Andrea Keller - Jazz from Down Under

Andrea Keller - Jazz from Down Under

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Photo © https://continuo.org.au/andrea-keller/

 

 



Transients Volume 3 - For Sorrow


Der Zyklus, den die Pianistin Andrea Keller komponiert und bisher veröffentlicht hat, enthielt zwei Teile und nun liegen auch Teil 3 und 4 vor. Teil 3 widmet sich Leid, das durch Verlust, Kummer, Enttäuschung usw. verursacht wird; Kummer, Traurigkeit oder Bedauern sind zudem Begriffe, die „sorrow“ in dt. Übersetzung erfassen. Dabei sind in der musikalischen Umsetzung freie Formen ganz entscheidende Gestaltungsmittel. Das beginnt bereits bei dem Eröffnungsstück „Sictu  I“. Da tropfen Klavierklänge nieder, hört man Rasseln und das Schaben eines Holzstäbchens über Riffelholz. Unspezifisches Gebrabbel ist auszumachen. Tastensprünge entwickeln sich bis in den Diskant. Blech schwingt; Kunstsprache wird beigefügt, auch ein hohes, rau gebrochenes „Jajaja“ und „Ojaja“. Basswirbelungen sind Andrea Keller zu verdanken. Mehr Geräuschmelange als Klangcollage zeichnet sich bei „Invisible(women) I“ ab, zum Teil stark geprägt vom Schlagwerkrausch. Dabei meint man, sich eher in einem Walzwerk und einer Stahlschmiede zu befinden und die entsprechenden Industrieklänge aufzunehmen.

Das Experimentelle und die Strukturwildheit betrifft auch das Vokale, das wir vernehmen. Jenny Barnes ist weniger Sängerin als vielmehr Stimminstrumentalistin, so beispielsweise in „Invisible(women) II“. Dabei hat man als Zuhörer den Eindruck, man lausche herausgepresstem archaischem Kehlgesang vermischt mit Obertonsingen. Das Stück scheint in ein Schlagwerkbad eingetaucht und galvanisiert zu werden. Darüber hinaus ist das nervös wirkende Klavierspiel von Andrea Keller ein wesentlicher Bestandteil des „Stücks“. Als Höreindruck drängt sich auf, dass man hier auch unterschiedlich gestimmte Klangstäbe wie Dominosteine fallen höre. „It All Comes to Pass“ ist dagegen durch dahin fließenden Tastenklang ebenso bestimmt wie durch das Gebläse des Trompeters Niran Dasika. Seine Stimme klingt teilweise klagend, wimmernd, zerbrechlich. Zugleich meint man, sich bei einem Trompetenkonzert mit sakraler Musik zu befinden. Ein getragenes Solo von Andrea Keller schließt sich an, ehe dann die „verwischte Trompetenstimme“ erneut zu vernehmen ist. Nach „Invisible(women) III“ gibt es mit „Embers“ ein kurzes Zwischenspiel gemessen an der Länge des Stücks. Dabei werden die Färbungen des Klangs durch Klavier und Saxofon bestimmt, ein sacht geblasenes, weich gezeichnetes Saxofon, dank an Angela Davis. „Sictu II“ wartet mit Tönen auf, die einen Tinnitus provozieren, zudem mit Krächz- und Kehllauten, und schließlich mit Klangfragmenten, die Andrea Keller zum Stück beiträgt. Man mag beim Hören hier und da an einen Malstrom denken oder an eine musikalische Windhose, die über arides Land fegt. Mit ein wenig verzerrten Gitarren-Effekten wartet dann das Schlussstück „Grief is the Thing with Feathers“ auf. Jazz Fusion scheint dabei durchaus nahe. Jenny Barnes ist in diesem Stück als Rezitatorin zu hören. „There is a feather on my pillow  … pillows are made of feathers …“ Das ist dann ein durchaus ungewöhnliches und unerwartetes Ende dieses Klangzyklus über Leid, Trauer... .

