Chip Wickham – Love & Life
C
Gondwana Records
Für diejenigen, die sich mit der britischen Jazzszene nicht so auskennen, anbei ein paar Zeilen zur Biographie von Chip Wickham (sax, flute, compositions): “Chip Wickham is a jazz musician and producer who divides his time between Spain, UK and the Middle-East and who has made a name for himself with a series of beautifully crafted solo albums that draw equally on the hard-swinging spiritual jazz of Roland Kirk, Yusef Lateef and Sahih Shihab, alongside the music of British jazz legends such as Tubby Hayes and Harold McNair and the more contemporary sounds of Jazzanova, Kyoto Jazz Massive and Robert Glasper. Originally from Brighton, Chip studied in Manchester and became involved in the 2000’s UK jazz, soul. trip- hop and funk scenes, working with the likes of The Pharcyde, The New Mastersounds and Nightmares On Wax as well as playing with Matthew Halsall’s Gondwana Orchestra. And his relationship with Gondwana Records goes right back to the very beginning as he played on Halsall’s 2008 debut Sending My Love.”
Ein konstantes Schlagzeug-Rauschen liegt unter den schwebenden, beinahe seiden zu charakterisierenden Flötenklängen. Die Schönheit der Melodie findet gleich zu Beginn die vollen Entfaltung. Allerdings “Space Walk” ist doch eher geerdet und nicht im Orbit schwebend. Zart ist der Klang des Vibraphons, den wir vernehmen, dank an Ton Risco. Das was wir hören, nimmt uns mit auf eine musikalische Reise auf dem fliegenden Teppich, schwebend, gleitend, schwerelos.
Und dann, ja dann erhebt Chip Wickham erneut seine Stimme. Sehr lyrisch ist sein Spiel angelegt und erinnert an die Sternstunden der Geschichten des Jazz, als Jeremy Steig und Paul Horn die Flöte im Jazz “hoffähig” machten. In “Love & Life” setzt Wickham seine poetisch anmutende Flötenlyrik fort. Zugleich aber hören wir auch präzise, energetisch geladene Tastensetzungen, gleichsam als Fundament, über dem der Flötenklang sich verfeinert ausbreitet. Dabei kann man an einen musikalischen Sprühregen und sich auflösende Nebelbänke denken. Bewegte Melodielinien dringen obendrein ans Ohr des Hörers. Das klingt ein wenig nach dahin plätscherndem Wasser eines Sees, oder? Beinahe orchestral mutet “Seven Worlds” an.
Aus dem “Schlagwerkgestäube” erhebt sich Phil Wilkinson mit kaskadierenden Pianosequenzen, die sich auch im Diskant verlieren. Zugleich folgt der Pianist aber lyrischen Linien, ohne das Melodische zu verwässern. Der Pianist und der Drummer stehen ohne Frage bei diesem Track im Fokus, wenn auch in der zweiten Hälfte des Stücks der glockenhelle, gläsern-zerbrechliche Flötenklang die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Abschließend geht es bei “Slow Down Look Around” eher bedächtig zu. Und auch bei diesem Stück sind die Flötenpassagen ganz zentral, auch wenn es ein Duett mit dem Trompeter Malcolm Strachan im Verlauf des Stücks gibt. Gewischte Trommelfelle sind Begleitmusik zum “Flötengesang”, der einem warmen Wind aus der Sahara gleicht, übers Mittelmeer kommend und den Süden Europas einnehmend. Warm ist der Klang, den der Trompeter zum musikalischen Ganzen in einem Solo beisteuert. Das ist keineswegs exaltiert, sondern folgt einem eingängigen Klangfluss, der sich ohne weißes Wildwasser ergießt. Musikalisch wird dabei eher ein leicht träger Wiesenfluss eingefangen und zugleich werden dabei die Flötensequenzen paraphrasiert. Fazit: Mehr davon!
© fdp 2023
https://chipwickham.com
https://www.gondwanarecords.com/
Credits
All tracks written and arranged by Chip Wickham
1. Space Walk
Chip Wickham: flute
Ton Risco: vibraphone
Phil Wilkinson: piano
Simon ‘Sneaky’ Houghton: double bass
Jon Scott: drums
2. Love & Life
Chip Wickham: flute, alto flute & tenor saxophone
Eoin Grace: trumpet & flugel
Phil Wilkinson: piano
Simon ‘Sneaky’ Houghton: double bass
Jon Scott: drums
3. Seven Worlds
Chip Wickham: flute, alto flute & tenor saxophone
Eoin Grace: trumpet & flugel
Phil Wilkinson: piano
Simon ‘Sneaky’ Houghton: double bass
Jon Scott: drums
4. Slow Down Look Around
Chip Wickham: flute
Malcolm Strachan: trumpet
Phil Wilkinson: piano
Simon ‘Sneaky’ Houghton: double bass
Jon Scott: drums
Line-up
Chip Wickham: flute, alto flute & tenor saxophone
Eoin Grace: trumpet & flugel
Phil Wilkinson: piano
Simon ‘Sneaky’ Houghton: double bass
Jon Scott: drums