Anton Delecca - The Offering

Anton Delecca - The Offering

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Earshift Music

Der in Melbourne beheimatete Saxofonist Anton Delecca legt mit „The Offering“ sein Debütalbum bei Earshift Music vor. Dieses Album ist eine Widmung an seine verstorbenen Eltern und wurde in New York aufgenommen. Zu hören sind neben Delecca der Pianist Caili O’Doherty, der Drummer Cory Cox der Altsaxofonist Immanuel Wilkins und der Bassist Matt Clohesy. Zu lesen ist über das Album: „The album bursts with power, groove and passion, paying homage to the memory of his parents who were major supporters of his life in music. The Offering is Delecca’s fifth album, and the sister release to his award-winning 2013 album, The Healer. The Offering represents the artistic culmination of his period of living in NYC, 2017-19." Neben Kompositionen von Delecca sind auf dem Album „Barbara“ von Horace Silver und „Skylark“ von Hoagy Carmichael zu hören.

In einem O-Ton des Saxofonisten Delecca heißt es: “This album represents the spiritual connection and meaning that New York holds for me,” explains Delecca, “much of the music that I have connected to in my life has been made there.” Und weiter im O-Ton: “This album represents the breaking free of some stagnation I was feeling. Living in NY was like coming into the daylight. This recording is the musical representation of that feeling.”

Seiner Gattin Tori widmet Delecca „Beloved“, mit dem das Album eröffnet. Dumpfe Bassschläge und dazu wenige  Pianoakzente – das macht den Beginn des Stücks aus, ehe der Saxofonist wie in einer Guache weiche Schummerungen und Klangverwischungen präsentiert. Delecca ist es, der den Zuhörer mitnimmt, auch wenn seine Mitspieler durchaus Räume für eigene musikalische Akzente bekommen, so auch der Pianist, der auf die „Einführung“ Deleccas mit kaskadierenden Phrasierungen antwortet. Das Melodische, so der Eindruck, scheint dahin zu rinnen wie ein klares Waldbächlein. Anmutungen von Blues sind dabei ab und an eingewoben. Wenn Delecca erneut zu hören ist, scheint die Melodie wie ein Frühlingsrauschen. Und entführt er uns mit seinem Spiel nicht auch in die Welt des Souls?  Nachfolgend hören wir „The Offering“ („Das Angebot“) – so heißt ja auch das vorliegende Album. Aufgemacht wird mit einem Bass-Solo, das den Raum mit dunklen Erdtönen füllt, bisweilen ins Sandfarbene gehend. Dabei ist der Duktus durchaus von Frische und Dynamik geprägt. Energievoll sind die Akzente, die dem Pianisten zu verdanken sind, ehe dann Delecca seinen Holzbläser einbringt. Dabei klingt der „Gesang der Saxofone“ wie eine Melange aus den Tutti einer Big Band und Cannonball Adderley. Beim weiteren Hören meint man gar Pharoah Sanders habe Pate gestanden, als Delecca dieses Stück zu Papier brachte. Überaus sonor und mit langen welligen Strukturen ausgestattet ist das Stück. Dramatisierend agieren der Pianist und der Drummer im Hintergrund. Man möchte von einem Feuerwerk sprechen, das vielfarbig gezündet wird und einem fulminanten Höhepunkt zusteuert, folgt man dem Stück, das von der Interaktion Deleccas und Wilkins mit ihren Holzbläsern lebt.

Als Antwort auf den Irrsinn des Terrorismus und die Kräfte, die Menschen zu Terroristen machen, versteht der Saxofonist sein Stück „Invisible Forces“. Mit wenigen  Pianoklängen beginnt das Stück. Sie klingen wie eine Wasserwalze in einem Wehr. Diese Bewegung in der Melodie greifen die Bläser auf und entwickeln sie weiter. Leicht röhrend ist nachfolgend das Saxofon unterwegs, das auch das Tiefgründige streift. Wir erleben ein stetes Auf und Ab. In seinem Solo erleben wir die Bandbreite des Instruments mit seinen 88 Tasten. Es scheint, als werde von Caili O’Doherty ein Aquarellbild in blauen Nuancen vor unseren Augen gemalt. Und dann vernehmen wir nach einem Bassintermezzo auch erneut das Thema mit seinen wiederkehrenden Formen.

Ein Klassiker unter den Standards des Jazz ist  „Skylark“. Diesen Song hat der Saxofonist in seinen New Yorker Tagen oft in der U-Bahn New Yorks gespielt. Übrigens nicht nur Ella Fitzgerald sang einst dieses Stück, sondern auch Aretha Franklin. Sehr lyrisch ausgerichtet ist die Interpretation, bei der der warme Saxofonklang an unser Ohr dringt. Es ist ein Wohlklang auch ohne die Lyrik wie „Skylark / Have you anything to say to me? Won't you tell me where my love can be? Is there a meadow in the mist / Where someone's waiting to be kissed?“ Stattdessen lebt das Stück auch von dem Wechselspiel zwischen Pianisten und Saxofonisten. Dabei ist es das eher perlende Spiel auf den schwarzen und weißen Tasten, das auf das zurückgenommene Gebläse des Saxofonisten trifft, das überzeugt. Viel bewegter als in „Skylark“ geht es in „The Flight“ zu. Auch hier prägt der Saxofonist Delecca die Färbungen des Stücks. In gebrochenen, aufsteigenden Linien ist er ebenso unterwegs wie in vermeintlichen „Loops“. Bisweilen haben wir beim Zuhören den Eindruck, es gehe um einen Kunstflug, um das Aufsteigen, Drehen um die Achse und einen Sinkflug.

Nach der Komposition von Horace Silver namens „Barbara“ können wir dem Stück „The Wooden Bluebird“ lauschen. Vom Charakter her ist das Stück im Vergleich zu den beiden Stücken zu Beginn des Albums sehr getragen, beinahe einem Lamento gleichend. Doch das ändert sich im Laufe des Stücks. Das Melodische frischt auf, wird von der Brise zu Gewitterwind. Hier und da scheint auch ein Malstrom durch, wenn auch das perlende Spiel des Pianisten dazu einen starken Gegenpol bildet. Und dann gibt es gegen Ende des Stück noch ein veritables Drummingsolo, ehe es mit  der thematischen Linie durch Anton Delecca seinen Ausklang findet. Schließlich hören wir zum Schluss „Promises Promises“, in den 1990er Jahren für zwei Freunde geschrieben, die versprachen, vom Heroin loszukommen, es aber nie schafften. Mit Funk-Annäherungen durch die Rhythmusgruppe und einem sehr feinen Gebläse wartet das Stück auf. Soul pur bietet der Pianist in seinem Solo begleitet von Bassist und Drummer, die für rhythmische Fundamente sorgen. Man wartet direkt darauf, dass ein Sänger oder Sängerin wie Amy Winehouse oder Nina Simone dazu ihre Stimmer erhebt. Nein, das passiert nicht und so können wir uns ganz den Grooves der Instrumentalisten hingeben. Auch das ist Balsam für die Seele!

© ferdinand dupuis-panther


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