rafael Jerjen und Gitarrist Franz Hellmüller. Diese Musiker gehören zur jungen Schweizer Szene. Clemens Kuratle hat sich im Übrigen in der europäischen Jazzszene seit Langem etabliert, so als Sideman für Nicole Johänntgen und das Swiss Jazz Orchestra und darüber hinaus mit dem Quintett Ydivide, featuring Elliot Galvin (UK), Dee Byrne (UK), Chris Guilfoyle (IE) und Lukas Traxel (CH).

Auf dem vorliegenden Album sind Kompositionen wie „Lies“, „Contemplation“ und „Deconstruction“ zu hören, aber auch „Aunt Rose“ und „Lull-a-bye“.

Eröffnet wird das Album mit „By the way ...“ und sphärischen Klangschwaden. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“ ist ein weiteres Satzfragment, das in das Gewebe der Musik eingeknüpft ist. „Lies“ nennt sich die Komposition, die auch von den Gitarrensequenzen und dem sehr dynamisch ausgelebten Duett des Saxofonisten und Posaunisten lebt. Franz Hellmüller lässt sein Saiteninstrument in den höchsten Tönen jaulen und wimmern, unterlegt mit massivem Fellgetrommel. Hall unterlegt ist das Solo Hellmüllers, das mit großer Geste daherkommt und ganz entscheidend die Klangpalette des Stücks bestimmt. Nein, den Bläsern gehört mal nicht ausschließlich die Bühne, auch wenn sie am Rande schnarren und schnurren. Es gilt eher: „My guitar gently weeps“ - und dazu bedarf es dann nicht Eric Clapton!

Kristallklarer Saitenklang, der den Raum füllt, sanfte Trommelkaskaden, vollmundige Posaunenpassagen, eine Melange von Horn und Holzbläser – das findet sich bei „Contemplation“. Ob sich der Hörer tiefenentspannt fühlt, wenn er zuhört, ist sehr individuell. Kontemplation ist ja auch jenseits von New Age möglich. Und New Age ist nicht das, was die Band musikalisch verfolgt. Zum Glück! Eher könnte man angesichts der Kompositionslinien davon reden, das diese schwankenden Ähren eines Kornfeldes im Wind gleichen. Mit sattem Timbre tritt der Posaunist in Erscheinung und trifft auf einen Saxofonisten, der sein Instrument nicht röhrend und triumphierend einbringt, sondern mit einem sanften Klangstrom.

In „Deconstruction“ zeigt sich am Beginn kurz ein Aufschrei, ehe uns dann der Posaunist an die Hand nimmt. Dabei wird er vom Gitarristen unterstützt. Beide finden eine sehr ausgereifte Melodielinie, die nichts mit Dekonstruktion im Sinne von Auflösung oder Abbruch zu tun hat. Im Gegenteil, beide Musiker sind eher dabei mit melodischen Schussfäden ein klangvolles Gewebe herzustellen. Dabei reizt der Posaunist auch die Tiefen seines Instruments aus. Zugleich vernimmt man Klangvibrationen, die dem Horn entlockt werden. In diesem Stück scheint auch der Geist vom United Jazz & Rock Ensemble mitzuschwingen, sind mithin die musikalischen Handschriften von Charlie Mariano, Barbara Thompson, Ian Carr, Kenny Wheeler oder Eberhard Weber dechiffrierbar.

Nach einem Präludium, also einem Auftakt, der nun nicht – warum auch immer – am Beginn des Albums zu finden ist, hören wir „Aunt Rose“, ein Stück, das unter anderem durch zeitweilige Fragmentierung und einen rockigen Duktus charakterisiert ist. Nachhaltig bleibt die distinkte Linie im Ohr, die dem Posaunisten zu verdanken ist. Nahezu entfesselt zeigt sich schließlich das Saxofon, während die Posaune für eine gewisse Bodenhaftung sorgt. Danach vereinen sich beide kurz vor Ende des Stücks in einem brillanten „Chorus“. Insbesondere aufgrund des Duktus, den da Horn und Holzbläser an den Tag legen, mag der eine oder andere eine Nähe zu Blood, Sweat & Tears oder Chicago heraushören.

„Lull-a-bye“ - man beachte die Schreibweise (sic!) - bildet den Schlusspunkt des Albums: Ein Schlaf- oder Wiegenlied hören wir auf keinen Fall. Gestrichen und wortreich liegt anfänglich der Fokus auf dem Bass, ehe dann einer der Bläser interveniert, kurz nur. Aber auch das Saxofon fällt nicht in eine typisches Wiegenlied ein. Ein sonores Gebrumme dringt ans Ohr des Hörers, überlagert von weichen Bläserlinien, dank an den Posaunisten und Saxofonisten der Band. Im weiteren Verlauf meint man, man lausche einer der Bands, die in New Orleans oder Baton Rouge bei Umzügen aufspielen. Sobald dann gegen Ende des Stücks auch noch Gesang zu vernehmen ist, denkt man – bizarr genug –, dass die Beatles in gewisser Weise Wiederauferstehung feiern, oder?

Text © fdp


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