© fdp 2025


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Musicians
Jenny Barnes - voice
Angela Davis - saxophone
Niran Dasika - trumpet
Theo Carbo - guitar
Stephen Magnusson - guitar
Andrea Keller – piano
Sam Anning – double bass
Kyrie Anderson - drums
Joe Talia - drums

Tracks
1. Sictu I 03:04
2. Flicker #4 07:30
3. Invisible(women) I 03:20
4. Stretched 07:29
5. Invisible(women) II 04:22
6. It All Comes to Pass 05:11
7. Invisible(women) III 04:25
8. Embers 01:59
9. Sictu II 04:16
10. Grief is the Thing with Feathers 03:32

Following the success of Transients Volume 1 & 2, both released in 2019 (Vol 1 awarded the 2019 Music Victoria Award for Best Jazz Album and nominated for an ARIA for Best Jazz Album 2019), the music for Transients Volume 3 & 4 was recorded over two days in January 2024 at Head Gap Studio, Preston.




Transients Volume 4: For Joy


Mit „Fugitives“, also „Fliehenden, Flüchtenden“ macht dieses Teil des Zyklus auf, der sich mit Freude befasst. Doch wer flieht, weil er fliehen muss, entflieht Elend, Verfolgung oder Krieg und sucht Frieden, nicht unbedingt Freude. Insoweit gibt der Untertitel auch  Rätsel auf. Schnelle und rhythmisierte Klavierklänge hören wir. Dabei ist auch eine deutlich hörbare Basshand der Pianistin zu erwähnen. Die Rhythmisierung des Stücks wird auch durch den Schlagwerker unterstrichen. Wer von den im Line-up genannten Drummern beim ersten Stück agiert, ist leider aus vorliegenden Infos nicht zu entnehmen. Die melodischen Linien, die Andrea Keller vorträgt, sind vergleichbar mit einem Vorwärts, einem Drängen der Bewegung, mit Rastlosigkeit. Dabei nehmen wir auch eine gewisse Verspieltheit war. Sehr fein strukturiert ist das Bass-Spiel, das Sam Anning an den Tag legt. Dazu hören wir dann Diskantes von Andrea Keller. „Time Takes Us“ lautet der Titel des nachfolgenden Stücks, das sich gleichsam aus der Tieftönigkeit heraus entsteht. Nach und nach entwickelt sich das forsche Tempo, so als würde der Sekundenzeiger die Zeit schneller vergehen lassen. Theo Carbo paraphrasiert auf der Gitarre teilweise Passagen von Andrea Keller. Hierbei meint man, auch ein wenig Folk und Blues aus Carbos Spiel destillieren zu können. Hier und da scheint gar J.J.Cale im Geiste mit dabei zu sein, oder? Und dann erinnert das Stück obendrein an die besten Stücke von klassischen Jazztrios, auch mit ein wenig Ragtime-Beimischung.  „Carefree Daze“ heißt es ausserdem auf der Einspielung: Zartes Gebläse mischt sich mit Besen-Gewische und dunklen Klavierklängen zu einem Ohrenschmaus. Zeitweilig hat man gar den Eindruck, man lausche einer verspielten Klarinette. Eine solche findet sich jedoch im Line-up nicht! Also:  Altsaxofon, wohl, das Angela Davis spielt? Andrea Keller zeichnet dann in ihrem Solo eine Klanglandschaft mit kleinen Stromschnellen. Und alles ist im Fluss. Und was hat das alles mit „sorgloser Benommenheit“ zu tun, so die deutsche Übersetzung des Titels? Gitarrenklang der im Off zu verschwinden scheint und die Basslast des Pianos bestimmen zunächst „Warm Voices“. Danach folgt ein Gebläseflirren und -schwirren, so als würden musikalisch Flügelschläge von Insekten eingefangen werden. Anders als im dritten Teil des Zyklus endet Teil 4 mit „Hope is the Thing with Feathers“.

© fdp 2025


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Musicians
Jenny Barnes – voice
Angela Davis – saxophone
Niran Dasika – trumpet
Theo Carbo – guitar
Stephen Magnusson – guitar
Andrea Keller – piano
Sam Anning – bass
Ben Vanderwal – drums
Kyrie Anderson – drums
Joe Talia – drums

Tracks
1.Fugitives 05:01
2.Time Takes Us 07:33
3.Yo-Yo 10:21
4.Carefree Daze 07:12
5.Warm Voices 05:45
6.Hope is the Thing with Feathers 08:38

Following the success of Transients Volume 1 & 2, both released in 2019 (Vol 1 awarded the 2019 Music Victoria Award for Best Jazz Album and nominated for an ARIA for Best Jazz Album 2019), the music for Transients Volume 3 & 4 was recorded over two days in January 2024 at Head Gap Studio, Preston.


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